«Undercovers»
Inhalt: Vor fünf Jahren verließen Steven Bloom (Boris Kodjoe) und Samantha (Gugu Mbatha-Raw) die CIA nachdem sie sich ineinander verliebt hatten. In der Zwischenzeit haben die Blooms geheiratet, führen eine glückliche Ehe, in der das Feuer der Leidenschaft aber ein wenig erloschen ist, und leiten einen erfolgreichen Catering-Service. Da bekommen sie Besuch von der CIA. Die Blooms sollen in den Dienst zurückkehren und sich auf die Suche nach ihrem verschollenen Kollegen Leo Nash machen, der einem russischen Waffenhändler auf der Spur war.
Kritik: Das aus der Schmiede von J. J. Abrams stammende «Undercovers» war das Prunkstück bei der Vorstellung des neuen NBC-Programmplans. Nach zwei Folgen steht die Serie völlig überraschend am Rande der Absetzung. Das aber hat sie wirklich nicht verdient, denn auch wenn der Pilotfilm alles andere tut als das Genre des humorvollen Agentenfilms neu zu erfinden und munter bei seinen Vorbildern «Hart to Hart» und «Alias» klaut sowie sich am Stil der Abrams-Produktionen «Lost» und «Fringe» bedient, ist das Ergebnis dennoch ein äußerst unterhaltsames Spektakel.
Überzeugende Actionsequenzen, einiges an auflockernder Situationskomik, wenn die Beziehung der Agenten zueinander mit dem Job oder der Vergangenheit - wie sich zeigt, war Samantha einst mit Leo zusammen - kollidiert, auch die Hauptdarsteller geben eine gute Figur ab. Über die technische Machart braucht man wie den übrigen Produktionen von Abrams' Bad Robot Productions nicht zu diskutieren: Hier werden hohe Maßstäbe angelegt. Was am Ende fehlt ist trotz Leitthema "Sexpionage" die gewisse Würze, die «Undercovers» zu etwas Besonderem macht. Zu einem unterhaltsamen Fernsehabend taugt die Serie aber allemal. Von Stefan Tewes
«The Defenders»
Inhalt: Las Vegas, Nevada - der Höllenpfuhl schlechthin. In Sin City macht sich nicht nur das Kartenspielen, sondern auch die Kriminalität bezahlt. Auf der tugendhaften Seite stehen unter anderem Nick Morelli (Jim Belushi) und Pete Kaczmarek (Jerry O'Connell), die Schulter an Schulter für die zu Unrecht beschuldigten Einwohner der Wüstenstadt kämpfen. Jedenfalls wenn nicht gerade ihr Privatleben dazwischen kommen, das mit Nicks zerbrochener Ehe und Petes Sucht nach Frauen durchaus einigen Gesprächsstoff bietet. Zu ihrer Kanzlei stößt nun auch Lisa Tyler (Jurnee Smollett), eine ehemalige Stripperin, die Pole Dancing gegen den Gerichtssaal eintauschte.
Kritik: Und wieder landet man als Zuschauer inmitten von Richter, Geschworenen und Verteidigern. Den Erfolg von «The Good Wife» im vergangenen Jahr will man bei CBS offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen – stattdessen soll auch «The Defenders» ein Stück des Kuchens abbekommen. Der Pilot gehört definitiv zu den besseren der Saison. Das ist ohne Frage dem Traumpaar Belushi und O'Connell zuzuschreiben, die sowohl im Comedy-, als auch im Dramafach überzeugen können.
Das will nicht heißen, dass «The Defenders» zu den todernsten Legal Dramas zählt. Während die Konkurrenz mit «Outlaw» und «The Whole Truth» eine eher seriösere Schiene fährt, setzt man nämlich insgesamt mehr auf den Humor, der sich hinter dem trockenen Auftreten von Anwälten versteckt. Las Vegas hält als passender Schauplatz her, bringt etwas Abwechslung und auch viele neue Geschichten ins Spiel. Kein Potential hat andererseits Jurnee Smollett, mit deren Rolle Lisa uns die Produzenten eine Stripperin vorsetzen, die den Sprung zur Juristin vollführt hat. So weit, so dürftig. Smollett erweist sich im Piloten als ein klarer Schwachpunkt der Serie – das Abziehbild einer Junior-Anwältin. Für den Fall der Woche brauchte es leider eine “verschwunde Augenzeugin” – ebenso wenig einfallsreich. Und doch: Ihren Nische haben Belushi und O'Connell gefunden und gekonnt ausgefüllt. Weitermachen. Von Marco Croner
«The Whole Truth»
Inhalt: Der Gerichtssaal: Zwei Seiten, zwei Gesetzeshüter. Die Anklage führt Kathryn Peale (Maura Tierney), die mit beiden Beiden fest in ihrem Beruf steht – wo auch sonst, Privates steht bei der engagierten Dame schließlich an hinterster Stelle. Weniger ernsthaft ist da schon ihr Gegenüber, Jimmy Brogan (Rob Morrow), der immer gut aufgelegt ans Werk schreitet, um seine Klientel über alle Zweifel erhaben zu machen. Schuldig oder unschuldig spielt hier eine untergeordnete Rolle.
