Story
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ – nach dieser Devise hat der erfolgreiche Investmentbanker Andreas immer gelebt. Er steht kurz vor einem weiteren großen Deal: dem Verkauf des kleinen Medikamentenherstellers Pharma Votec an einen Großinvestor. Doch dann ändert sich alles, als seine Frau Julia, die unter schweren Depressionen leidet, unerwartet stirbt. Julias Freundin Sarah, die mit ihr das Zimmer in der Nervenheilanstalt teilte, flieht aus der Klinik und versteckt sich in Andreas` Wohnung bis er sie entdeckt. Sie erzählt ihm von ihrem Verdacht, dass illegale Medikamententests an den wehrlosen Patienten durchgeführt werden und seine Frau ein Opfer dieser Experimente wurde. Julia habe ein Medikament von Pharma-Votec genommen, das gerade erst die Zulassung passiert habe und womöglich zu ihrem Suizid führte. Sarah bittet Andreas sie nicht auszuliefern, dafür wird sie ihm helfen die Wahrheit über Julias Tod zu erfahren. Andreas ist wie vor den Kopf gestoßen und handelt zum ersten Mal in seinem Leben impulsiv. Er flüchtet mit Sarah, versteckt sie vor der Polizei und fährt mit ihr über die Grenze nach Österreich. Inwiefern Andreas ihr trauen kann, bleibt zunächst unklar, denn sie ist die Frau des Psychiatrie-Professors Merlow und befindet sich seit Jahren wegen ihres auffällig aggressiven Verhaltens in der geschlossenen Abteilung der Merlowschen Klinik. Trotz des gemeinsam Erlebten bleibt Andreas somit Sarah gegenüber misstrauisch, denn in Wien angekommen deckt er Ungereimtheiten in ihrer Story auf. Doch der Verdacht erhärtet sich, dass tatsächlich illegale Medikamente an den wehrlosen Patienten ausprobiert werden. Als auch Professor Merlow sich auf die Suche nach seiner Frau macht, überschlagen sich die Ereignisse. Andreas vertraut sich seinem besten Freund Carl an, der aber zwischen freundschaftlicher Hilfe und Erfolgshunger hin und her gerissen ist.
Darsteller
Jessica Schwarz («Romy») ist Sarah Merlow
Fritz Karl («Das Geheimnis der Wale») ist Andreas Mersfeld
Tatjana Alexander («SOKO Wien») ist Julia Mersfeld
Filip Peeters («Der Bulle und das Landei») ist Prof. Heinrich Merlow
Kai Scheve («Richterin ohne Robe») ist Carl Jungk
Rainer Egger («Heimat zu verkaufen») ist Anton Seiler
Hary Prinz («Heimat zu verkaufen») ist Dr. Braunweiler
Johann Adam Oest («Liebe ist nur ein Wort») ist Roland Brücker
Martin Brambach («Barfuß bis zum Hals») ist Geschäftsführer Votec
Kritik
Der von der Wiener Produktionsfirma Mona Film für das ZDF hergestellte Spielfilm «Lautlose Morde» ist ein packender Fernseh-Krimi, dessen Stärke vor allem in der durchdachten und anspruchsvollen Geschichte sowie den überzeugenden Schauspielern liegt. Wenn das ZDF «Lautlose Morde» als „Fernsehfilm der Woche“ ankündigt, dann wird der schon 2009 in Frankfurt und Wien gedrehte Film diesem Anspruch vollends gerecht. Dazu trägt der gute gewählte Cast bei. Die Schauspieler verleihen ihren unterschiedlichen Figuren eine authentische Darstellung, so dass das gewollte Spiel mit emotionalen Faktoren erst möglich wird. Denn Vertrauen und Freundschaft sind die großen Themen, die über der Geschichte stehen, die eine ganz eigene Dynamik hat. Ein großer Vorteil in dem Drehbuch von Don Schubert ist die Tatsache, dass der Zuschauer selbst nicht allwissend auf das Geschehen blickt, sondern im Detail auch gewissermaßen involviert wird. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass er auch die Vertrauensfragen des Filmprotagonisten Andreas, gespielt von Fritz Karl, hat und nicht gänzlich beantworten kann. Die ganze Wahrheit kommt erst zum Schluss ans Tageslicht, was den Film in jedem Fall spannend hält. So wird auch für die Geschichte sensibilisiert, weil beispielsweise der Charakter der aus der Nervenheilanstalt entflohenen Sarah Merlow sehr undurchsichtig gezeichnet ist und ihre Absichten nicht sofort klar werden. Das bietet nicht nur Spannung und Nervenkitzel, sondern auch eine Storyline, die tiefgründig erscheint. Welches ist die Wahrheit im Film? Wer ist auf der guten und wer auf der bösen Seiten? Fragen, die man sich als Zuschauer während dem Genuss des Films stellt.
Immer wieder werden im Laufe der facettenreichen Geschichte gerne auch allmählich abgesteckte Grenzen zwischen Gut und Böse wieder verwischt. Der Zuschauer erlebt den Film fast aus der Perspektive des Hauptcharakters, der in verschiedenen Situationen nicht weiß, wem wer vertrauen kann. Die gleichen Fragen werden beim Zuschauer ebenfalls aufgeworfen, so dass er sich vollends mit der Hauptfigur identifizieren kann, seine missliche Lage nachvollziehen kann. Noch hinzu kommt die Tatsache, dass Carl, der Freund des verzweifelt auf der Suche nach der Wahrheit befindlichen Andreas, zwischen seinen freundschaftlichen Diensten und der Chance auf den großen Deal abwägen muss. Und da auch Freundschaft auf Vertrauen basieren, passt dies nur allzu gut in die Grundthematik des Films, der auch zum Nachdenken anregt. Das Drehbuch von «Lautlose Morde» hält eine atemberaubende Geschichte parat, die sehr durchdacht und logisch wirkt. Die Umsetzung von Regisseur Jörg Grünler ist ebenso ansprechend. Sie nimmt den Zuschauer mit auf die Suche nach der Wahrheit, die Andreas im Film erst am Ende findet. An manchen Stellen wir nicht nur der Hauptdarsteller im Film getäuscht, sondern auch dem Zuschauer glaubhaft etwas vorgemacht, so dass auch für ihn die Wahrheitsfindung neu beginnt.
Insgesamt kann der ZDF-Krimi «Lautlose Morde» also mit einem tiefgründigen, durchdachten Drehbuch aufwarten, das untermalt mit ansprechender Umsetzung durch Filmcrew und Schauspieler ein gelungenes Gesamtpaket abgibt. Wer anspruchsvolle Filme mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Denn es bleibt letztlich dem Zuschauer selbst überlassen, ob er sich auf das Verwirrspiel um Vertrauen einlässt oder nicht.
Das ZDF zeigt «Lautlose Morde» am Montag, den 13. September 2010 um 20.15 Uhr.