Das umstrittene TV-Projekt wird von der Werbebranche gemieden. Bei RTL II gibt man sich aber dennoch gelassen.
Vier Ausgaben der RTL II-Sendung «Tatort Internet» liefen bislang im deutschen Fernsehen. Drei davon holten überdurchschnittliche Quoten, sodass der Münchner Sender bis dato mit dem Abschneiden der Produktion zufrieden sein kann. Das Format entfachte zudem eine – teilweise recht boulevardeske – Debatte. Die RTL II-Pressestelle hatte sich zum Start entschieden, die Bild-Zeitung groß in die Berichterstattung einzubinden.
Seit dem Start gibt es neben zahlreichen positiven Stimmen aber auch immer wieder vereinzelte Kritik. Kürzlich äußerte sich auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, dass sie das Gefühl habe, in der Sendung gehe es mehr „um Quote denn um Sachaufklärung“ gehe. Die Sendung seie für die Macher „kein Ruhmesblatt“. Hergestellt wurde das Format von der renommierten Firma diwa Film, die schon zahlreiche Dokumentationen für öffentlich-rechtliche Sender herstellte.
Die zunehmende Kritik und auch das oft nur schwer verdauliche Thema der sexuellen Annäherung an Kinder haben auch noch etwas anderes zur Folge. Die Werbeindustrie distanziert sich deutlich von «Tatort Internet». Die Premiere wurde mit Absicht komplett ohne Reklame gezeigt, in Folge drei brachte RTL II noch zwei Werbeunterbrechung mit einer Gesamtlänge von etwas mehr als sechs Minuten unter.
In der in dieser Woche gezeigten Folgen lief der erste Werbespot erst um 22.02 Uhr – wegen der extrem niedrigen Werbeauslastung begann die Sendung sogar fünf Minuten später als geplant. Nur etwas mehr als drei Minuten lang liefen Spots. Ein RTL II-Sprecher bestätigte auf Anfrage von Quotenmeter.de: „Die Werbekunden sind angesichts des sensiblen Themas etwas zurückhaltend. Damit haben wir aber von Anfang an gerechnet.“ Er erklärte, dass maximale Vermarktung nie das Ziel gewesen sei. Der Sprecher weiter: „«Tatort Internet» hat ein gesellschaftlich relevantes Thema auf die Agenda gesetzt und ist in dieser Hinsicht sehr erfolgreich.“ Geld bringt das dem werbefinanzierten Kanal aber nicht ein.