«Schlüter sieht's»: Her mit den Sky-Quoten!

Sky will ab 2011 Quoten veröffentlichen lassen. Dies ist ein positives Signal für den deutschen TV-Markt.

Ab dem Frühjahr 2011 möchte der Sky- und Pay-TV-Vermarkter Premium Media Solutions die Einschaltquoten für Bezahlfernsehen veröffentlichen. Zwar werden aktuell schon Zuschauerzahlen für Sky erhoben, diese sind aufgrund der eigenen Messung mit insgesamt 500 Haushalten allerdings nur bedingt mit den generell veröffentlichten Quoten der GfK vergleichbar. Um dies zu ändern, wird Premium Media Solutions voraussichtlich im Frühjahr 2011 der Arbeitsgemeinschaft Fernsehen (AGF) beitreten, mit der eine vergleichbare Messung der Einschaltquoten ermöglicht wird.

Nicht nur die Werte der Sky-eigenen Sender wie Sky Action oder Sky Bundesliga sollen dann herausgegeben werden, sondern auch jene der PMS-vermarkteten Pay-TV-Sender wie Syfy, TNT Serie oder AXN, die auch unabhängig von Sky-Pakten bei den Kabelnetzbetreibern abonniert werden können. Kurz gesagt: Nicht nur Sky-Quoten werden veröffentlicht, sondern die Zahlen zahlreicher Pay-TV-Sender, die den Markt zum großen Teil abdecken.

Die Eingliederung in die AGF und die damit verbundene Publikation von Pay-TV-Quoten ist ein positives Signal für die gesamte Branche und insbesondere für den Markt des Bezahlfernsehens in Deutschland, der mit Blick auf die niedrigen Abo-Zahlen immer noch im Vergleich mit anderen Ländern ein Nischendasein fristet. Dies könnte sich nun ändern – PMS verkündete nicht ohne Grund: „Wer sich mit den anderen messen will, muss sich auch wie die anderen messen lassen.“ Pay-TV wird so in jeder Beziehung wettbewerbsfähiger. Denn Pay-TV-Quoten dürften mittlerweile auf einem Niveau sein, das durchaus einige der hiesigen Free-TV-Sender übertreffen könnten. Passend zur Ankündigung der Quotenveröffentlichung hat PMS auch schon einige Beispielzahlen herausgegeben, die zeigen, dass Bezahlfernsehen durchaus mithalten kann. Sonst hätte man sich ja auch nie und nimmer auf eine geplante Veröffentlichung der Zahlen eingelassen.

Insbesondere in den HD-Bereich könnte Bewegung kommen: Die bisher bekannten Zahlen der gekauften und gemieteten HD-Receiver lässt auf eine deutlich höhrere Nutzung von HD-Sendern schließen als momentan vermutet. Die schnelle Umstellung der Programme auf HD, insbesondere bei den Kabelnetzbetreibern, könnte so einen zusätzlichen Schub bekommen; viele Sender würden über einen HD-Ableger nachdenken, sollten die HD-Quoten überraschend hoch ausfallen.

Sky und insbesondere PMS erhoffen sich also mit den zukünftig erhobenen Reichweiten und Marktanteilen weitere Argumente. Argumente beispielsweise für den Werbemarkt – schließlich wird auch im Pay-TV Werbung gezeigt. Die nun durch den AGF-Eintritt gemessenen Quoten sind verlässlicher und vergleichbarer als die bisher durch ein kleines, eigenes Panel erhobenen Daten. Somit dürfen Werbekunden zukünftig auf die Zahlen vertrauen, die ihnen vorgelegt werden. Mittelfristig wirkt sich dies allerdings möglicherweise negativ auf den Kunden aus, da bei erfolgreichen Sendern zusätzliche Werbung auftauchen könnte. Im Umkehrschluss könnten aber auch Pay-TV-Abopreise sinken. Nicht zuletzt dürfte PMS höhere Einspeisegebühren für seine Programme verlangen, sollten die Quoten über den Erwartungen und den aktuell dafür gezahlten Preisen liegen. In jedem Fall bringt die neue Quotenmessung ab 2011 deutliche Bewegung in den Markt des Bezahlfernsehens, über dessen Folgen derzeit nur spekuliert werden kann.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.