Die Kritiker

«Polizeiruf 110: Risiko»

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Inhalt:


Der zu Beginn als behände lösbar eingestufe Mord an der 17-jährigen Schülerin Nadine verliert nach nur kurzer Zeit jeglichen Halt und treibt so einen Kiel zwischen alle in den Fall verwickelten Personen. Nachdem das Mädchen aufreizend gekleidet in einem abgelegenen Bunker gefunden wird, scheint eine aus dem Ruder gelaufene Vergewaltigung naheliegend. Zumindest für Schmücke liegen dank der Garderobe des Opfers alle Karten auf dem Tisch. Ansichten, die die neue Kollegin Nora Lindner überhaupt nicht nachvollziehen kann. Und sie soll Recht behalten: Nachdem die Obduktion eine sechswöchige Schwangerschaft offenbart, wird Eifersucht zum neuen Hauptmotiv.

Nadine, deren beste Freunde Patrick und Daniel schwer erschüttert von ihrem Tod sind, könnte die Beziehung zu letzterem zum Verhängnis geworden sein – die beiden jungen Männer stehen nun jedenfalls auf Kriegsfuß. Eine ungeahnte Wendung nimmt die Angelegenheit als Volker Kanellas, ein Mitglied des Tennisclubs, in dem Nadine gejobbt hat, angeschossen wird und im Krankenhaus landet. Patricks Vater Richard scheint mit Volker in schmutzige Geschäfte verwickelt zu sein, die auch Nadines Eltern betreffen könnten. Ein forderndes Stück Polizeiarbeit für die Kommissare.

Darsteller:


Jaecki Schwarz («Bürgerschaft für ein Jahr») ist KHK Herbert Schmücke
Wolfgang Winkler («Das Kaninchen bin ich») ist KHK Herbert Schneider
Isabell Gerschke («Mädchen über Bord») ist KOK Nora Lindner
Marie Gruber («Go Trabi Go») ist Rosamunde Weigand
Sonja Gerhardt («Sommer») ist Nadine Iwanowski
Thorsten Merten («Afrika, mon Amour») ist Hannes Iwanowski
Marita Marschall («SOKO Rhein-Main») ist Kathrin Iwanowski
Tim Oliver Schultz («Die Welle») ist Daniel Reimers
Daniel Axt («Rock it!») ist Patrick Funke
Stephan Grossmann («Der Mann aus der Pfalz») ist Volker Kanellas
Hannes Hellmann («Heiße Spur») ist Richard Funke

Kritik:


Seit inzwischen vierzehn Jahren sind die Hauptkommissare Schneider und Schmücke nun schon auf den Straßen Halles unterwegs. Das Verbrechen macht auch vor der Saale nicht Halt und so stehen den beiden Beamten inzwischen 39 gelöste Fälle zu Buche. Damit reiht man sich innerhalb der «Polizeiruf 110»-Statistik immerhin auf Platz vier ein – und noch ist ein Ende nicht in Sicht. Weshalb auch? Gerade erst wurde dem alteingesessenen Duo mit der neuen Kollegin Nora Lindner, verkörpert von der wunderbaren Isabell Gerschke frischer Schwung verliehen. Für die junge Oberkommissarin ist es erst der zweite Einsatz, und doch ist die brühwarme Dynamik nicht mehr wegzudenken. Bis sich Schmücke, der die Unterstützung selbst angeforderte, mit der weiblichen Perspektive abgefunden hat, wird noch einige Zeit vergehen – was den Zuschauer aber kaum stören dürfte. Gerschke in die Reihe einzuführen, war ein vernünftiger Schachzug und belohnt auch diesmal wieder das Einschalten.

Das Drehbuch zu «Risiko», ursprünglich «Kapitalverbrechen» getauft, stammt vom Autorenteam Xaõ Seffcheque und Jürgen Starbatty, die 2009 auch gemeinsam die Episode «Der Tod und das Mädchen» zu Papier brachten und das Skript zum gelungenen Fernsehfilm «Auf Doktor komm raus» verfassten. Ihre Sichtweise auf die Ermittlungsarbeit ist eine getreue und so kommt «Risiko» recht schleppend in Fahrt. Die ersten Minuten sind vorsätzlich etwas nüchtern gehalten – als Betrachter tappt man wie auch Schneider & Co. im Dunkeln. Nachdem man mit Nadines entsetzten Eltern sowie ihren besten Freunden Patrick und Daniel konfrontiert wurde, wird das Muster klar: Man ist den Gesetzeshütern immer exakt einen Schritt voraus und entwickelt eigene Theorien über den Tathergang. Der Film ist einerseits sehr verständlich, andererseits überaus verflochten aufgebaut. Das funktioniert besonders gut, da man sich nicht nur auf die Ermittlung konzentriert hat, sondern die Figuren beginnen, die Konsequenzen aus Nadines Tod zu ziehen und dementsprechend handeln. So bekommen Ursache und Wirkung quasi den gleichen Teil an Screentime.

Der Mittelpunkt des Filmes ist das Liebesdreieck zwischen den Jugendlichen Nadine, Patrick und Daniel. Beide Jungs sind in das Mädchen verliebt, doch nur Daniels Gefühle werden erwidert. Und obwohl herauskommt, dass Nadine von Daniel schwanger war, verbindet die Widersacher etwas Größeres als nur ihre offensichtliche Wut. Die Darsteller Tim Oliver Schultz und Daniel Axt machen ihre Sache dabei sehr gut und wecken das Interesse an der Auflösung um das Mordmysterium. Bekannt sein dürfte die Stimme letzterens: Axt synchronisierte den Hauptcharakter Hicks aus Disneys letztem Hit «Drachenzähmen leicht gemacht». Alles richtig gemacht hat man desweiteren beim Gebrauch von längeren, träumerischen Sequenzen, die mit dem Song “Closer” der Band 'Kings of Leon' unterlegt wurden. Durch einen einwandfreien Schnitt entsteht so ein durchaus stimmungsvolles Filmtheme.

Die persönliche Nebenstory um Schmückes und Linders Streit bzw. den Schlichtungsversuch zerstreut erfolgreich den Krimianteil und schenkt der neuen Kollegin nebenbei den ein oder anderen Sympathiepunkt. Die Auflösung des Falles wirkt indes glaubhaft und macht das Gesamtbild somit zu einem weiteren empfehlenswerten Fernsehabend.

Das Erste zeigt «Polizeiruf 110: Risiko» am Sonntag, den 15. August 2010 um 20:15 Uhr.

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