Statistisch gesehen

Kreuzfahrt auf den Index

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Floppt eine Serie, dann war sie wohl nicht zielgruppenaffin genug. Oder ist das ein vorgeschobener Grund?

Statistisch gesehen haben rund zwei Prozent der Deutschen schon einmal an einer Kreuzfahrt teilgenommen, deutlich weniger als bei den Briten oder Amerikanern. Aber die werden ja auch nicht von «Traumschiff» und dem «Kreuzfahrtkönig» verschreckt.

Das Szenario ist den meisten Film- und Fernsehfans glücklicherweise nur aus dem Kino bekannt: auf der Jungfernfahrt auf halber Strecke abgesoffen. Was vor rund hundert Jahren der Titanic widerfuhr, wiederholte sich nun im Programm von RTL II. Die Traumreise des «Kreuzfahrtkönig» schipperte drei Folgen lang in derart eisiger Quotensee, dass sich der Sender für die einzig verbliebene Option entschied und die Show, in der zehn Kandidaten während einer Kreuzfahrt um einen Traumurlaub kämpften, noch in der ersten Woche zu versenkte. Teure Kreuzfahrten als Showmotiv - das war offenbar nicht zielgruppenaffin genug.

Zielgruppenaffinität - ein Wort wie eine Joker-Karte, die immer dann gezückt wird, wenn es eine Erklärung braucht, warum der teure Import aus den Vereinigten Staaten so vollkommen gefloppt ist oder das neue Scripted-Dokusoapvela-Format keine Zuschauer findet. Auf gut Deutsch: Was nicht zuschaueraffin ist, wurde schlicht und ergreifend am Zielpublikum vorbeiproduziert. Was wie eine schwammige Ausrede klingt, ist von der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), die die Quotenmessung beauftragt, allerdings klar durch den Affinitäts-Index definiert, der sich nach folgender Formel berechnet: "Sehbeteiligung der Zielgruppe in % / Sehbeteiligung der Basis in % x 100". Die Basis sind dabei die Gesamtzuschauer ab drei Jahren.

Und so lässt sich sagen: Zielgruppenaffin ist der «Kreuzfahrtkönig» eigentlich schon, denn der Index der letzten Ausgabe lag bei 121, das bedeutet, die Einschaltquote in der Zielgruppe lag 21 Prozent über der des Gesamtpublikums. Schlecht wird es erst mit Blick auf die anderen Sendungen des Tages, denn weniger hatte nur der «Trödeltrupp» direkt vorher mit 112 Punkten. Die restlichen RTL-II-Programme holen eher einen Index von 150 bis 200. Woran es beim «Kreuzfahrtkönig» aber in erster Linie gemangelt hat, das sind die Zuschauer selbst und nicht die richtige Zusammensetzung. «X-Diaries - Love, Sun & Fun» hat die übrigens mit einer Affinität von 180. Alles andere wäre allerdings auch verblüffend gewesen.

Zielgruppenaffinität ist ein schönes Schlagwort, aber für sich alleine nicht sonderlich viel wert wie ein Blick auf den übrigen Mittwoch zeigt. ProSiebens Desaster am Nachmittag titels «Entscheidung am Nachmittag» etwa konnte einen Affinitäts-Index von 204 für sich verbuchen, das ist nah dran an der Familie «Simpson», die auf 217 und 220 kam. Und trotzdem könnte der Unterschied kaum größer sein: Während ersteres im September aus dem Programm fliegen wird, kann ProSieben die gelbe Familie gar nicht oft genug senden.

Dass es auch mit deutlich weniger zum Übererfolg reicht, zeigt der RTL-Nachmittag. Von «Mitten im Leben» bis «Die Schulermittler» werden rund 150 Punkte verzeichnet. Die Masse machts. Problematisch wird es allerdings, wenn weder diese, noch der Bezug zum richtigen Publikum da ist, wie beim Auslaufmodell «Eine wie keine» auf Sat.1. Das hatte am Mittwoch bei allen Zuschauern einen höheren Marktanteil als in der Zielgruppe. Die Folge: ein Affinitäts-Index von 87 und viel zu wenige Zuschauer.

Zum Abschluss noch die Tops und Flops des affinen Mittwochs: 33 Punkte für «Lotto am Mittwoch» - zugegebenermaßen an der für das ZDF falschen Zielgruppe gemessen. 241 Punkte gab es für «What's Up, Dad?» auf kabel eins, das damit sogar das darauffolgende «Two and a Half Men» in die Schranken wies.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.

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