Sowas passiert, wenn ein Superganove Kinder adoptiert, um den Mond zu stehlen: «Ich – einfach unverbesserlich» bringt frischen Spaß für jede Altersklasse.
Die vergangenen Jahre überhäuften den geneigten Kinogänger mit Filmen über Superhelden. Doch was macht eigentlich die andere Superseite des Rechts? Diesen Herbst gehen sogleich zwei Animationsfilme dieser Frage nach: Dreamworks Animation präsentiert demnächst mit «Megamind» im US-Original Will Ferrell als Alien-Superschurken, und jetzt schickt Chris Meledandri (der Produzent von «Ice Age 1 & 2») den osteuropäischen Ganoven Gru ins Rennen um den Titel des bösesten Schurken der Welt. Dieser wird in der englischen Fassung von Ferrells Kupferstecher Steve Carell gesprochen und kommt ganz ohne Superkräfte aus. Dafür muss er sich mit drei vorlauten Waisenkindern herumschlagen…
Gru (deutsche Stimme: Oliver Rohrbeck) führt ein ganz gemütliches und zufriedenes Leben als Superschurke: Er hat eine imposant-unheilschwangere Ganovenvilla, die das Panorama einer Vorstadtidylle zerstört, er kann problemlos durch die Straßen wandern und den Passanten das Leben schwer machen und er hat einen gigantisches Kellerlabor voller kurioser Helferlein und einem alten, genialen Wissenschaftler. Dieses Jahr lief es mit den Verbrechen nicht ganz so glatt, ja, er wurde sogar von einem Unbekannten in Sachen Bösartigkeit übertrumpft, doch wozu hat man geniale Pläne? Gru wird einfach den Mond stehlen und sich so an die Spitze der Unterwelt katapultieren! Wäre da bloß nicht dieses elendige Finanzproblem, das Gru die Umsetzung seines Plans vermiest. Er erhofft sich Hilfe bei der Schurkenbank, welche ihm allerdings nur gegen gewisse Sicherheiten einen Kredit genehmigen möchte: Gru soll den für seinen Plan bedeutsamen Schrumpfstrahler stehlen. Dabei platzt ihm jedoch der arrogante Newcomer Vector (deutsche Stimme: Jan Delay) dazwischen. Nachdem Vector sich den Strahler gekrallt hat, sucht Gru nach Möglichkeiten, ihn wieder zurück zu stehlen und kommt schließlich auf einen ganz gerissenen Plan: Er adoptiert drei Kekse verkaufende Waisen, um so Zugang zum Versteck des verfressenen Vectors zu erhalten. Aber natürlich haben die drei Waisen ihren eigenen Kopf…
Mit «Ich – einfach unverbesserlich» expandiert nun auch Universal Pictures in den lukrativen Markt für Computeranimationsfilme. Via Chris Meledandris neu gegründetem Studio Illumination Entertainment bemüht sich der Hollywood-Riese, den eingesessenen Trickschmieden Konkurrenz zu machen. Vorausgesetzt, dass Meledandris Studio auf «Ich – einfach unverbesserlich» gleich bleibende Qualität folgen lässt, kann man bereits folgendes Urteil fällen: An den derzeitigen Meister Pixar reicht niemand heran, aber unter Animationsfreunden könnten Diskussionen losbrechen, wer der Vizemeister ist. «Ich – einfach unverbesserlich» reicht weder technisch noch künstlerisch an Dreamworks’ «Drachenzähmen leicht gemacht» heran, toppt aber in sämtlichen Belangen mit spielender Leichtigkeit «Für immer Shrek».
Was «Ich – einfach unverbesserlich» aus dem Stand zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Filme von Dreamworks, Blue Sky Studios (die «Ice Age»-Reihe) und Sony («Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen») macht, ist seine überzeugende Mischung aus jeder Menge Witz und einem feinen Gespür für Emotionen. Der Oberschurke Gru wächst einem aufgrund seiner bodenständigen Art schnell ans Herz und man sorgt sich darum, dass es den drei niedlichen Waisenkindern bei ihm gut geht. Gleichzeitig bleibt «Ich – einfach unverbesserlich» herzerfrischend leicht und bietet dank seines schurkischen Protagonisten sehr viel trockenen Witz, während dessen großartigen gelben Geschöpfe, die Minions, für fantasievollen Slapstick und anarchische Blödeleien zuständig sind. Das Timing ist großartig und so sitzt in «Ich – einfach unverbesserlich» nahezu jeder Gag. Auch die Synchronisation ist stimmig: Die Kindersprecher kommen sehr natürlich rüber, der «Die drei ???»-Sprecher Rohrbeck ist wie immer über jeden Zweifel erhaben und sogar Jan Delay weiß zu überzeugen. Allerdings weniger aufgrund eines etwaigen Schauspieltalents, sondern weil seine Rolle des selbstverliebten Vector von ihm durch Näseln unterwanderte Coolness und Arroganz verlangt. Das kann er perfekt und setzt es äußerst komisch ein.
Technisch befindet sich «Ich – einfach unverbesserlich» im unteren Top-Bereich: Die Welt des Film ist etwas grell geraten und in schlechteren Momenten etwas steif, was durch das Figurendesign verstärkt wird, doch die Animatoren schenkten ihren Figuren eine sehr überzeugende Mimik, insbesondere in den zahlreichen komischen Momenten. Grus Schurkenvilla entschädigt derweil mit ihrer Detailfülle derweil für die sonst eher übersichtlich gehaltene Alltagswelt. Und wer sich für die 3D-Fassung entscheidet, bekommt sehr effizient genutzte, eindrucksvolle Effekte, die aber nicht zum Selbstzweck verkommen.
Fazit: «Ich – einfach unverbesserlich» ist eine einfallsreiche Superschurkenkomödie voller Witze für jede Publikumsschicht und mit sympathischen Figuren, die man schnell lieben lernt. Der Film reicht nicht ganz an die künstlerische Tiefe oder Dramatik der neusten Pixar-Filme heran, überzeugt aber mit seinem hohen Tempo und einer beachtlichen Gag-Trefferquote.