Das Thema des Monats:
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Was haben persönliche Schicksalsschläge überhaupt mit der Bewertung eines Talents zu tun? Wieso müssen diese derart öffentlich breit getreten werden? Ohne den Verlust eines geliebten Menschens oder einer unheilbaren Krankheit, scheint kein Kandidat mehr in die Show kommen zu können. Dabei ist man doch auf der Suche nach herausragenden Leistungen und nicht bei «Deutschlands tragischste Geschichten». Der Sender selbst prägte dafür vor kurzem in einem anderen Zusammenhang den Begriff des „Emotainments“.
Die künstliche Verlängerung unspektakulärer Ereignisse und die übertriebene Zurschaustellung von persönlichen Schicksalen wird bei RTL jüngst inflationär verwendet. Diese „RTLisierung“ macht kaum noch vor einem Format halt und führt dazu, dass alle Produktionen des Senders gleich und austauschbar sind. Egal ob «Supertalent», «DSDS», «Die 25...» oder die täglichen «Punkt»-Magazine. Überall der gleiche Mist.
Die Zahl des Monats:
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Erbärmlich war auch die Auswahl der „prominenten“ Spieler. Mit den «Big Brother»-Bewohnern Iris Katzenberger (Mutter von Doku-Sternchen Daniela) und Porno-Klaus sowie Call-In-Moderatorin Bettie Ballhaus und AstroTV-Gesicht Malkiel traten Menschen an, die kaum jemand außer deren engsten Angehörigen kannte. Wenn es so schwer ist, bekannte Teilnehmer für die Show zu finden, sollte man vielleicht wieder auf klassische „Normalos“ setzen. Doch diese Gattung scheint im deutschen Fernsehen mittlerweile ausgestorben zu sein.
Lieblinge des Monats:
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Bereits im August lief mit «Me, too – Wer will schon normal sein?» ein besonderer Geheimtipp in den deutschen Kinos an. Der spanische Film von Álvaro Pastor Gaspar und Antonio Naharro handelt von Daniel, der obwohl er am Donw-Syndrom leidet, ein Studium abschließt und eine Arbeit in einem Büro beginnt. Dort verliebt er sich unglücklich in seine Kollegin, denn zwischen ihnen steht mehr als nur die unterschiedliche Chromosomenzahl.
Die Geschichte basiert frei auf dem Leben des Hauptdarstellers Pablo Pineda, der tatsächlich als erster Mensch mit Trisomie 21 einen Uni-Abschluss erhielt. Pineda zeigt in seinem Debüt, was für ein hervorragender Schauspieler er ist und steht seiner brillanten Partnerin Lola Dueñas in nichts nach. Und das nicht nur, weil er eine Behinderung hat. Erfrischend ist es auch, dass die Story erst nach Daniels Abschluss ansetzt und er damit nicht mehr um eine soziale Anerkennung kämpfen muss. So bleibt viel Raum für die Liebesgeschichte, die zeigt, dass auch Menschen mit Behinderungen unter Liebeskummer und Herzschmerz leiden können. Schön inszeniert und sehr gut synchronisiert. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte das schnellstens nachholen.
Der Aufreger des Monats:
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Der Haufen des Monats:
Den Preis für den größten Dünnpfiff des Monats erhält – wer hätte es gedacht? – ebenfalls der Sender RTL für die jüngsten Entwicklungen in seiner Soap «Unter Uns». Dort wurde kürzlich die Rolle der Anna Weigel zum zweiten Mal umbesetzt. Um diesen Recast inhaltlich plausibel zu machen, erlitt die „alte Anna“ einen tragischen Unfall, bei dem sie sich durch heißes Frittierfett das Gesicht verbrannte. Es waren dadurch mehrere Operationen nötig, die ihr Gesicht so sehr veränderten, dass sie nicht einmal mehr von ihrer Mutter erkannt wurde. Selbstverständlich blieb nach der OP nur das neue Gesicht und nicht etwa eine Narbe zurück. Dafür schrumpfte die Figur um ein paar Zentimeter und bekam eine neue Augenfarbe. Das sind Geschichten, die das Leben schreibt...
Und sonst noch...
...nervt es bei RTL, dass egal welches Format man schaut, sämtliche Höhepunkte bereits in den Zusammenfassungen zu Beginn der Sendung oder in einer Vorschau vor dem Werbeblock verraten werden. Letztlich reicht es sich nur noch diese beiden Elemente anzuschauen. Der Rest des Programms besteht sowieso nur noch aus Countdowns, langgezogenen Pausen und künstlichem Herzschlag.
«Der Richterspruch»: Christian Richter blickt bei Quotenmeter.de auf die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Wochen zurück und kürte die „Lieblinge“ und den „Haufen“ des Monats.