Forenecho

Meiden Deutsche die Qualität im TV?

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Gute Serien, aber maue Quoten – mag das Publikum wirklich lieber Trash-TV sehen? Eine kontroverse Diskussion.

Von abstruser Scripted Reality über schadenfreudige Casting-Shows bis hin zu echten Trash-Formaten der Marke «Schwiegertochter gesucht» & Co. - das TV-Publikum scheint diese Fernsehinhalte zu lieben. Quotensprünge in astronomischen Höhen sind so beobachten – nicht zuletzt mit dem neuerlichen Start von «Bauer sucht Frau», das neben Landluft und peinlichen Liebesengeln nur die nackte Schadenfreude für den Zuschauer zu bieten hat. Und vielleicht deswegen so erfolgreich ist. Seichte Unterhaltung im Fernsehen ist derzeit Trumpf. Doch ist das deutsche Publikum wirklich so besessen auf die weniger anspruchsvollen Produktionen und lässt wirkliche Qualität links liegen? Die Quotenmeter.de-Forumsteilnehmer diskutierten diese Fragestellung am Beispiel der vor zwei Wochen gestarteten Serie «Im Angesicht des Verbrechens» im Ersten. Von allen Kritikern gelobt und mit Fernsehpreisen gewürdigt, kommt die WDR-Auftragsproduktion, für die die Produktionsfirma Typhoon sogar Insolvenz anmelden musste und ein hoher Aufwand von mehreren Jahren der Produktionsphase betrieben wurde, nur mit mauen Einschaltquoten seiner Doppelfolgen über die Runden. Auf prominentem Sendeplatz am Freitag um 21.45Uhr hat man bei der ARD der Serie, die schon bei arte gezeigt wurde, eine gute Starthilfe gegeben. Denn man hat genau jenen Platz frei geräumt, auf dem der «Tatort» am Freitag wöchentlich rund vier Millionen Bundesbürger begeisterte. Und auch inhaltlich ist die Serien-Qualität unbestritten. Doch warum meiden die Deutschen die Qualität im TV? Erklärungsversuche unserer Forenuser.

„Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie wirkliche Qualität im deutschen Fernsehen grandios umgangen wird“, hatte Fabel schon in der vergangenen Woche festgestellt. „Du hast Recht wenn du sagst, dass immer wieder nach mehr Qualität gerufen, dann aber doch immer nur das Übliche geschaut wird“, stimmt Kellerkind zu. „Was nützt es sich über unseren Nachbarn aufzuregen, dann eben selbst die Sendung ansehen“, hat Sentinel2003 die Hoffnung schon aufgegeben, dass Qualität im Fernsehen gewürdigt wird. „Außer vielleicht die Erkenntnis, dass auch massenkompatible Qualität kein Renner werden muss“, ergänzt Kellerkind. „Wenn so eine Qualitäts--Produktion läuft, schaut wieder keiner zu. Und das Gemeckere geht weiter. Das ist schon irgendwo frustrierend“, stimmt auch CommanderNOH zu. „Die Masse schaut Seichtes, für die ist «Im Angesicht des Verbrechens» schon viel zu komplex. Die Quoten zeigen eigentlich nur, dass die Mehrheit der Zuschauer niveauvolles Programm nicht goutiert“, meint Jaws und ergänzt: „Was daran wirklich tragisch ist, ist das Signal, das damit gesetzt wird. Denn die Öffentlich-Rechtlichen meinen, bei dem Wetteifern um Quoten mitmachen zu müssen, obwohl ihr gesetzlicher Auftrag ein anderer ist. Oder anders gesagt: Die Quoten des Auftakts dieser Serie von Rolf Basedow machen es anderen, gehaltvollen Projekten sehr schwer, sich senderintern durchzusetzen“, beschreibt der Forumsteilnehmer seine Überlegungen. „Wenn man die Anstrengungen auf qualitativ hochwertiges Fernsehen lediglich in eine neue Krimi-Reihe steckt, lockt man damit halt kaum neue Zuschauer an“, findet jedoch logan99.

„Vielleicht sollte man solch Engagement mal in andere Projekte stecken und sich nicht ständig auf die altbackenen Krimis verlassen - dann kann man vielleicht auch mal ein Zugewinn an jungen Zuschauern verbuchen“, fährt logan99 fort. „Dabei wäre «Im Angesicht des Verbrechens» perfektes Anschauungsmaterial für all die, die behaupten, Deutsche könnten nur Krimis. «Im Angesicht des Verbrechens» ist viel mehr als das - aber es gibt ja auch immer noch Leute, die meinen, dass aus Deutschland so etwas nicht kommen kann“, widerspricht CommanderNOH. „Angenommen ich nehme mich als Standard für zumindest einen Teil der nicht anwesenden Zuschauer, kann ich schon verstehen, wie man solch ein Format verpasst. Wer bei solch einer ARD-Produktion sofort an 08/15-Krimi denkt, dem ist nichts vorzuwerfen. Ist halt oft so. Hat man auch bereits damals bei «KDD» im ZDF gesehen. Das sind Nischenprodukte die untergehen in diesem Umfeld“, äußert sich Holzklotz ebenfalls kritisch. „Ich würde Desinteresse vorwerfen. Da wird einerseits ständig irgendwas Spektakuläres eingefordert und wenn es dann mal da ist, will es keiner mitbekommen haben“, kontert Kellerkind. „Nur weil man statt alten Ermittlern auf junge Leute setzt, ändert das nichts am grundsätzlichen Format dieser Serie, die eben durchaus dem Krimi-Genre zu zuordnen ist. Ob man da nun ein paar Innovationen eingegangen ist oder nicht, spielt doch für die meisten keine Rolle, da sie mit so etwas eh nichts anfangen können. Ich schau mir doch auch nicht plötzlich irgendeine der unzähligen Volksmusik-Shows an, weil man da Änderungen vorgenommen und die qualitative Aufmachung verbessert hat.“, sagt logan99. „Ich würde «Im Angesicht des Verbrechens» nicht dem Krimi zuordnen. «Im Angesicht des Verbrechens» ist ein Mix aus Mafia-Serie und Familiendrama mit Krimi-Elementen, aber mit «SoKo XY» nicht zu vergleichen. Dazu fremde Länder und Milieus und längere untertitelte Strecken“, erklärt Kellerkind. „Man sollte die Serie erst gesehen habe, bevor man über sie urteilt“; stellt Familie Tschiep klar. Doch das hat die Masse jedenfalls noch nicht. Schade drum.

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