Immer mehr Scripted Realitys im deutschen Fernsehen - unser Kolumnist über den Trend.
Fernsehen kann manchmal so weh tun. Nicht nur gefühlt gibt es immer mehr Scripted Reality-Formate im deutschen Fernsehen. Mit «X-Diaries» und «Schicksale» kamen jüngst zwei weitere fragwürdige Formate hinzu. In «X-Diaries», einem Format des neuen Qualitätssenders RTL II, konnte man zumindest in den ersten zwei oder drei Wochen noch kleine Hoffnungen setzen. Die schönen Urlaubsbilder machten einige Storyschwächen wett und zum Fremdschämen beim Abendbrot reichte das Format allemal.
Die nachwievor guten Quoten der Sendung sind aber auch deshalb total unverständlich, weil sich in dem Format alles auf langweiligste Art und Weise wiederholt. Ein paar Nackte, die um Typen buhlen, die Geschichten des Mitschleppens der kleinen Schwester, Familienprobleme – im besten Fall mit übergewichtiger Mutter. Im Normalfall ist «X-Diaries» also schon nach neun Wochen nicht mehr ansehbar.
Das neue Sat.1-Format «Schicksale» meint es hier nicht besser mit den Zuschauern: Zwar sind die Geschichten abwechslungsreicher, hier ist es aber die übertriebene Effekthascherei, die eigentlich sofort um Umschaltfaktor wird. Für Sat.1-Verhältnisse sind die Quoten des Trash-Formats Gott sei Dank auch schlecht. Es gibt aber zu denken, dass die beiden Formate zusammen zwischen 19.00 und 19.30 Uhr auf 15 bis 16 Prozent Marktanteil kommen. Armes TV-Deutschland.
Manuel Weis