Das Sommerloch. Noch immer genauso tief, aber inzwischen weit weniger finster als man glauben mag. Während die Broadcaster der Vereinigten Staaten in den wärmeren Monaten zwar auch weiterhin den Kabelsendern größtenteils das Feld überlassen, werden doch immer wieder kleinere Versuche gestartet, den Zuschauer aus dem Pool vor den Fernseher zu ziehen. Wenngleich das Wetter hierzulande zu Wünschen übrig lässt, ist im Prinzip genug Unterhaltung für Serienjunkies vorhanden. Ich persönlich nutze dennoch wie viele andere die Gelegenheit, um verpasste oder nie gesehene Formate nachzuholen. Demnach keine Frage was auf dem Plan steht, wenn man bis 4.00 Uhr nachts durchhalten muss: Marathon.
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Ich schalte um – mit dem Zweiten sieht man ja bekanntlich besser. Doch auch die Dokumentation «Pekingoper auf dem Perserteppich» wirft mich nicht von der Couch. Der elektronische Programmguide (EPG) erzählt von der Überwindung kultureller Banden zwischen atheistischen Chinesen und streng-religiösen Mullahs. Das Bild zeigt die beiden Völker bei einer Art Ausdruckstanz, der mit Schwertern in der Hand ausgeführt wird. Etwas weniger ernsthaftes erhoffe ich mir beim Sprung zu RTL. Bingo: Dort läuft gerade die Wochenendausgabe von «Exklusiv», die die wichtigsten Ereignisse der letzten Tagen resümiert: Tom Kaulitz, Zwillingsbruder von Self-Made Girl Bill gibt dem Publikum eine der zahllosen «Tokio Hotel»-Weisheiten mit auf den Weg (Als Fan der ersten Stunde erinnert man sich: Die Band teilt Menschen zum Beispiel in 'Drinnis' und 'Draußies' ein): „Ich kaufe mir ein gelbes Shirt – also brauche ich auch passende gelbe Sneeker, was sonst?“ Die Stimme aus dem Off verrät, dass sich der gute Tom pro Woche in etwa zehn neue Schuhpaare leistet. Was kann man dazu noch groß sagen? Achja: Bildungsgutscheine!
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Mit aufgeweckten Ohren geht es nacheinander zu ProSieben, VOX, RTL II und kabel eins, die sich gegenseitig mit Spielfilmen Konkurrenz machen. Nicolas Cage, der sich in deutschen Gefilden einen Sprecher mit Vin Diesel teilt, verhört «Im Körper des Feindes» gerade einen zwielichten Typen über eine Bombe. Jaquin Phoenix bricht als Johnny Cash in «Walk the Line» auf der Bühne zusammen. Doch in der nächsten Szene höre ich nicht Phoenix, sondern Seth Rogen und Gerard Butler. «Body Count – Flucht nach Miami» macht sich anderweitig bemerkbar: Der EPG zeigt David Caruso (Ohne Sonnenbrille), Ving Rhames und Linda Fiorentino als wichtigste Hauptdarsteller an, während Forest Whittaker und Donnie Wahlberg on-screen zeitgleich mit Taschen voller Geld vor der Polizei fliehen. Verrückte Welt. Apropos: Bei dem Titel «Die Maske» erwarte ich automatisch Jim Carrey mit breitem Grinsen auf dem Bildschirm – stattdessen dreht sich der Film um Rocky, einen Jungen mit Gesichtsknochenverformung. Während er mit einem blinden Mädchen anbandelt, verzweifelt Zuhause seine Mutter, gespielt von Cher. Die zwei Minuten Drama bis zur Werbung gönne ich mir.
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