US-Fernsehen

Pilot Watch III: Von «Better With You» bis «The Defenders»

von
Die Quotenmeter.de-Redakteure warfen einen Blick auf neue Fernsehserien und gaben ein erstes, kurzes Urteil über die Neulinge ab.

«Better With You»


Inhalt: Drei Paare in unterschiedlichen Stadien ihrer jeweiligen Beziehung: Maddie (Jennifer Finnigan) und Ben (Josh Cooke) sind nun schon seit neun Jahren zusammen – und bezeichnen ihre ehelose Lebensgemeinschaft als eine Entscheidung ohne Zweifel. Bei Maddies Schwester Mia (Joanna Garcia) sieht es hinsichtlich der Liebe ganz anders aus. Nach gerade einmal siebeneinhalb Wochen geht sie mit ihrem Freund Casey (Jake Lacy) schon die spontane Verlobung ein. Maddie ist entgeistert und erhofft sich Unterstützung durch ihre Eltern, die inzwischen seit 35 Jahren ein Bett teilen. Doch Joel (Kurt Fuller) und Vicky (Debra Jo Rupp) sind nur froh, das zumindest eine der beiden Töchter den Bund fürs Leben eingeht.

Kritik: Besser als erwartet - so muss das Fazit in Sachen «Better With You» ausfallen, nicht zuletzt weil sich die großen Comedy-Schlager dieser Saison, «$#*! My Dad Says» und «Mike & Molly», inhaltlich als völliger Reinfall entpuppten. Obwohl der Trailer zur Serie quasi 75 Prozent des Piloten vorwegnahm, konnten die Gags dennoch überzeugen.

Dass der Funken überspringt, ist den überwiegend liebenswerten Figuren und ihren Darstellern zu verdanken. Joanna Garcia in einer Hauptrolle zu sehen, ist wie immer eine Freude; Debra Jo Rupp, bekannt als Kitty aus der Kultserie «Die wilden Siebziger» gibt diesmal die etwas andere Mutterrolle und meistert die Aufgabe hervorragend. Die überzogene Naivität Caseys kann schnell zum Problem der Serie werden, reizt man sie zu sehr aus – mit angemessenen Storylines bzw. Entwicklung der Beziehung zur neuen Familie kann aber auch das exakte Gegenteil der Fall sein. Maddie und Ben erinnern dahingegen stark an die Charakterschablonen von Monica und Ross aus «Friends» -nur eben als Paar- und brauchen noch mehr Profil. Der Kniff viele Situationen aus allen drei Paar-Perspektiven zu erzählen, muss sich auch erst noch beweisen. Zeit seine Form zu finden, hat «Better With You» aber ganz klar verdient. Von Marco Croner

«Outsourced»


Inhalt: Todd Dempsy (Ben Rappaport) ist geschult, enthusiastisch und fähig. Fähig, einen typisch amerikanischen Call-Center zu leiten – mit allem, was dazu gehört, von Schaumfinger bis zu Fake-Erbrochenem. Seine Vorgesetzten halten ihn sogar für so qualifiziert, das Management der nach India ausgegliederten Abteilung zu übernehmen. Oder anders gesagt: Will Todd nicht gehen, wird man ihn gehen lassen. Also macht der Mittzwanziger den Kulturschock mit. Seine neue Belegschaft besteht aus der extrem zurückhaltenden Madhuri (Anisha Nagarajan), dem Amerika-Fan Manmeet (Sacha Dhawan), der Nervensäge Gupta (Parvesh Cheena) und Asha (Rebecca Hazlewood), die ein Auge auf ihn geworfen zu haben scheint.

Kritik: Die Comedy-Hoffnung der Fall-Saison 2010 darf dank eines recht ernüchternden Pilotfilmes getrost in die (verhältnismäßig wohl umfangreichste) Spalte der diesjährigen Enttäuschungen eintragen werden. Wie sehr sich Kritiker von Anfang an auch das Maul über vermeintlichen Rassismus zerrissen, fest steht: Der erste Trailer zu «Outsourced» war temporeich, reißerisch in Szene gesetzt und vor allem humorvoll. Also alles in allem das, was der Pilot eben nicht war.

Angefühlt hat sich der Auftakt stellenweise wie eine Sitcom, die vor Live-Publikum aufgezeichnet wurde, in der Post-Produktion aber aller Lacher entledigt wurde. Das Timing stimmt hier so gut wie nie: Auf Szenen, die im Trailer Lust auf mehr machten - gedankt sei es Musik und Schnitt - folgen im Piloten jeweils mehrere Sekunden der Stille. Die guten Gags zünden nicht, die schlechten haben mehr Zeit, sich festzusetzen. Potential steckt in der Story und ihren Figuren aber definitiv. Vor allem aus Gupta, dem superkommunikativen Exzentriker und Love Interest Asha ist noch mehr rauszuholen. Der Pilot wollte einen Überblick verschaffen und hatte so kaum Zeit, die Interaktion der einzelnen Co-Worker zu zeigen. Dafür bleiben die nächsten zwei, drei Folgen, die man der Serie durchaus zugestehen sollte. Von Marco Croner

