Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Die Null muss stehen

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Warum «Schlag den Raab» mit schwachem Gegner nur halb so spannend ist, sagt Jürgen Kirsch.

Manchmal läuft einfach nichts zusammen. Kein Glück, kein Geschick und dann kommt auch noch Pech hinzu. So oder so ähnlich muss sich Kandidatin Ria bei «Schlag den Raab» am vergangenen Samstag gefühlt haben. Sie wäre wohl lieber im Boden versunken – wie die Mannschaft von Feyenoord Rotterdam nach der peinlichen 0:10-Niederlage im Holland-Klassiker gegen PSV Eindhoven, ebenfalls am Wochenende. Auch bei Stefan Raab stand die Null. Das Ergebnis fiel hier ob des Spielmodus aber deutlicher – ja sogar vernichtender aus: 66:0 zu gewann Raab. Das gab es nie! Ein Novum in der Spielshow. Einen derartigen Kantersieg musste noch kein Kandidat über sich ergehen lassen und zu Null hatte Raab auch noch nie gewonnen. Nun, irgendwann ist immer das erste Mal – egal in welcher Disziplin. Aber zu den Superlativen von der «Schlag den Raab»-Ausgabe vom letzten Samstag gehören auch die folgenden: Das war noch nie so langweilig! So einseitig das Duell auch war, so unspannend war es für den Zuschauer. So wenig Ria in die Spielshow hineinfand – umso weniger fand auch der Zuschauer Gefallen an dem Treiben im Studio. Eigentlich also kein Wunder, dass die Sendung nicht die Massen begeistern konnte. Vermutlich wäre es sogar interessanter gewesen, zu zugucken, wie Raab sich auf die Show vorbereitet hat - nämlich gar nicht.

Angeblich. Doch irgendwoher muss der „Alleskönner“ seine Fähigkeiten doch haben. Besonders viel Training hat er für diese Ausgabe ohnehin nicht gebraucht. Was war das auch für ein Krampf. Denn ein echter Zweikampf fand nur zwischen dem Showmann Raab und dem Sportsmann Raab statt. Die ringten vermutlich darum, ob man Ria nicht einen Gnadenpunktsieg schenkt und dem inneren Schweinehund, der mit zunehmender langatmiger Spieldauer die Lustlosigkeit aufkommen ließ. Denn Stefan Raab ist auch nur so gut, wenn er eine Herausforderung vor sich hat. Dann ist er verbissen dahinter und lässt das Kampfschwein raushängen. Doch an diesem einseitigen Duell hatte auch der Entertainer schnell die Lust verloren. Kann man verstehen – denn auf Dauer macht das auch keinen Spaß, wenn kaum Gegenwehr da ist. Was tut man also als Sportsmann? Man sucht sich andere Ziele. Bei mir als Zuschauer sah das so aus: Da man der Kandidatin eh keine Chance mehr eingeräumt hatte und schon zu Beginn von ihrer Nominierung eher überrascht war, entschloss ich mich endgültig zu Raab zu halten – aber unter der Bedingung, dass er doch zu Null spiele. Denn ein wenig Anspruch musste ich der Sendung ja noch abgewinnen – sonst hätte ich gleich «Das Supertalent» schauen können. „Die Null muss stehen“, war auch der Standard-Spruch von Huub Stevens, einst Trainer in der Fußball-Bundesliga (beim jetzigen Tabellenvorvorletzten). Recht hatte der Holländer damit sowieso – und so konnte es am Samstagabend nur dieses eine Ziel geben. Für fast alle Zuschauer – und eigentlich auch für Raab, der es dann wohl erreicht hat. Übrigens: Was Huub Stevens wohl zum 10:0 von Eindhoven sagen würde? Immerhin standen da gleich mehrere "Nullen" auf dem Platz.

Apropos Null: Es wäre absolut nicht fair, die Kandidatin Ria aufgrund ihrer Blamage bei «Schlag den Raab» als „Null“ zu bezeichnen. In wenigen Spielen hatte sie auch einfach nur Pech oder es fehlte das Geschick. Ganz so einfach war das mit dem zu Null gewinnen für Raab dann also doch nicht. Retten konnte das den Abend aber nicht. Der Spannungsbogen war dahin – denn genau darum funktioniert «Schlag den Raab» auch nur, wenn ein guter Kandidat antritt. Gerne auch mal ein Unsympath der Marke Hans-Martin. Aber keinesfalls ein netter Verlierer, der aus Erfurcht dem großen Stefan Raab gänzlich das Feld überlässt. Ria gab sich zwar Mühe und hatte Willen – aber das reicht im Anforderungsprofil dieser Spielshow eben nicht aus. In der Bundesliga muss ein Verein ja auch auf hohem Niveau mithalten können, sonst geht er gnadenlos unter – wie zum Beispiel Feyenoord Rotterdam. Die einfachen Regeln des Sports. Aber warum wurde Ria dann erst zur Kandidaten erkoren? Hatte man beim Casting vor der Sendung geschludert? Medizinstudentin und Ex-Tennis-Profi. Klingt doch toll. Aber stimmen Anspruch und Wirklichkeit überein? Nicht alle Tennis-Profis sind ein zweiter Boris Becker.

Auch spielen nicht alle Bundesliga-Vereine auf gleichem Niveau – frag nach beim 1. FC Köln oder Schalke 04. Dass die gegen Mainz und Dortmund derzeit alt aussehen würden, kann man sich ausrechnen. Ein Schlagerspiel wäre das nicht, von Derby-Charakter & Co. mal abgesehen. Neben Ria standen noch weitere Studenten zur Wahl. Hat man bei «Schlag den Raab» nun die Jugend erforscht? Auch wenn mir eindeutig zu viele Lehrer zuletzt ausgewählt wurden, so hatten die im Berufsleben stehenden Kandidaten statistisch für die besseren Shows gesorgt – „Hass-Martin“ mal ausgenommen. Nun, die Wahl liegt ja letztlich beim Zuschauer, der entscheidet, welche Show er sehen will. Als Freund von Verschwörungstheorien hätte ich da eine im Angebot: Vielleicht waren es ja die RTL-Zuschauer, die für Ria anriefen, um für eine langweilige Sendung zu sorgen. Andernfalls war es vielleicht auch nur Zufall – und wenig Fingerspitzengefühl des Publikums. Nächstes Mal weiß man es besser – und dann muss auch die Null nicht mehr stehen.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!

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