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Die Drehbuchschreiber von «Californication» schaffen es in den letzten Episoden dieser Season, den Charakter Hank Moody zu „intensivieren“. Sie geben ihm einen glaubwürdigen Background, sie gestalten seine Wesensstruktur noch ambivalenter – deswegen ist er nicht mehr nur der Macho, wie vielleicht noch in der ersten Staffel gedacht, sondern der Softie-Macho, der den Kampf um seine Ex-Frau Karen über alles stellt und sie abgöttisch liebt, und der Zuschauer versteht nun endlich, warum Hank sie so verzweifelt liebt. Doch Treue, Verantwortungsbewusstsein und väterliche Fürsorge bleiben seine Schwäche. Das Problem ist, dass er genau weiß, dass er all seine Ziele nicht erreichen, seine Probleme nicht lösen können wird: Er ist „kein guter Vater, sondern nur ein Vater“, wie er selbst sagt und seine weiterhin ausschweifenden sexuellen Eskapaden lassen die Chancen für eine erneute Beziehung mit seiner Traumfrau Karen gegen null tendieren. Der Denker handelt falsch. Und der Zuschauer fiebert bei all dieser Ambivalenz dieses Charakters Hank Moody mit, er würde ihm am liebsten verzweifelt zurufen: „Ändere dein Leben, bevor es zu spät ist!“ Dies aber erledigt Hanks Tochter in der Serie schon für den Zuschauer; sie projiziert deren Gedanken auf den Bildschirm und kommt daher trotz ihres jugendlichen Alters am erwachsensten und normalsten von allen Protagonisten rüber. Vielleicht, weil sie erwachsen werden muss, wenn es ihre Eltern schon nicht sind. Auch ihre Charakterisierung erfährt eine deutliche Aufwertung; die Liebesgeschichte, die sich durch die zweite Staffel zieht und gegen Ende so emotional und doch völlig normal daherkommt, macht Becca Moody zur interessantesten und ausdrucksstärksten Hauptfigur hinter ihrem Vater.
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Genau dies aber ist das spannende an «Californication»: Die Ambivalenz des Charakters Moody, der seinen Platz noch zu finden sucht, während die Welt und die Menschen um ihn herum festgefahren und unveränderlich scheinen. Während Hank aber mit seiner Ambivalenz weiterlebt, stirbt der selbstzerstörerische Lew Ashby gegen Ende der Staffel an einer Überdosis und verabschiedet die Zuschauer mit einem storytechnischen Knall in die letzte Folge. Denn die Figur Ashbys ist wunderbar geschrieben und hätte das Potenzial zu einem Hauptcharakter gehabt – dessen Tod zeigt aber auch, dass in der Serie alles jederzeit passieren kann. Von welchem fiktionalen Format kann man dies heute schon noch behaupten?
Ideal ist allerdings auch die zweite Staffel nicht gewesen: Hanks Ex-Frau Karen kommt bei der Charakterisierung zu kurz und wirkt immer noch wie ein Fremdkörper in der Serie der ansonsten so ausdrucksstarken Typen. Sie stellt oft nur eine Projektionsfläche für Hanks Ziele dar und wird gegen Ende der Staffel teils sogar idealisiert. Auch einige zwecks künstlicher Spannung eingeschriebene Storybögen, wie jener von Hanks vermeintlicher Krebserkrankung, wirken deplatziert. Aber insgesamt ist und bleibt «Californication» ein Juwel der US-Serienunterhaltung, dessen Staffelfinale eines der besten der vergangenen Jahre darstellt. Nach zwei Seasons hat es dieses Format geschafft, uns den Charakter Hank Moody so nahe zu bringen wie kaum einen anderen in der Serienwelt. Wir fühlen uns verbunden mit diesem leidenden, triebgesteuerten Menschen, der weiß, dass er immer wieder das Falsche tut und es doch nicht verhindern kann. In uns allen steckt ein wenig von Moody – vielleicht ist es das, was an dieser Figur so fasziniert.
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There's no easy way to say this so I'll just say it, I met someone. It was an accident, I wasn't looking for it, it wasn't on the make, it was a perfect storm. She said one thing, I said another, next thing I knew, I wanted to spend the rest of my life in the middle of that conversation. Now there's this feeling in my gut she might be the one. She's completely nuts in a way that makes me smile, highly neurotic with a great deal of maintenance required, she is you, Karen.