«$#*! My Dad Says»
Inhalt: Pleite, obdachlos und verzweifelt: Henrys (Jonathan Sadowski) eigentlich noch taufrisches Berufs- und Privatleben ist unlängst in einer Sackgasse angekommen. So sieht der junge Mann keine andere Lösung als seinen ewig kritischen, sprücheklopfenden Vater Ed (William Shatner) um ein Darlehen zu bitten. Der will davon aber nichts hören: er sucht nicht nach dem Faden der einst fallen gelassenen Vater-Sohn-Beziehung, sondern nach seeliger Ruhe. Doch Ed wird älter und Henrys Halbbruder Vince (Will Sasso) sowie dessen Gattin Bonnie (Nicole Sullivan) wollen den Zyniker nicht aufnehmen. Also kommt es, wie es kommen muss und Henry zieht bei seinem Vater ein.

Kritik: The Shat is back. Nach seiner durch und durch großartigen Arbeit an «Boston Legal», hat sich TV-Legende William Shatner nun an einer Comedy versucht und ist zumindest an dem Ziel gescheitert, mit dem Piloten einen guten ersten Eindruck zu machen: Serviert wurden nervige Figuren, ein viel zu aufdränglicher Laugh Track und eine mordsmäßig schlechte erste Hälfte, die den einen oder anderen für immer davon gejagt haben dürfte.

Wir erinnern uns: «$#*! My Dad Says» basiert auf einem Twitter-Acount, der mit kurzen, prägnanten Sprüchen berühmt wurde. Die ersten zehn Minuten von Folge eins verbringen die Autoren also damit, einen One-Liner nach dem anderen vom Zaun zu brechen. Das Ergebnis sind krasse Rohrkrepierer, die einer Identifikation mit den Hauptfiguren keine Chance lassen. Ertragen muss man auch den Hintergedanken, dass der weitaus sympathischere Ryan Devlin («Cougar Town») durch Jonathan Sadowski ersetzt wurde, dem es unmöglich scheint, seine Zeilen pointiert an den Mann zu bringen. Noch schlimmer sind die Charaktere des Bruders und seiner Frau, die man schleunigst aus den Skripten schreiben sollte. Dank einem gut aufgelegten Shatner und einer besseren, flüssigeren zweiten Hälfte schlug sich die Serie dann trotzdem besser als «Mike & Molly». Mehr als eine zweite Episode, um sich zu bessern hat das Format aber nicht verdient. Von Marco Croner

«Blue Bloods»
Inhalt: Ein weiteres Mitglied der Reagan Familie tritt in die Fußstapfen der Verwandschaft als Jamie Reagan (Will Estes) erfolgreich seine Ausbildung an der New York Police Academy abschließt. Ebenso wie Bruder Danny (Donnie Wahlberg) wird er nun unter Vater und Chief of Police Frank (Tom Selleck) für die New Yorker Polizei arbeiten. Während Danny auf der Suche nach einem verschwundenen Mädchen so unorthodox vorgeht, dass er schließlich Hilfe von Schwester und Anwältin Erin (Bridget Moynahan) benötigt, bekommt Jamie Besuch vom FBI, das ihn in ein Geheimnis um den Tod seines anderen Bruders Joe einweiht.

Kritik: «Blue Bloods» ist mehr als nur eine weitere Cop Show auf CBS, sondern bietet ein spannendes Figurengeflecht, indem es eine große Familie zeichnet, die eng zusammenhält, aber auch genauso viel Konfliktpotential bietet. Die Charaktere haben alle starke Bindungen zueinander und einen deutlich persönlicheren Umgang als man es aus gewöhnliche Crime Procedurals gewohnt ist. Einen besonderen Pluspunkt erntet dabei die erstklassige Besetzung, insbesondere «Magnum»-Star Tom Selleck und Donnie Wahlberg, dessen Figur Danny im Zentrum des Geschehens steht.

Was inhaltlich als typische Krimigeschichte mit abgegriffenem Twist beginnt - das entführte Mädchen braucht binnen 24 Stunden Insulin - hält sich im weiteren Verlauf angenehm fern von Klischees. Während das Lösen des Falles natürlich einen guten Teil des Piloten einnimmt, spielt auch die Diskussion auf verschiedenen Ebenen eine wichtige Rolle, sowohl beruflich als auch privat, sowohl aus Sicht der Polizisten als auch der Anwältin wird Dannys rabiates Vorgehen bei der Lösung des Falles beleuchtet und gewinnt so viele interessante Facetten. Behält «Blue Bloods» diese vielschichtige Erzählung selbst relativ simpler Fälle bei, dürfte es sich langfristig aus dem Crime-Einheitsbrei hervorheben. Von Stefan Tewes

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