Der Erfolg einer «Popstars»-Staffel und ihrer Band hingen bislang immer eng zusammen. Dieses Mal dürfen die Kandidaten nach dem Auftakt optimistisch sein.
Statistisch gesehen singen 58 Prozent der Deutschen unter der Dusche. Viele unterschätzen jedoch, wie stark die Kabinenakustik und Wasserrauschen ihre schiefen Töne wegfiltert und bewerben sich dann bei «Popstars».
Zum mittlerweile neunten Mal sucht ProSiebens Erfolgsshow «Popstars» nach jungen Gesangstalenten, um sie zu einer erfolgreichen Pop-Band zu formen. Das jedenfalls ist die Zielvorgabe und der Traum tausender Kandidatinnen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren, die auch dieses Mal wieder zu den Castings strömten. Dass die Realität zuletzt komplett anders aussah, scheint die Vorfreude kaum zu trüben - vielleicht auch, weil sich bereits niemand mehr an die glücklosen Gewinner der letzten Staffel erinnert. Wem sagt denn der Name Some & Any schon noch was?
Zur Erinnerung: Some & Any, ein Bandname, für den Jury und Moderatoren in der Vorfinalshow zu Recht von der Bühne gebuht wurden, das waren Vanessa und Leo, die beiden Kandidaten, die sich beim Wettstreit um Deutschlands neuestes Popduo im Telefonvoting durchsetzen konnten und die schon wenige Tage später eigentlich schon niemand mehr kannte. Die Debütsingle "Last Man Standing" stieg auf Platz 16 ein, das Album "First Show" auf Platz 47 - und es sollten jeweils die letzten ihrer Art bleiben. Nach sieben Wochen waren Some & Any bereits für immer aus den deutschen Charts verschwunden; fünf Monate nach der Gründung löste sich das Duo mangels Erfolg wieder auf. Und die Betreiber der Band-Homepage haben es scheinbar bis heute nicht mitbekommen.
Aus diesem Desaster zogen die Macher von Popstars für die neue Staffel ihre Lehren: Schluss mit den Experimenten, zurück zu bewährten Formeln. Im Klartext: Dieses Mal wird wieder eine reine Girlband gesucht. Das klappte mit den No Angels, das klappte mit Monrose und auch Queensberry kann man getrost zu den erfolgreicheren «Popstars»-Bands zählen. Aber sind Girlbands wirklich ein solcher Selbstläufer? Natürlich nicht. Der offensichtlich größte Faktor für den Erfolg der späteren Band ist logischerweise die Anzahl an Zuschauern, die mitfiebern und sich hinterher auch die CDs oder Downloads kaufen.
Betrachtet man die Reichweiten der Staffelfinals, die auf ProSieben liefen und vergleicht mit den musikalischen Erfolgen, so erlebt man zunächst eine kleine Überraschung: Nicht die Zuschauerzahlen in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind der beste Erfolgsindikator, sondern die Zahlen der Zuschauer außerhalb der Zielgruppe, was wohl an einer großen Kundschaft im Alter von 13 Jahren und jünger liegen muss. Anhand des Finales den Erfolg zu prognostizieren ist natürlich witzlos, weil man diesen sowieso schon am selben Abend in den Download-Charts ablesen kann. Glücklicherweise klappt das aber auch mit den Reichweiten der Auftaktsendung ziemlich gut. Mit dem Erfolg der «Popstars» verhält es sich nämlich so:
Allein mit den Reichweiten der Auftaktsendung beim Publikum außerhalb der 14 bis 49 sowie der Anzahl an Episoden in der Staffel - je mehr desto schlechter - ließ sich in den letzten sechs Staffeln ziemlich gut der spätere Erfolg vorhersagen - völlig egal ob Girlband oder Boygroup. Für die neue Band gilt: 530.000 Zuschauer außerhalb der Zielgruppe sahen zu, 17 Episoden wird es geben. Popstars 2010 - hier ist eure Zukunft!
Und die sieht ja so schlecht gar nicht aus. In den drei Jahren nach dem Finale werdet ihr sechs Songs veröffentlichen, vier, vielleicht fünf davon schaffen es in die Top 10, einer an die Spitze der Charts - es wird vermutlich eure Debüt-Single sein. Aber selbst das hat die letzten drei Staffeln keine Band mehr geschafft. Wie es nach den drei Jahren weiter geht, da wird die Kristallkugel etwas milchig, das kann alles bedeuten. Auf jeden Fall werdet ihr bis dahin aber zusammenbleiben, auf Zickenkrieg muss man sich also nicht einstellen.
All diese Prognosen gelten natürlich nur, wenn es nicht wieder so einen grandiosen Bandnamen wie Some & Any gibt. Und das kann ich leider beim besten Willen nicht vorhersagen.
Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.