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Im Stand-Up zu Beginn wurden die kontroversen Themen des Sommers im Eiltempo durchgepaukt: Sarrazin, Kachelmann und das Ende der Bundeswehr. Nicht ein Wort oder eine Anspielung erlaubte sich Schmidt zu seinem Sat.1-Wechsel, obwohl das Thema Anfang der Woche durchaus nicht nur branchenintern gehandelt, sondern überall vermeldet wurde. Der neu eingekaufte ProSieben-Parodist Max Giermann hatte nach dem zähen Stand-Up seinen ersten Auftritt als Imitator unseres Bundespräsidenten Christian Wulff. Da dieser aber zu wenige Merkmale und Auffälligkeiten vorweisen kann, um eine gute Parodie daraus schnitzen zu können, ging Giermanns per Clip zugespielte Witzelei ziemlich daneben. Hoffentlich lassen sich in den kommenden Sendungen Prominente finden, die sich auch gut parodieren lassen.
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Harald Schmidt selbst wirkte engagiert und professionell – von Lustlosigkeit war wenig zu spüren, leider dafür umso mehr von Humorlosigkeit. Ein Feuerwerk guter Gags war die Schmidt-Premiere wahrlich nicht, die typisch bissige Satire war dennoch über weite Strecken vorhanden. Der Interviewgast zum Ende der Show hieß diesmal Ernst Prost, Geschäftsführer der deutschen Firma Liqui Moly. Mit dem Unternehmer wurde eine Brücke geschlagen zur ersten «Harald Schmidt»-Sendung vor einem Jahr, die ebenfalls einen Geschäftsmann einer Traditionsfirma (Wolfgang Grupp von Trigema) zu Gast hatte. Leider erwies sich das Prost-Gespräch als belanglose Farce und ließ den überraschenden Charme vermissen, den die Schmidt-Interviews zuletzt hatten und einige legendäre Diskussionen innerhalb der Sendung hervorbrachten (beispielsweise mit Rainald Goetz). Es war also wahrlich nicht der beste Schmidt, den die Zuschauer am Donnerstag einschalten konnten. Hoffen wir, dass er sich seine komödiantischen Kräfte schon für den Sat.1-Neuanfang aufspart.