Kritik: Noch ein Justiz-Drama? Noch ein Justiz-Drama. Doch hier wird nicht um des Redens Willen geredet. Entstanden ist ein sehr spannendes Stück Fernsehen mit viel Potential, getragen von zwei tollen Hauptdarstellern und ihrer Chemie. Was die enttäuschenden Quoten nur umso schwerwiegender macht.
Es ist schön, Rob Morrow nach sechs Jahren «Numb3rs» in einer etwas weniger “erwachsenen” Rolle zu sehen: Als Jimmy Brogan darf er nämlich etwas feuriger auftreten (und auf die Mathematik verzichten). Ihm zur Seite stand eigentlich Joely Richardson («Nip/Tuck»), die die Stelle aber aus persönlichen Gründen fallen ließ. Der Part ging an Maura Tierney, womit der Produktion eigentlich das bestmögliche Szenario wiederfuhr. Die 45-Jährige ist geeigneter für die eher ernste, kältere Rolle. Die Chemie zwischen ihr und Morrow stimmt auch – die Angestellten bekommen im Piloten jedoch kaum Farbe und wirken auch recht uninteressant. Ganz im Gegensatz zum behandelten Fall, der zwar nicht durch Ausgangslage, aber Ablauf überzeugen kann. Anklage und Verteidigung erhalten beide das Wort und fördern neue Beweise zu Tage, anschließend geht es vor Gericht. Zur Abwechslung ist die Schuld des Angeklagten für den Zuschauer eine Grauzone – die Spannung steigt kontinuierlich. Das Fall der Woche-Schema kann also doch noch überraschen. Von Marco Croner
«My Generation»
Inhalt: Vor zehn Jahren nahmen neun Schüler in ihrem letzten High School-Jahr an einer Dokumentation teil, in deren Rahmen ihr Alltag und ihre Pläne für die Zukunft verewigt wurden. Eine Clique, die man in ihrer Form ständig sieht: Da gäbe es den Nerd, die Schönheitskönigin, den Schnösel, den Sportler und noch andere Klischees. Ein Jahrzehnt später knüpft das Kamerateam dort an, wo es 2000 aufgehört hatte. Doch kaum jemand der Truppe hat seine Träume verwirklicht. Nach und nach finden die Freunde wieder zusammen - alte Gefühle, neuer Weltschmerz. In der Dekade ist viel passiert und all das hat Einfluss auf diese jungen Menschen genommen.
Kritik: Die nächste Serie, die etwas gewagt hat und dafür vom Publikum verschmäht wurde. «Lone Star», «The Whole Truth» und «My Generation» haben alle neue Zutaten in das Gericht gegeben, das uns Jahr für Jahr vorgesetzt wird. Ein genauer Blick verrät aber, dass auch diese Serien nicht ohne altbekannte Muster und Klischees auskommen – ihnen aber nicht unterliegen. «My Generation» bietet neue, frische Gesichter, eine großartige Inszenierung und eben ein Konzept der etwas anderen Art.
Durch die fantastisch eingearbeitete Zeitlinie mit ihren vielen Bildern, Collagen und Videoaufnahmen aus der Jugend der Figuren hat die Serie immer die Möglichkeit, vor und zurück zu springen und völlig neue Storys zu etablieren. So hat man mit Rolly Marks, der sich nach den Ereignissen am 11. September der Army anschloss, einen Soldaten im Kriegsgebiet und hat auch gleich eine eindrucksvolle Gefechtsszene gezeigt. Das ist es, was diese Produktion ausmacht und so reizvoll gestaltet: Zeit und Ort. Als Zuschauer unternimmt man eine kleine Zeitreise - zurück Präsident Bush, den Terroranschlägen, Hurricane Katrina. Für den Deutschen ist das teilweise vielleicht weniger bedeutend, aber genauso interessant. Wie haben sich neun Leute, die unseren geliebten Serien-Regeln und -Kosmos unterworfen sind, in diesen und jenen Situationen verhalten und wie hat es sie beeinflusst? Ein durch die Bank gelungener und interessanter Pilot, der mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Update: «My Generation» wurde offiziell abgesetzt. Von Marco Croner