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It’s No Fun: Neue Impulse gegen Quotenstagnation

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Nach der Entlassung von RTL II-Unterhaltungschefin Julia Nicolas: Wir klären auf – was steckt hinter dieser Entscheidung? Welche Formate sorgten dafür, dass RTL II nun ein neues Verfahren zur Qualitätssicherung ausruft? Senderchef Jochen Starke erklärt Quotenmeter.de die Vorgänge in seinem Haus.

„Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Programme von RTL II künftig in größerem Maße als bisher den qualitativen Ansprüchen gerecht werden, die der TV-Sender mit dem Start seiner neuen Markenpositionierung 'it’s fun.' im vergangenen Jahr Zuschauern und Werbekunden versprochen hat“ – dieser Satz war es, der am Donnerstagabend aus dem Hause RTL II kam, verbunden mit der Meldung, dass sich der Kanal von seiner bisherigen Unterhaltungschefin Julia Nicolas trennt. Selten zuvor hat ein Sender bei der Entlassung einer Führungskraft so deutliche Worte gefunden. Das änderte sich auch am Freitag nicht – im Gegenteil. Im Gespräch mit Quotenmeter.de wurde RTL II Geschäftsführer Jochen Starke noch präziser.

„Frau Nicolas hat für den Sender viele Jahre erfolgreich gearbeitet, aber unsere neue Positionierung muss mehr als bisher programmlich ausgefüllt werden. Dazu braucht es auch in der Redaktion neue personelle Impulse“, so der RTL II-Chef. Unzufrieden war man im Sender vor allem über die Leistungen in den vergangenen Monaten. An welchen Formaten das letztlich festzumachen war, wollte man nicht exakt beantworten. Natürlich besteht aber ein Zusammenhang mit den jüngsten Flops aus dem Unterhaltungssektor.

Eine Bestandsaufnahme: An aller erster Stelle ist hier sicherlich das Vorabend-Format «Der Kreuzfahrtkönig» zu nennen, das an Tag drei nur noch 1,7 Prozent Marktanteil generierte und somit völlig inakzeptabel lief. Was RTL II besonders wütend machte? Die floppende Jochen Bendel-Show hinderte auch die neue Dokunovela «X-Diaries» an guten Quoten - mit starkem Vorprogramm wäre die filmpool-Produktion wohl gegen Ende vergangener Woche nicht unter den Senderschnitt gefallen. Erhofft hatten sich die Macher eigentlich Werte auf «Big Brother»-Niveau und darüber. Die derzeitigen Werte in Woche zwei liegen nur minimal unter denen von Woche eins.

Was floppte noch? Der neue RTL II-Montag ging in dieser Woche größtenteils den Bach hinunter: Die skurrile Show «Das Tier in mir» holte nur 4,8 Prozent, «Abenteuer Afrika» erreichte 5,4 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen. Einzig das auf 22.15 Uhr programmierte «Tattoo Attack» schaffte mit 7,2 Prozent den Sprung über den Senderschnitt. Am Dienstag legte die Sex-Beratungssendung «Generation Ahnungslos» mit nur 5,5 Prozent bei den Werberelevanten einen deutlich suboptimalen Start hin - «Zuhause im Glück» schlug sich zuletzt besser. Bei RTL II ist derzeit also vor allem die Unterhaltungsabteilung für eine gewisse Quotenstagnation verantwortlich – doch auch andere Formate wie «Dexter» und «Californication» liefen zuletzt mit sehr enttäuschenden Zuschauerzahlen.

Weil hierbei aber immerhin die Qualität stimmte, war das Entsetzen in der Chefetage wohl nicht ganz so hoch. Fakt ist aber: RTL II hat ein Quotenproblem. Die neue Strategie „it’s fun“ hat sich in Sachen Quote nicht bemerkbar gemacht – sicherlich auch ein Grund, die Stellschrauben deutlich zu verändern. In der TV-Saison 07/08 kam der Sender bei den 14- bis 49-Jährigen noch auf 6,3 Prozent, eine Spielzeit später waren es 6,1 - wie auch 2009/2010. Andere Kanäle sind an RTL II inzwischen deutlich vorbeigezogen. VOX hat die Acht-Prozent-Marke im Blick, kabel eins holte im Juli Werte von mehr als sechseinhalb Prozent, liegt bislang im August bei 7,4 Prozent und wird den Monat sicherlich mit einer 7 vor dem Komma beenden. Die beiden kleinen Sender, die lange Zeit auf Augenhöhe mit RTL II lagen, haben sich einen stattlichen Vorsprung erarbeitet. RTL II aber kam 2009/2010 in keinem Monat auf mehr als 6,4 Prozent.

Das hat man natürlich auch bei RTL II erkannt – und deshalb sagte Senderchef Jochen Starke zu Quotenmeter.de, dass die neu eingeführten Qualitätsmaßnahmen keine kurzfristige Maßnahme seien. „Es ist das Ergebnis seit geraumer Zeit senderintern angestellter Überlegungen, wie unsere Senderpositionierung noch besser mit den Programminhalten in Einklang gebracht werden kann.“ Ein wenig seltsam bleibt, dass man diese Entwicklung einzig und allein an Julia Nicolas fest macht. Auch RTL II-Programmdirektor Holger Andersen kann man bisher nämlich noch nicht gratulieren – die Quoten sprechen eher gegen als für ihn. Und: Er kannte die von Julia Nicolas entwickelten Formate und kann sie nicht so schlecht gefunden haben, wie RTL II sie jetzt darstellt.

Hierzu Senderchef Jochen Starke: „Ein TV-Sender ist keine Schraubenfabrik, sondern lebt von der Individualität vieler Köpfe – intern und extern. Da braucht es auch kreative Freiräume, wenn man keine Produkte von der Stange produzieren will. Ein neues Denken kann man nicht einfach top-down verordnen.“ Es ist also Grundsätzliches, was am Ende nicht mehr passte. „Es braucht Zeit, bis das gelebt und dann auch im Programm sichtbar wird. Und unsere „it’s fun.“-Positionierung ist ja nicht nur ein Marketingkonzept, sondern ein tiefgreifender Strategiewechsel“, so Starke zu Quotenmeter.de. Wer nach diesem Wechsel nun die Unterhaltungsabteilung leiten soll, steht aktuell übrigens noch nicht fest.

Was bleibt ist eine Unterhaltungschefin ohne Job und eine der kuriosesten Pressemitteilungen des Jahres. Wer sich nun für die Aufgabe von Julia Nicolas interessiert, dem sei gesagt: Es ist wohl einer der schwersten freien Jobs in TV-Deutschland. Es mag vielleicht einfach klingen, dass in eine gewisse Richtung fahrende Schiff wieder in die richtigen Gewässer zu bringen, es ist aber nicht einfach. Und so wird es spannend bleiben in Grünwald - der Zuschauer kann sich wohl auf ein Jahr 2011 freuen, in dem im Unterhaltungssektor viel probiert wird.

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