Glenns Gedanken

Was erlauben RTL II?!

von
Sinkende Qualität bei RTL II stellt unser Kolumnist fest - beispielsweise bei «Das Tier in mir».

Immer wenn man denkt, tiefer geht's nicht mehr, kommt von irgendwo RTL II her. Es ist ja grundsätzlich löblich, wenn ein Sender sich an neuen Eigenproduktionen versucht, anstatt einfach auf Archivware zurück zu greifen und zum gefühlt 239. Mal «Der Prinz von Bel-Air» zu zeigen. Doch was RTL II seinen Zuschauern seit dem Ende der 10. Staffel von «Big Brother» zumutet, erfüllt durchaus den Tatbestand der Publikumsbeleidigung. Nach dem Sichten der neuen Sendungen, ziehe ich es durchaus in Erwägung, Schadenersatz einzufordern. Das Grauen im Einzelnen:

Am Vorabend ist die sogenannte Dokunovela «X Diaries - Love, Sun & Fun» zu sehen. Dabei handelt es sich um eine weitere Scripted Reality, also ein Format, das so tut, als sei es eine echte Reality-Doku, aber in Wirklichkeit nur Ausbruch der Hirngespinste sadistischer Autoren ist. Das Prinzip der Sendung: Man sendet "heiße Urlaubsabenteuer" aus Ibiza und begleitet jeden Tag paarungswillige Laiendarsteller im knappen Bikini (gerne auch mal oben ohne) beim Bräunen, Balzen, Feiern und fröhlichen Dummsein. Danke für diesen intellektuellen Schlag in die Fresse.

In der Montags-Primetime geht es mit «Das Tier in mir» nahtlos weiter. Anti-Promis wie Olivia Jones und Gina-Lisa versuchen mehrere Tage wie ein bestimmtes Tier zu leben und erleben das laut RTL II "größte Abenteuer ihres Lebens". Das mag tragischerweise vielleicht sogar stimmen, denn wer sich für so ein Format hergibt und darin um Aufmerksamkeit bettelt, muss schon arg weit unten sein. Als Zuschauer empfindet man nicht mal mehr Fremdschämen, sondern nur noch pures Mitleid mit den Protagonisten, wenn diese verzweifelt versuchen, in die Familie der Kamele oder Bären aufgenommen zu werden. Da die Sendung nur leidlich unterhaltsam ist, werden zusätzlich "lustige Sprechblasen" der Tiere und andere Animationen eingeblendet.

Noch ein Stück belangloser ist im Anschluss «Tattoo Attack - Deutsche Promis stechen zu». Mal ganz ehrlich: Wirklich jeder Zuschauer müsste doch Spannenderes zu tun haben, als Menschen wie Carsten Spengemann und Alida Kurras dabei zuzusehen, wie sie sich irgendwelche Bildchen auf ihren prominenten Körper stechen lassen. Als Einschlafhilfe dient die Sendung zwar prächtig, ansonsten ist sie allerdings mehr als flüssig: überflüssig. Und so bleibt nur zu hoffen, dass die «Big Brother»-freie Zeit bald vorbei ist. Als dauerhafter Quotenbringer eignet sich jedenfalls keines der Ersatzformate.

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