Die Kritiker

«Solange du schliefst»

von
Nachdem ihr Mann ins Koma fällt, muss Teresa den Hof bewirtschaften und Tochter Maxi allein aufziehen.

Inhalt:


Teresa Brandt und Gatte Hans führen neben ihrer langjährigen, glücklichen Ehe auch ein beträchtliches Bauerngut auf dem Lande – die gemeinsame Arbeit und das Großziehen ihrer 13-jährigen Tochter Maxi schweißt die beiden täglich enger zusammen. Bis Hans eines Tages einem Herzinfarkt erliegt und in ein Wachkoma fällt. Teresa muss sich nun allein um Maxi, das Gehöfft und die Tiere kümmern, gibt die Hoffnung jedoch nicht auf und besucht ihren Mann so oft wie möglich im Krankenhaus.

Nach annähernd einem Jahr kann Teresa die Resignation ihrer Freunde und sogar der eigenen Tochter allerdings nicht mehr abschütteln und muss sich langsam aber sicher selbst eingestehen, dass Hans womöglich für immer ohne Bewusstsein bleibt. Die ohnehin verworrene Situation wird durch Ingenieur Sören Gawron erschwert, der den Bau von Windrädern auf einem der Felder überwacht und zusätzlich in der Nähe in einem Wohnwagen campiert. Teresa will sich die Anziehungskraft zwischen ihr und Sören erst nicht eingestehen, gibt ihren Gefühlen aber mehr und mehr nach – als Hans plötzlich aus dem Koma erwacht.

Darsteller:


Katharina Böhm («Nachtschicht») ist Teresa Brandt
Götz Schubert («Kriminaldauerdienst») ist Hans Brandt
Mark Waschke («Buddenbrooks») ist Sören Gawron
Leila Mojen («12 Meter ohne Kopf») ist Maxi Brandt
Steffi Kühnert («Das weiße Band») ist Sabine Wilke
Peter Benedict («Deutschland 09») ist Egbert Wilke

Kritik:


Déjà-vu der üblen Sorte: Mit «Solange du schliefst», seinem Fernsehfilm der kommenden Woche, erzählt das Zweite Deutsche Fernsehen die Geschichte einer äußerlich starken, aber innerlich zerrissenen Frau, die, nachdem ihr Ehemann ins Koma gefallen ist, den gemeinsamen Gutshof allein bewirtschaften muss. Und was klingelt da nun? Es ist Das Erste, mit dem Finger auf der dritten Aprilwoche. Damals zeigte man den zweiten Teil seiner neuen 'Liebe am Fjord'-Reihe, «Sommersturm». Darin verliebt sich die Karrierefrau Karen in ihre ehemalige Jugendliebe Rund und zieht mit ihm aufs Land - woraufhin der Gute aber ebenfalls im Koma landet und seine bessere Hälfte mit den harten Aufgaben des Alltags zurück lässt. Und was machen sowohl Teresa als auch Karen im Folgenden durch? Sie nähern sich etappenweise dem hilfreichen und attraktiven Nachbarn an, was sie erwartungsgemäß in eine tiefe Sinnkrise stürzt.

Die Frage lautet also: Wer wiederholt sich hier? Die Antwort: Niemand (mit Vorsatz). Die Crew von «Sommersturm» hat nichts von der mit «Solange du schliefst» gemein – abgesehen eben von der deckungsgleichen Prämisse. Die klingt im ersten Moment ja gar nicht mal so miserabel, könnte man behaupten. Aber man erinnert sich: «Sommersturm» hat zum Leidwesen des optimistischen Zuschauers auf dramaturgischer Ebene völlig versagt und war lediglich damit erfolgreich, wertvolle Zeit des Lebens zu stehlen. «Solange du schliefst» macht seine Sache da prinzipiell schon viel besser, gibt quasi das empfehlenswerte Pendant der Story. Nur letzten Endes macht das auch keinen großen Unterschied, da in beiden Fällen 90 richtig zähe Minuten auf das Publikum warten.

Im Rahmen des Festivals 'Großes Fernsehen' in Köln gaben Drehbuchautorin Kristin Derfler (nach einer Idee von Axel Staeck) und Regisseurin Nicole Weegemann («Ihr könnt euch niemals sicher sein») zu Protokoll, „eine starke Liebesbeziehung glaubwürdig und qualitativ hochwertig erzählen“ zu wollen. Nun, das haben sie geschafft. Wenn aber der geliebte Gatte im Koma liegt und man dementsprechend unsicher und verzweifelt in Sachen Gefühlen ist, kann „Glaubwürdigkeit“ nur mit einem gleichgesetzt werden: Zeit, Zeit und nochmal Zeit. Also sehen wir Teresa arbeiten, trauern, streiten, entschuldigen und hoffen - wieder und wieder. Eine dialogfreie Szene reiht sich an die nächste, wenn es wieder darum geht telepatisch mit dem charmanten Sören anzubandeln.

Ja, man erzählt glaubwürdig; und auch hochwertig. Davon zeugen die tolle Kamerarbeit, die durch die Bank großartigen Darsteller (allen voran Katharina Böhm und Mark Waschke in den Hauptrollen) und die einwandfreie Regie. Mit alledem geht aber auch die entstehende Langeweile einher. Was man jemanden in knapp 30 Sekunden erzählen kann, wird hier über 90 stets vorhersehbare Minuten gestreckt. Hat man «Sommersturm» gesehen, weiß man ohnehin wie alles endet (Apropos: Die Endsequenzen sind nahezu identisch). «Solange du schliefst» ist einerseits die weitaus bessere Version des 'Liebe am Fjord'-Parts, andererseits ein klares Beispiel dafür, dass eine Riege von tollen Darstellern und eine tadellose Iszenierung keine mangelhafte Story retten können.

Das ZDF zeigt «Solange du schliefst» am Montag, den 11. Oktober 2010 um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/45085
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