Vor Ort

«Rette die Million!»-Premiere: Fleece-Jacken, Pannen und Stuttgarter Nebel

von
Am Dienstagabend wurde die erste Ausgabe der neuen ZDF-Quizshow «Rette die Million!» mit Jörg Pilawa aufgezeichnet. Gregor Elsbeck saß im Publikum und berichtet von Fleece-Jacken, einem beeindruckenden Studio und zahlreichen Pannen.

„Aller Anfang ist schwer“ – dieses gute, alte Sprichwort gilt trotz des Schein-Perfektionismus von Seiten des ZDF leider auch für den Premieren-Aufzeichnungstag von Jörg Pilawas neuer und gleichzeitig erster ZDF-Quizshow «Rette die Million!».

Alles begann scheinbar reibungslos und super durchorganisiert im Foyer der Firma „AVAYA“, die sich etwas entfernt vom Hauptgebäude des Coloneums in Köln-Ossendorf versteckte. Ebenso wie das eigentliche Studio, wie sich später noch zeigen würde.

Die zahlreichen Zuschauer stellten sich mit ihren Ticket-Bestätigungs-Briefen, die man entweder bei der zuständigen Produktionsfirma Endemol direkt oder über das ZDF bestellt hatte, in eine geordnete Schlange. Diese löste sich sehr schnell auf nach kurzer Wartezeit bekamen die Zuschauer ihre Tickets und eine Fleece-Jacke. „Wozu das?!“ schien vielen von ihnen auf der Stirn zu stehen. Die Antwort aber simple: Die netten Ticketing-Mitarbeiter von Endemol denken an ihre lieben Zuschauer und wussten schon, dass gleich zusammen mit den Taschen und allem technischen Schnickschnack auch die Jacken abgegeben werden mussten. Danach ging es dann nach draußen.

Man wurde nämlich mit einem Bus in einzelnen Gruppen zum Studio gefahren, dass sich nicht an das Ticket-Foyer anschloss, sondern in den Untiefen des Ossendorfer Fernsehjungles rund um das berühmte Coloneum befand, in dem am Samstag noch der Deutsche Fernsehpreis verliehen wurde und aus dem an diesem besagten Dienstagabend auch noch «X Factor» live gesendet wurde. Weil man auf diesen Umwegen nicht frieren sollte (die herbstliche Kälte hatte auch schon Köln erreicht), bekam man eben die Fleece-Jacken. Und auch deshalb, weil sie unterschiedliche Farben hatten und jede Farbe eine Gruppe aus Zuschauern signalisierte, die gemeinsam in einem Bus fuhren und im Studio angekommen, in einem Zuschauerblock saßen.

Man wurde also nach seiner Jacken-Farbe aufgerufen, in einen von mehreren, nacheinander folgenden Bussen verfrachtet und zum Studio gekarrt. Manche Gruppen mussten aber warten, bis sie endlich abgeholt wurden, weil es anscheinend zwischenzeitliche Probleme im Studio gab. Aber das würden erfahrene Studio-Besucher ja kennen und das wäre eben bei einer Premieren-Aufzeichnung auch immer gut möglich, wie ein Mitarbeiter des ZDF – der komischerweise wiederum das Team von Endemol bewachen musste – lauthals in die wartende Menge rief.

Nachdem das Publikum dann aber die Busfahrt hinter sich hatte, bei der es sich im Fahrzeug mit den Kollegen in den gleichen Jacken-Farben ganz schön quetschen und drängeln musste, ging es mit noch ein paar weiteren Entschuldigungen eines ZDF-Mitarbeiters dann direkt ins Studio-Foyer. Hier musste man die schönen Fleece-Jacken dann wieder an der Garderobe abgeben…na gut, man brauchte sie nur über einen Haufen, nach Farben geordnet, schmeißen und schon durchtrat man die vorher so großspurig angekündigten Sicherheitsschleusen. Das war etwa so, wie am Flughafen-Gate, lief jedoch deutlich schneller ab, da man schließlich keine Jacken oder Taschen mehr bei sich hatte.

