Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Eine verkochte Sitcom

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 109: Eine lustlose Comedyserie voller Klischees.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des bemühten Versuchs, eine populäre Show noch weiter auszuschlachten.

«Kalle kocht» wurde am 25. April 2003 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit, als der Comedyfreitag des Senders dank seiner Serien «Die Camper» und «Nikola» die Massen begeisterte. Den Abend schloss man stets mit der erfolgeichen Comedyshow «7 Tage, 7 Köpfe» ab, aus der auch die meisten der damaligen Hits hervorgingen, denn nahezu jedes Mitglied der Stammbesetzung bekam im Laufe der Zeit ein eigenes Format. Gastgeber Jochen Busse spielte in der Serie «Das Amt» einen spießigen Beamten, während Gaby Köster in «Ritas Welt» eine aufbrausende Supermarktkassiererin verkörperte. Bernd Stelter wandelte mit seiner Serie «Bernds Hexe» auf den Spuren von «Bezaubernde Jeannie» und Mike Krüger präsentierte in «Krüger sieht alles» Clips aus aller Welt. Nur Kalle Pohl hatte bis zu diesem Zeitpunkt kein eigenes Konzept verpasst bekommen. Was lag daher näher, als dies nun nachzuholen?

In seiner Comedyserie schlüpfte er in die Rolle des alleinerziehenden Vaters Kalle Kamrath, der zusammen mit seinen pubertierenden Töchtern im Mehrfamilienhaus seiner dominanten Mutter lebte. Doch auch seine resolute Chefin wohnte mit unter dem Dach. Kalle war nämlich Koch in einem heruntergekommenen Restaurant, in dem auch sein französischer Kumpel Claude, der jedoch keine Ahnung vom Kochen hatte, sowie ein tollpatschiger Lehrling und ein schwuler Kellner beschäftig waren. Kurz, die Serie arbeitete zielgerichtet ein plattes Klischee nach dem anderen ab.

Wahrscheinlich war dies der Grund, warum die halbstündige Serie am bewährten Freitag mit nur knapp zweistelligen Marktanteilen in der Zielgruppe nicht punkten konnte. Vielleicht lag es aber auch an der fehlenden Zugkraft von Kalle Pohl, der allgemein als das unbeliebteste Gesicht von «7 Tage, 7 Köpfe» galt. Während «Ritas Welt» über sieben Millionen Zuschauer anlockte und es auf 68 Folgen brachte, von «Das Amt» sogar 86 Episoden produziert wurden und «Bernds Hexe» immerhin 39 Ausgaben zählte, zog RTL bei Kalle Pohl eine Folge vor dem Ende der ersten Staffel den Stecker. Er selbst nannte später den Sendetermin in einem heißen Mai als Grund für das schlechte Abschneiden.

«Kalle kocht» wurde am 30. Mai 2003 beerdigt und erreichte ein Alter von sechs ausgestrahlten Folgen. Die Show hinterließ den Hauptdarsteller Kalle Pohl, der seit dem Ende seiner Serie und der Show «7 Tage, 7 Köpfe» regelmäßig auf Tour geht und im Theater auftritt.

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann Steffen Hallaschkas chaotischer Politikshow.

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