Christoph Schlingensief ist tot

Der Regisseur Christoph Schlingensief ist am Samstag an den Folgen seiner Lungenkrebserkrankung gestorben. Er wurde 49 Jahre alt.

Zwei Monate vor seinem 50. Geburtstag hat Christoph Schlingensief den Kampf gegen den Lungenkrebs verloren. Die Verwirklichung seines letzten großen Traumes konnte er damit nicht mehr zu Ende bringen. Er wollte im westafrikanischen Burkina Faso ein Operndorf mit einer künstlerischen Aktion eröffnen. Das Projekt beschreibt er auf seiner Homepage folgendermaßen: "In der Nähe von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, entsteht bereits seit Januar 2010 das Operndorf mit Schulen, Film- und Musikklassen, Proberäumen, einem Gästehaus, einer Theaterbühne und einem Festsaal, Café, Restaurant, Büros, Werkstätten, Siedlungen, Fußballplatz, Agrarflächen und einer Krankenstation. Nicht in Europa am Reißbrett, nicht nach Maßgabe der Geldgeber, sondern vor Ort und nach eigenem Ermessen der dort lebenden Menschen, wird es experimentell entwickelt und wie ein Schneckenhaus von innen nach außen ausgebaut. Wir haben jetzt die Möglichkeit einen Prozess in Gang zu setzen, von dem wir nicht wissen, wie er sich fortsetzt."

Mit vielerlei Aktionen erregte der Regisseur immer wieder Aufsehen. 1998 gründete er zum Bundestagswahlkampf die Partei der "Arbeitslosen und von der Gesellschaft Ausgegrenzten" und forderte die Erwerbslosen dazu auf im Wolfgangsee zu baden um Helmut Kohls Ferienwohnung zu überfluten. Im Jahr 2000 sperrte er bei den Wiener Festwochen Asylbewerber in einen Container und forderte das Publikum vor der Staatsoper dazu auf, diese nach «Big Brother»-Manier herauszuwählen.

Privat war Christoph Schlingensief seit 1. August 2009 mit der Kostümbildnerin Aino Laberenz verheiratet. Anfang 2008 wurde der Lungenkrebs diagnostiziert, weshalb ihm der linke Lungenflügel entfernt werden musste. Im Juli 2010 folgte eine erneute Krebsdiagnose und damit ein weiterer, schwerer Rückschlag. Am 21. August starb Schlingensief an den Folgen des Krebses im Alter von 49 Jahren.