Im Studio angekommen, wurden die Zuschauer platziert (auch nach Sitznummern, die sie im „AVAYA“-Foyer zugeschanzt bekommen hatten). Sie staunten erst einmal über das sehr eindrucksvolle Set. Die LED-Lichter wirkten ebenso toll, wie die Plexi-Glas-Böden- und Geländer. Nach unten geblickt, sah man den gläsernen Geld-Kerker, in den die verlorenen Bündel der Kandidaten fallen sollten. Er wurde stets mit Nebel gefüllt, der – so witzelte Pilawa – direkt aus Stuttgart käme. Doch ehe Jörg Pilawa höchstselbst das Studio betrat, verging schon eine viel zu lange Zeit durch das nervige Warm-Up. Ein blonder Animateur im schwarzen Anzug redete und redete, lief aufgeregt im Studio-Rund hin und her und machte schlechte Witze, über die erfahrene Studio-Besucher schon längst nicht mehr lachen konnten. Nur die unerfahrenen Neulinge lachten sich kaputt.

„In dem Studio hier haben wir noch keine Sendung gemacht – diese schon gar nicht,“ war noch der einzige, wirklich informative Satz des Mannes in blond und schwarz. Als dann der Star des Abends von ihm angekündigt wurde, hieß es, dass alle Gerüchte über Jörg Pilawa, er wäre in den letzten Monaten auf Weltreise gewesen, nicht stimmten. Er sei nach seinen neun ARD-Jahren ganz lange in einer Nervenheilanstalt gewesen. Wie lustig. Richtig interessant wurde es dann erst, als Jörg Pilawa selbst im Studio stand. Er begrüßte seine Frau im Publikum, die übrigens nicht die einzige Bekannte an diesem Abend im Raum war: Ein paar Angehörige der ZDF-Prominenz glänzten auch durch Anwesenheit. So zum Beispiel Unterhaltungsschef Manfred Teubner, der von Pilawa „Manni“ genannt wurde, so als ob dieser schon seit Jahren im Zweiten arbeiten würde. Er hatte, wie immer, seine stylische schwarze Dickrahmenbrille auf und rote Turnschuhe an und stand vor und nach der Aufzeichnung lässig an das Geländer gelehnt.

Außerdem war «Wetten, dass..?»-Regisseur Frank Hof vor Ort, der auch bei «Rette die Million!» Regie führte und sich deshalb auch die ganze Zeit dezent in seiner Aufnahme-Box , die hinter Pilawas Show-Eingang versteckt war, aufhielt.

Als schließlich die Million, für die es die Sicherheitsvorkehrungen gab, aufwendig ins Studio gebracht wurde, scherzte Pilawa, ob denn heute Kunden von Peter Zwegat im Studio seien.
Dies und auch seine Rückkehr ansich wurde dem Moderator mit einem langen aufrichtigen Applaus zu Beginn der Aufzeichnung gedankt, für den der Warm-Upper gar nicht erst sorgen musste. Die Stimmung blieb auch lange Zeit sehr gut, wofür sich Regisseur und Moderator sehr oft beim Publikum bedankten. Sie kippte dann allerdings, als immer längere Aufzeichnungspausen den Speed und die Spannung aus der Sache nahmen. Jetzt schwenkten die Danksagungen der Verantwortlichen in Entschuldigungen um. Immer mehr Zuschauer verließen das Studio unerlaubt nach und nach.

Als die Aufzeichnung zu Ende war, strömte das Publikum erleichtert nach draußen, wo es wieder in ihre Fleece-Jacken gezwängt und ungeordnet sowie ungehalten und verärgert über die viel längere Aufzeichnungsdauer mit dem Bus zum „AVAYA“-Foyer zurückgebracht wurde.

Das trübte den sonst eigentlich technisch guten Ablauf der Show, an dem nichts zu bemängeln war. Doch die Zeit davor und dazwischen wurde zu sehr unnötig in die Länge gezogen. Das weiß man aber, wie es von Seiten des ZDF verlautete und man würde in Zukunft alles dransetzen, dies zu verbessern. Die Quoten der Sendung im Fernsehen wird dies allerdings nicht beeinflussen, denn die Fernsehzuschauer sehen eine scheinbar perfekt produzierte Show im heimischen TV.

Kurz-URL: qmde.de/45171
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelFür «No Ordinary Family» geht es abwärtsnächster Artikel«Schlüter sieht's»: Schill im Camp?

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung