Am Montag steigt das große Finale der zehnten Staffel von «Big Brother». Noch fünf Kandidaten kämpfen um den Sieg. Glenn Riedmeier schätzt ihre Siegchancen ein.
Am kommenden Montag geht die wahrscheinlich außergewöhnlichste «Big Brother»-Staffel der vergangenen zehn Jahre zu Ende. In keiner anderen Staffel wurde mehr gelästert, gestritten, gezickt und intrigiert wie in der Jubiläumsrunde. Noch nie zuvor dominierte ein einziger Bewohner das Geschehen so sehr wie Klaus. Er spaltete die Fans in rivalisierende Pros und Antis wie kein anderer. Für die einen war er der Unterhaltungsfaktor schlechthin, für die anderen schlichtweg eine menschliche Niete. Seine Methoden waren fragwürdig und umstritten. Früher oder später verscherzte es sich Klaus mit fast jedem anderen Bewohner im Haus und stand oft als Einzelkämpfer da. Klaus schien monatelang als sicherer Siegeskandidat der Staffel fest zu stehen. Einige Zuschauer wendeten sich aufgrund dieser spannungsarmen Vorhersehbarkeit im Laufe der Zeit von der Staffel ab. Sieben Mal stand Klaus selbst mit auf der Nominierungsliste. Sechs Mal ging das Spiel positiv für ihn aus, doch am vergangenen Montag, eine Woche vor dem Finale, musste er zur großen Überraschung der Zuschauer selber seinen Hut ziehen und die TV-WG für immer verlassen.
Aufgrund der erfolgreichen Nominierungsstrategie von Klaus ist etwas eingetreten, das es bisher noch bei keiner «Big Brother»-Staffel gab (abgesehen von der etwas anderen Dorf-Staffel): Es steht kein einziger der 12 "Ureinwohner", die am 11. Januar in das Haus gezogen sind, im Finale. Bisher hatten immer diejenigen Bewohner die besten Gewinnchancen, die am längsten dabei waren - nicht so in dieser Staffel. Insgesamt 32 Kandidaten gaben sich in den vergangenen sieben Monaten die Klinke in die Hand, darunter großartige Charaktere mit Profil wie etwa Katrin, Jessica, Eva, Sabrina, Harald, Jenny, Kristina und viele andere. Sie alle wurden von Klaus mit tatkräftiger Unterstützung der Zuschauer nach und nach "eliminiert". Dies hat nun zur Folge, dass es sich bei den letzten fünf Kandidaten ausschließlich um Nachzügler handelt. Timo ist von den verbleibenden Finalisten mit knapp drei Monaten am längsten im Rennen; die anderen Vier sind lediglich etwa zwei Monate im Haus. Die zehnte Staffel ist während ihrer erfolgreichen Laufzeit um zwei Monate verlängert worden. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Die aktuellen Finalisten wären ursprünglich gar nicht mehr ins Haus gezogen. Dass ausgerechnet diese fünf Kandidaten im Finale stehen, liegt zu einem beträchtlichen Teil daran, dass sie erst relativ spät eingezogen sind, während Klaus zusammen mit den Zuschauern noch die Strategie fuhr, alle alteingesessenen Bewohner heraus zu voten. Doch wer vom Best of the Rest hat die größten Chancen auf den Gewinn der 250.000 Euro?
Ganz klarer Favorit ist Timo, der blauäugige Beau. Er ist aufrichtig, geradlinig, ehrlich, gutaussehend, sympathisch und authentisch. Er war derjenige, der Klaus bei der letzten offenen Nominierung seine Meinung knallhart ins Gesicht gesagt hat. Klaus sei eine menschliche Katastrophe und des Sieges nicht würdig. Er ist somit der Kandidat, für den alle Klaus-Gegner anrufen werden. Dies beinhaltet alle Anhänger der Bewohner, die bereits in der Vergangenheit von Klaus nominiert und rausgevotet wurden. Er wird vielfach als würdiger Retter dieser Staffel gesehen. Seine Siegchancen liegen bei 60 Prozent.
Die getroffenen Klaus-Fans werden sich auf Marc konzentrieren. Das blonde Saar-Model wird gerne auch Herr Schattenberger genannt, weil er sich hauptsächlich dadurch ausgezeichnet hat, im Schatten von Klaus zu stehen. Alles was Klaus gut fand, fand auch Marc gut, und die Bewohner, die Klaus nicht leiden konnte, konnte auch Marc nicht leiden. Eine eigene Meinung vertrat der nuschelnde Sunnyboy leider nur selten. Somit wäre er lediglich ein Zwecksieger als Rache der enttäuschten Klaus-Fans. Doch ob das reicht, ist fraglich. Seine Siegchancen liegen bei 18 Prozent.
Außenseiter-Chancen kann sich die zierliche Halbasiatin Natascha ausrechnen. Sie ist die Neutralste im Haus. Sie lästert wenig, ist ausgeglichen, freundlich und harmoniebedürftig. Allerdings hat sie bisher nur wenig spannende Seiten an sich gezeigt und hält sich stets im Hintergrund. Ein paar Mitleidsanrufe könnten auch noch bedingt durch ihre übertrieben strengen Eltern für sie heraus springen. Ihre Siegchancen liegen bei 12 Prozent.
Manuela ist die Bewohnerin, an der Klaus scheiterte. Es ist jedoch anzunehmen, dass dies weniger der übergroßen Sympathie für die lebensfrohe Animateurin zu verdanken ist, als vielmehr der Überdrüssigkeit der Zuschauer in Bezug auf Klaus. Manuela ist ein stets positiv denkender Mensch, sie will gute Laune verbreiten und hat immer ein Lied auf den Lippen. Dies wird dem einen oder anderen gerne mal zu viel, doch grundsätzlich ist Manuela eine angenehme und liebenswürdige Bewohnerin. Ihr Drang zum Lästern könnte sie allerdings ein paar Anrufe kosten. Ihre Siegchancen liegen bei 7 Prozent.
Bleibt noch die älteste Bewohnerin, die jemals bei «Big Brother» mitgemacht hat: Als die 65-jährige Anne in das Haus zog, waren die Erwartungen hoch. Würde sie als weise, erfahrene Frau etwas Ruhe und Harmonie ins Haus bringen und die liebe «Big Brother»-Omi werden? Fehlschlag: Das Gegenteil war der Fall. Anne entpuppte sich als größte Lästerschwester im Haus und hetzte in alle Richtungen - auch gegen ihren vermeintlich Verbündeten Klaus. Dies dürfte der Hausältesten erheblich Sympathiepunkte bei allen Fanlagern kosten. Ihre Siegchancen liegen bei 3 Prozent.
Es bleibt abzuwarten, wer den Sieg letztendlich nach Hause tragen kann. Sicher ist nur eines: Bei den übriggebliebenen Bewohnern handelt es sich überwiegend um Zweck-Finalisten. Deutlich mehr verdient hätten den Sieg zahlreiche andere Top-Kandidaten, doch die Bewohner, die die Staffel maßgeblich geprägt haben und an die man sich auch langfristig noch erinnern wird, sind längst nicht mehr im Haus.