Die Kritiker

«Mad Men»

von

Story:


Mad Men: A term coined in the late 1950s to describe the advertising executives of Madison Avenue. They coined it.


Es ist März 1960. Don Draper, ein hochrangiger leitender Angestellter der New Yorker „Sterling Cooper“-Werbeagentur, sucht verzweifelt nach Ideen, um einen Auftrag der Zigarettenfirma Lucky Strike zu behalten, während er sich zur selben Zeit mit den Verwicklungen seines Privatlebens auseinander setzen muss. Denn er hat seit einiger Zeit eine Affäre, wovon seine Frau Betty nichts ahnt. Weiterhin bekommt er mit Peggy Olson eine neue Sekretärin, die sich von Anfang an damit schwer tut, sich ihren neuen Kolleginnen anzupassen. Besonders mit der unemanzipierten und berechnenden Joan Holloway eckt sie an. Der Junioretatmanager der Firma, Pete Campbell, der in einigen Tagen heiraten wird, mache Peggy sexuelle Advanzen.

Darsteller


Jon Hamm («30 Rock») als Donald „Don“ Draper
Elisabeth Moss («Männertrip») als Margaret „Peggy“ Olson
Vincent Kartheiser («Angel») als Peter „Pete“ Campbell
January Jones («Radio Rock Revolution») als Elizabeth „Betty“ Draper
Christina Hendricks («Life as we know it») als Joan Holloway
John Slattery («Desperate Housewives») als Roger Sterling

Kritik


Der deutschen Free-TV-Erstausstrahlung von «Mad Men» eilt der durch die Bank überwältigend positive Ruf der Serie voraus. Denn seit 2008 gewann die Serie jedes Jahr die Golden Globes und Emmys in den Kategorien „Best Television Series – Drama“. Als erste von AMC selbst in Auftrag gegebene Serie hat sie damit alle Erwartungen, die der Sender an sie stellen konnte, haushoch übertroffen und viele Kritiker bezeichnen sie nonchalant als die beste Serie, die das amerikanische Fernsehen derzeit zu bieten hat.

Die Prämisse, eine Serie im New York der 1960er anzusiedeln, kann wohl nur in Amerika auch nur in die engere Wahl eines TV-Senders kommen. Das berechnende deutsche Fernsehgeschäft hätte hier sofort einen fetten roten Stempel mit „Nicht vermarktbar“ auf das Drehbuch geknallt. Das ist schade. Schließlich liefert uns «Mad Men» die Gelegenheit, in das Leben unserer Väter und Großväter auf authentische Weise einzutauchen. Ohne Kompromisse. Die Serie spielt in einer Zeit vor der Emanzipation, vor der „political correctness“, vor der Spraydose. In einer Zeit, in der es als Geschäftsmann noch zum guten Ton gehörte, zu rauchen und zu saufen, dass sich nach heutigem Maßstab alles aufhört. In einer Zeit, in der Amerika trotz innerer Zerrissenheit die Welt gehörte.

Die uns in unserer postmodernen Gesellschaft allzu leidvoll erscheinende politische Korrektheit lernt man nach einer Episode „Mad Men“ garantiert zu schätzen. Zu verkommen erscheint uns heute eine Welt, in der ein genervter Business-Executive mit dem Satz „Von einer Frau lasse ich nicht so mit mir reden“ das Büro verlässt. Zu widerwärtig ist es uns, wenn eine alleinstehende Frau beim Arzt um die Pille betteln muss. Schon die erste Folge von „Mad Men“ macht uns die heutigen gesellschaftlichen Selbstverständlichkeiten bewusst. Wer ständig Alice Schwarzer niederschreibt, ist mit dem Piloten allemal gut bedient.

Dramaturgisch gesehen ist die erste Staffel der Serie von Matthew Weiner vom Piloten bis zum Finale durchgehend makellos. Von Anfang an bewegt man sich mit ausgeklügeltem Storytelling und vielschichtigen Charakteren auf allerhöchstem Niveau. Nie wirkt das Konzept platt, nie laufen die Dialoge auch nur Gefahr, in irgendeiner Weise abgedroschen zu werden. Ebenso bemerkenswert ist die thematische Vielfalt, mit der man sich hier auseinandersetzt: Konservativismus versus Aufbruch, Fatalismus versus Zuversicht, Engstirnigkeit und Archaismus versus Offenheit. Bei einem Budget von über zwei Millionen Dollar pro Folge sollte ferner klar sein, dass auch Requisiten und Kostüme exzellent gewählt und gestaltet sind, sodass einen nicht nur die fantastischen Drehbücher in die Mitte des letzten Jahrhunderts entführen.

Das Sahnehäubchen der Serie sind wohl die Schauspieler, die allesamt zu den Besten gehören, die das amerikanische Fernsehen derzeit zu bieten hat. Jon Hamm konnte für die Hauptrolle bereits den Golden Globe und den Screen Actors Guild Award einheimsen. Doch auch sämtliche Nebenrollen sind exzellent besetzt. Besonderes Lob verdient an dieser Stelle wohl January Jones, da sie es schafft, die über die ersten beiden Staffeln eintretende deutliche Wandlung ihrer Figur der Betty Draper ausnahmslos glaubhaft zu spielen.

Deutsche Zuschauer sollten sich bewusst sein, dass es sich bei „Mad Men“ schon vom Konzept her um eine sehr amerikanische Serie handelt, die sehr angelsächsische Töne anspielt. Die Welt des „Mad Men“-New York City der 1960er Jahre ist vom heutigen Zentraleuropäer so weit weg wie der Mond. Doch schafft man es, sich der Serie trotzdem zu nähern, wird einen diese Welt mit ihren faszinierenden Geschichten und Charakteren nicht mehr loslassen. «Mad Men» – It's toasted!

ZDFneo zeigt «Mad Men» ab dem 6. Oktober 2010 - immer mittwochs um 22.30 Uhr. Die zweite Staffel läuft aktuell schon bei FOX, immer montags zur besten Sendezeit.

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