Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der vielleicht bekanntesten Quizshow der Welt.
«Jeopardy!» wurde am 17. Oktober 1994 bei RTL geboren und war eine exakte Kopie der gleichnamigen, amerikanischen Gameshow, die im Jahr 1964 das erste Mal über die dortigen Bildschirm lief. Doch selbst in Deutschland war das grundsätzliche Spielprinzip vor seiner 1:1-Adaption bereits bekannt, da es ab 1990 die Grundlage für die Reihe «Riskant!» bildete, die ebenfalls von RTL gezeigt wurde.
Im Gegensatz zu anderen Quizshows galt es bei «Jeopardy!» und seiner deutschen Variante nicht, Fragen richtig zu beantworten, sondern zu vorgegebenen Antworten, die kleinen Umschreibungen glichen, die passende Frage zu finden. Das klang zwar zunächst originell, entpuppte sich aber schnell als Enttäuschung, da die Kandidaten lediglich die Wortgruppen „Wer ist...?“ oder „Was ist...?“ vor die Antworten setzten. Gespielt wurde mithilfe einer Ratewand, auf der sich 30 Fragen aus sechs Kategorien mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden befanden. Diejenigen, die jeweils zuerst die korrekten Fragen stellen konnte, bekamen den entsprechenden Betrag gutgeschrieben. Bei einer falschen Frage gab es Punktabzug. Der Spieler oder die Spielerin mit dem höchsten Endstand bekam die erzielten Punkte in DM ausbezahlt und durfte in der kommenden Sendung noch einmal antreten – jedoch höchstens fünf Mal. In den USA wurde diese Deckelung im Jahr 2003 abgeschafft, was dazu führte, dass der Kandidat Ken Jenkins im Jahr 2004 insgesamt 74 Mal antreten und eine unerreichte Summe von 2,5 Millionen US-Dollar gewinnen konnte.
«Riskant!», die deutsche Version der frühen 90er Jahre, wurde von der Eislauflegende Hans-Jürgen-Bäumler moderiert. Er las die Antworten in einer grauen, futuristischen Kulisse vor und bat regelmäßig seinen Zufallsgenerator „Zuffi“ durch ein Finger-Schnipsen um Mithilfe. Das spätere Remake «Jeopardy!» bekam dann nicht nur den Originaltitel, sondern auch die gleiche Kulisse und die selbe Titelmusik wie das amerikanische Original verpasst. Obwohl seit dem Ende von «Riskant!» mittlerweile vier Jahre ins Land gezogen waren, wirkte die neue Show viel altbackener als ihr Vorgänger. Als Moderator konnte jedoch mit Frank Elstner eine wahre Fernsehikone gewonnen werden. Er hatte zu Beginn der 80er Jahre die ZDF-Sendung «Wetten, dass...?» erfunden und war im Jahr 1993 zu RTL gewechselt. Dort präsentierte er zunächst den «Wetten, dass...?»-Klon «Aber Hallo!» und dann mit «Flieg mit Air-TL» einen der größten Flops der 90er. In einem Interview rechtfertigte er sein Engagement bei der täglichen Quizshow damit, dass er sich nicht vorbereiten müsse und einfach nur zur Aufzeichnung kommen brauche.
Beide RTL-Varianten des Ratespiels starteten im werktäglichen Nachmittagsprogramm gegen 17 Uhr. Während Elstner mit seiner Show dort bis zu ihrem Ende verbleiben konnte, musste Bäumler nach rund zwei Jahren im Rahmen einer umfassenden Neuausrichtung des Kanals auf den Vormittag umziehen. Trotz guter Reichweiten entschied sich RTL, Elstners Version mit Ende des Jahres 1998 aufgrund der zu alten Zielgruppe auslaufen zu lassen. Aus dem gleichen Grund wurde der Vorgänger im Jahr 1993 ebenfalls aus dem Programm genommen.
Der kleine Fernsehsender tm3 erbarmte sich wenig später und belebte das Format ab September 1999 noch einmal neu. Nun verlas der unbekannte Nachrichtensprecher und NDR-Moderator Gerrit Danz die weniger anspruchsvollen Fragen am Vorabend. Nach etwas mehr als einem Jahr wurde das Quiz dann allerdings aufgrund der Umstrukturierung des Senders in den Gewinnspielkanal 9Live zum nunmehr dritten Mal verstoßen.
«Jeopardy!» wurde (zuletzt) am 29. Dezember 2000 beerdigt und erreichte insgesamt ein Alter von rund neun Jahren. Die Show hinterließ den Moderator Frank Elstner, der im neuen Jahrtausend zum Südwestfunk wechselte und dort den Klassiker «Verstehen Sie Spaß?» sowie die wöchentliche Talkshow «Menschen der Woche» übernahm. Das Konzept von «Jeopardy!» aber ruhte nicht ewig, denn im September 2016 wurde es vom Retro-Kanal RTLplus reaktiviert und geistert fortan unter der Leitung von Joachim Lambi durch das digitale Spartenprogramm.
Möge die Show irgendwann ihren Frieden finden!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der täglichen Quizkonkurrenz von Sat.1.