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Wirklich geschadet haben ihm seine Eskapaden allerdings nie, denn Töpperwien besitzt eine Eigenschaft, die vielen Menschen fehlt: Integrität. Wer sich wie der Kommentator seiner eigenen Position, seiner Stärken, seiner Schwächen und seiner gelegentlichen Dummheiten bewusst ist, macht sich unangreifbar und trotzt jedem Kritiker. Genau damit prägte Töpperwien den Fußballjournalismus des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, war sich weder für unbequeme Fragen noch für Freundschaften mit Spielern oder Trainern zu schade und stellte sich bei Interviews gerne mit ins Bild. Oftmals wurde dem bekennenden Eintracht Braunschweig-Fan deswegen Unparteilichkeit und fehlende Distanz vorgeworfen, doch für Töpperwien war sein Beruf Berufung und Fußball sein Leben. Im Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte Töpperwien jüngst: «Fußball ist für mich: Nass werden, ‘ne Bratwurst und ‘ne Bierdose in der Hand» - und das geht eben am besten, wenn man nicht nur dabei, sondern mittendrin ist.
Doch die Zeiten haben sich geändert: Das Privatfernsehen macht Fußballübertragungen zu millionenschweren Samstagabendevents und überdachte Stadien mit VIP-Logen fördern die Bequemlichkeit der Fans. Der Fußball ist erwachsen, professioneller geworden und vielleicht hat einer wie Töpperwien, der lieber mit infantiler Begeisterung als mit kalter Arroganz kommentiert hat, genau darauf keine Lust mehr. Am Samstag noch wird er die Partie Bremen gegen Hamburg kommentieren, am Sonntag geht er an seinem 60. Geburtstag nach 37 Jahren beim ZDF und 1444 Kommentatorpartien in Frührente. Und ob man die Reporterlegende nun mag oder nicht: Verdient hat er es sich.