Die Experten

11. Oktober 2010

von
Seite 2
Wie laufen «DSDS»-Castings ab? Plus Details zu «Lost»-Synchronisation und der «Star Wars»-Realserie.

Christoph: George Lucas hat unlängst verkündet, seine «Star-Wars»-Realserie könne er momentan noch nicht realisieren, weil er pro Folge 50 Millionen Dollar hinlegen müsste. Lässt sich in etwa sagen, wie viel ein Studio mit einer absoluten Super-Topserie pro Folge verdienen kann?

Christian Richter:
Auch hier kann man keine exakte Antwort geben, weil die Werte von mehren Faktoren abhängen. Um bei den lukrativsten US-Dramaserien «Desperate Housewives» oder «24» werben zu können, musste eine Firma im vergangenen Jahr für einen 30sekündigen Spot zwischen 300.000 und 200.000 US-Dollar zahlen. Abhängig von der tatsächlichen Summe sind damit Werbeeinnahmen zwischen sechs und sieben Millionen Dollar mit einer einstündigen Episode möglich. Bei halbstündigen Sitcoms halbiert sich der Wert entsprechend. Dazu kommen Einnahmen aus Lizenzverkaufen ins Ausland sowie der DVD-Verkäufe, die noch schwerer abzuschätzen sind und allerhöchstens noch einmal den gleichen Betrag einbringen können. Eine Serie mit Produktionskosten von 50 Millionen Dollar pro Folge ist in der Tat nicht zu finanzieren.

Stefan: Kehrt irgendwann «Top Gear» auf kabel eins zurück? Oder ist das Kapitel geschlossen ?

Christian Richter:
Um in deinem Bild zu bleiben: Das Buch ist noch einen kleinen Spalt weit offen. Die Quoten der gezeigten Staffel entsprachen sicherlich nicht den Wünschen von kabel eins – weder am Samstagvorabend noch am Dienstag um 23.15 Uhr. Dass man deshalb nun eine Pause macht, ist verständlich. Eine finale Entscheidung, ob «Top Gear» 2011 zurückkehrt, ist bei kabel eins noch nicht gefallen. Überraschen würde eine solche Ankündigung aber nicht.


Michael: Bis vor einigen Jahren konnte es den Anschein erwecken, dass die Kinostarts von US-Filmen international etwa gleichzeitig erfolgen. Inzwischen bekomme ich den Eindruck, dass das entweder schon damals nicht so war oder es sich inzwischen geändert hat. Liegt dies an den strikten Vorgaben der US-Produktionsfirmen, dass ein großes Zeitfenster zwischen US- und ausländischen Kinostarts liegen muss? Dass für den deutschen Markt die Filme zusätzlich noch synchronisiert werden (müssen), liegt auf der Hand, kann aber nicht als schlagkräftiges Argument angeführt werden.

Christian Richter:
Für die Starttermine von Kinofilmen in den USA und Deutschland gibt es keine feste Regel. Wann eine Produktion in die deutschen Kinos kommt, entscheidet in der Regel der Verleih und macht dies von mehreren Faktoren (z.B. Jahreszeit oder zu erwartende Konkurrenz) abhängig. Schon allein daraus kann ein Abweichen vom US-Start zustande kommen. Natürlich ist auch die deutsche Synchronisation nach wie vor ein Grund für einen späteren Deutschlandstart. Zwar ist es technisch möglich, eine deutsche Fassung zeitgleich herzustellen, doch dies ist mit höherem Aufwand verbunden und setzt voraus, dass der Film lang vor dem Start bereits fertiggestellt ist. Für die Verleiher ist es zudem bei kleineren Produktionen oder solchen, die als unsicher gelten, oft auch hilfreich einen Streifen zunächst in den USA anlaufen zu lassen, um zu schauen, wie er sich dort schlägt und angenommen wird. Daraus können sie Rückschlüsse für deutsche Vermarktungskampagnen oder die Anzahl der Kopien ziehen.

Große Blockbuster, die als sichere Publikumserfolge gelten und teuer waren, starten mittlerweile weltweit nahezu zur gleichen Zeit. So kann man der wachsenden Bedrohung durch Raubkopien etwas entgegentreten. Früher war es möglich einen Film, der bereits in den USA lief in anderen Länder illegal noch vor dem dortigen Kinostart zu verbreiten. Um dies zu verhindern, erhalten selbst die Synchronstudios zum Teil nur stark zensierte Versionen, auf denen bis auf die einzelnen Darsteller der gesamte Film mit schwarzen Balken und Flächen versehen ist.

Vor wenigen Jahren war es übrigens noch gar nicht denkbar und noch nicht möglich, dass ein US-Film in Deutschland zeitgleich startet. Die Verzögerung durch Synchronisation und die Erstellung der Kopien war damals völlig normal. Als eines der ersten Werke, bei denen der Deutschlandstart zeitgleich zum US-Start erfolgte, gilt «Dune – Der Wüstenplanet» von David Lynch aus dem Jahr 1984. Der Film lief am 15. Dezember 1984 und damit nur einen Tag später als in Amerika in Deutschland an.

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