Die Flaggschiff-Reihe liegt in einem künstlichen Koma – wartend auf lebensrettende Medizin.
- Dick Wolf
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Inzwischen gibt es auch eine britische Adaption der Serie. Im kommenden Herbst geht zudem das neue Spin-Off «Law & Order: Los Angeles» on Air, das bislang sehr prominent besetzt wurde. Ohne einen Piloten produziert haben zu lassen, gab NBC im Rahmen der Upfronts 2010 bekannt, eine gesamte erste Staffel bestellt zu haben. Klar – schließlich vertraut man der geübten Hand Dick Wolfs. Oder nicht? Der Mai brachte für den 63-jährigen Filmschaffenden nicht nur Erfreuliches mit sich: «Law & Order», das Flaggschiff wurde abgesetzt. Fans und Fernsehbranche waren gleichermaßen entgeistert. Zwar konnte Staffel zwanzig im Schnitt nur 7,2 Millionen der Zuschauer von sich überzeugen, doch eine Verlängerung der Serie wurde eigentlich als reine Förmlichkeit angesehen - und das aus mehreren Gründen. Zum einen wäre da natürlich das entsprechende Prestige und die treue Fanbase, die das Original in zwei Dekaden gesammelt hat. Zum anderen hätte man mit nur einer weiteren Runde den Rekord der Serie «Rauchende Colts» gebrochen, die mit 635 Folgen die langlebigste Dramaserie der Primetime ist. Angela Bromstad, Programmchefin des Senders, hatte außerdem nur wenige Wochen vor der Absetzung erklärt, sie wolle nicht die Person sein, die «Law & Order» mit dieser verdienten Ehre vor Augen abdanken lässt.
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Bis zuletzt hielten Anhänger an der Hoffnung fest, ihre Lieblingsserie künftig im Kabelfernsehen zu verfolgen. Undenkbar ist das längst nicht mehr, vor allem wenn schon von NBC-Serien die Rede ist. «Criminal Intent» selbst wanderte erfolgreich zu USA Network – auch wenn man aktuell wieder um die Serie bangen muss. «Medium» verschlug es in der vergangenen Season zu Broadcaster CBS und «Southland» zu TNT, das darüberhinaus die Syndycation-Rechte an «Law & Order» hält. Kein Wunder, dass Turner also Wolfs erste Anlaufstelle war. Letztlich ging es ihm wohl ums Prinzip, immerhin musste er bei einem der kleineren Sender definitiv mit Budgeteinschnitten rechnen. Doch TNT war weder vor den Upfronts an einer Kompetenzteilung mit NBC, noch anschließend an der alleinigen Übernahme interessiert. Nun war auch ein Fernsehfilm nicht mehr ausgeschlossen, der der Serie zumindest ein angemessenes Finale bescheren sollte. Schließlich kam es zu Wolfs Koma-Metapher. Produzent René Balcer stimmte ihm zu und versicherte: “Noch sind wir [die Serie] nicht tot.”
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Viel hat sich Wolf anschließend nicht mehr zur Lage geäußerst – er unterschrieb einen Vertrag über zwei Bücher und konzentriere sich sonst weitesgehend auf die Arbeit am neuesten Spin-Off. Die Möglichkeit eines Fernsehfilms stand allerdings noch immer im Raum, bis zur TCA Press Tour, die Wolf nutzte, den Gerüchten einen Riegel vorzuschieben. “Ich bin extrem enttäuscht, dass die Serie nicht zurückgekommen ist ... das ist das Geschäft, das ist das Leben. Es gibt inzwischen keine Gespräche mehr, die Serie zu einem anderen Sender zu bringen. Sie ist jetzt Teil der Geschichtsbücher.” Was Fans bislang hoffen ließ, war stets Wolf selbst, der sein Urstück nicht ohne zufriedenstellendes Ende ziehen lassen wollte. Mit seiner endgültigen Resignation kann das Kapitel «Law & Order» nun, nachdem auch die letzten Wochen nach dieser Äußerung nichts Neues brachten, endgültig geschlossen werden.