Statistisch gesehen

Maria und die wollüstige Dörte

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Die Suchanfragen bei Google sagten Lenas «ESC»-Sieg voraus. So lassen sich auch Serientitel schaffen, auf die das Publikum richtig abfährt.

Statistisch gesehen suchen die Deutschen im Internet mehr als doppelt so häufig nach dem Begriff "Reise" als nach "Arbeit". So schlecht kann es um die Wirtschaft also wohl gar nicht bestellt sein.

Bereits Wochen vor der entscheidenden Nacht vom 29. Mai 2010 sahen findige Experten den Sieg von Lena Meyer-Landrut beim «Eurovision Song Contest» voraus. Im Internet waren sie auf der Suche nach treffsicheren Hinweisen fündig geworden: Kein Interpretenname war bei der Suchmaschine Google so häufig gesucht worden wie "Lena". Damit stand todsicher fest: Die Leute interessierten sich für die frischgebackene deutsche Abiturientin ganz besonders und würden sie bei der Abstimmung mit Punkten überhäufen. So ist es dann auch eingetreten.

Da stellt sich natürlich die Frage: Wieso nutzt das Fernsehen die unfehlbare Weisheit der Datenkrake nicht weiter, um nicht nur den Erfolg seiner Stars, sondern direkt seiner Programme vorherzusagen? Einmal nachschauen, wieviele Menschen sich schon vorab über eine Sendung informieren wollen und das Festlegen der Werbepreise gerät zum Kinderspiel. Und im Notfall kann man ja rechtzeitig einen Rückzieher machen und die Programmneuheit kurzfristig gegen «Witzig ist witzig» austauschen. Auf Sat.1 tun es auch Wiederholungen von «Die dreisten Drei».

Dummerweise verzichtete man bei Sat.1 darauf, das Google-Orakel zu befragen und fiel glatt auf die Nase. Dabei hätte man durchaus vorher wissen können, dass die neue Soap «Hand aufs Herz» genau wie ihr Vorgänger «Eine wie keine» der Vorzeige-Telenovela «Anna und die Liebe» nicht das Wasser reichen kann. Denn nach dem Begriff "Liebe" suchen die Deutschen derzeit monatlich rund 2,2 Millionen mal, das Wort "Herz" komm nur auf 0,8 Millionen Suchanfragen. Nach Logik der Grand-Prix-Propheten ein Warnzeichen, das man hätte ernstnehmen müssen. Vielleicht ist es aber auch umgekehrt und nicht der Titel sorgt für die Suchaufrufe, sondern das Interesse an den Wörtern lockt die Zuschauer an?

Daher und da Sat.1 von den ständigen Versuchen, neue Soaps, Telenovelas, Dailys, tägliche Serien oder diverse Kreuzungen daraus zu etablieren offenbar ohnehin nicht abweichen will, hier ein paar Hinweise, wie dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen wäre: Das Wort "Sex" muss in den Titel, dann ist der Erfolg garantiert. Über 9 Millionen Suchanfragen pro Monat gibt es jetzt schon - die Leute müssen schon richtig heiß auf eine solche Telenovela sein. Vom internationalen Interesse mal ganz zu schweigen. Fehlt natürlich noch die richtige Protagonistin. Hier einige Vorschläge im Vergleich:

Da Anna und Lena derzeit bereits als Telenovela-Hauptfiguren vergeben sind, ist der Fall klar: Sat.1 sollte sich eine Maria zum nächsten Hauptcharakter machen. Der Titel des nächsten Soap-Anlaufes: «Sex mit Maria». Das sollte den Analysen zufolge eigentlich ein Knaller werden, aber da man sich bei Sat.1 in Sachen Flop-Wahrscheinlichkeit nie sicher genug fühlen kann, sollte vorsichtshalber noch etwas am Titel gefeilt werden. Denn da gibt es durchaus ein Wort, das mit über 11 Millionen monatlichen Anfragen aus Deutschland den "Sex" noch toppt. Mein Titelvorschlag: "Kostenloser Sex mit Maria". Wird ein Wahnsinnserfolg - Google wird es bestätigen. Schnell einmotten sollte Sat.1 hingegen seine Pläne für die neue Dailynovela "Dörte und die Wollust". Das wird ein Flop. Das garantiere ich sogar höchstpersönlich.

Zum Abschluss noch eine Prognose für ProSiebens Krimi-Comedy-Spielfilm und Vielleicht-Piloten «Kreuzer kommt» mit Christoph Maria Herbst am kommenden Montag. "Kreutzer" bringt es auf gerade einmal 18.100 monatliche Abfragen. Vielleicht doch lieber das «Witzig ist witzig»-Tape herauskramen, liebe ProSieben-Redaktion? Das ist das leicht abgegriffene links neben der Archiv-Tür. Für Notfälle immer direkt erreichbar.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.

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