Conan O’Brien kehrt am 08. November bei TBS mit seiner neuen Late-Night-Show ins TV zurück. Quotenmeter.de blickt daher auf die Quoten seines Widersachers Jay Leno und der «Tonight Show»: Ist er wieder erfolgreicher als Conan bei NBC?
Am 08. November startet unter dem schlichten Titel «Conan» beim amerikanischen Kabelsender TBS die neue Late-Night-Show von Conan O’Brien. Jenem Conan O’Brien, der sieben Monate lang Moderator der großen «Tonight Show», dem erfolgreichsten Late-Night-Programm in den USA, war und dann von NBC aufgrund schlechter Quoten vor die Tür gesetzt wurde. Conan musste im Sommer ohne Bildschirmpräsenz auskommen und tourte daher mit seiner Bühnencomedy durchs Land. Sein Programm nannte er «The Legally Prohibited from Being Funny on Television Tour» in Anspielung auf die Abfindungsklausel von NBC, die ihm bei seiner Auflösung des Vertrags mit dem Sender verboten hatte, bis zum 01. September 2010 nicht mehr im Fernsehen als Host eines TV-Programms auftreten zu dürfen. Nun also kehrt der Mann zurück, der einer der beiden Protagonisten im nun schon legendären „Late Night War“ in den USA war.
Ein Rückblick: Im Jahr 2004 kündigte NBC an, dass Conan O’Brien Nachfolger von Jay Leno bei der legendären «Tonight Show» des Senders NBC werde. 2009 aber war Leno weiterhin unangefochtener Quotenkönig und wurde um 22.00 Uhr – also eineinhalb Stunden früher – mit einer eigenen Show ins Rennen geschickt. Conan übernahm wie geplant die «Tonight Show», konnte aber mittelfristig die Zuschauerzahlen seines Vorgängers nicht erreichen. Dieser wiederum floppte selbst auf dem Primetime-Sendeplatz um 22.00 Uhr, sodass die einstigen Late-Night-Flaggschiffe von NBC nun beide kenterten. Eine mediale Schlammschlacht begann, bei der sich die beiden Protagonisten in ihren eigenen Sendungen nicht mit Scherzen zurücknahmen. NBC reagierte Anfang 2010 und kündigte Conans Vertrag, der eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe vorsah. Leno beendete seinen Primetime-Ausflug und kehrte am 01. März 2010 wieder als Moderator der «Tonight Show» zurück.
NBC versprach sich von diesem eifrigen Handeln auch wieder schnell ansteigende Quoten für das prestigeträchtige Showformat, das seit 1954 den Tag der US-Amerikaner ausklingen lässt und mit Johnny Carson die wohl größte Late-Night-Legende aller Zeiten hervorgebracht hatte. Schon im April 2010 analysierte Quotenmeter.de, dass Leno nach sieben Wochen als neuer, alter Host der «Tonight Show» die Quoten von Conan O’Brien keinesfalls überholen konnte und oft sogar schwächer abschnitt. War der Moderatorenwechsel also übereilt, war NBC vom schnellen Misserfolg geblendet? Oder haben sich die Zuschauerzahlen nach mehr als einem halben Jahr mittlerweile wieder auf dem Niveau eingependelt, das Leno bis 2009 zum Quotenkönig vor Mitternacht machte?
Die Zuschauerzahlen lassen sich mittlerweile im Jahresvergleich analysieren – damit sind sie auch für das Network NBC aussagekräftig, da die Networks ihre Quoten gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr vergleichen. Conans «Tonight Show» startete im Juni 2009 unter großem medialem Echo, konnte daher natürlich die Zahlen von Leno im Juni dieses Jahres locker schlagen. Interessant wird es im Juli, als sich die Marktanteile von Conan auf Normalniveau eingependelt hatten: Damals erreichte er zwischen 1,0 und 1,1 Prozent Marktanteil bei den wichtigen 18- bis 49-Jährigen Zuschauern. Zum Vergleich: Leno holte 2008 durchschnittlich 1,8 Prozent, danach noch immerhin 1,4 Prozent bei den Werberelevanten. Gegenüber diesen Zahlen war Conan chancenlos. Aber auch Leno kann diese mittlerweile nicht mehr erreichen, denn im gleichen Zeitraum 2010 brachte er es ebenfalls nur auf 0,9 bis 1,1 Prozent Marktanteil und lag damit teils sogar hinter den Quoten Conan O’Briens.
Noch deutlicher wurde Lenos Abstieg im August 2010, als die Marktanteile in zwei Wochen hintereinander nur bei 0,9 Prozent standen. Im gleichen Zeitraum 2009 holte Conan 1,0 und sogar 1,2 Prozent. Bei den Reichweiten fiel die «Tonight Show» von durchschnittlich fünf Millionen 2009 auf vier Millionen 2010 – dies waren die schwächsten Werte seit 1992 für Leno. Im September musste der Late-Night-Host diese desaströsen Werte sogar noch unterbieten: 3,8 Millionen sahen in diesem Monat nur noch durchschnittlich zu, der Marktanteil lag bei 1,0 Prozent in der Zielgruppe. Bei den Gesamtzuschauern konnte sich Leno zwar minimal gegenüber Conan um 12 Prozent steigern, in der wichtigen werberelevanten Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen lag er allerdings 23 Prozent und damit fast ein Viertel hinter seinem Vorgänger. Immerhin konnte Leno in der zweiten Septemberwoche die Zielgruppen-Marktanteile von Conan erstmals übertreffen – dies aber nur durch einen Trick der NBC-Presseabteilung: Sowohl 2009 als auch 2010 wurde in besagter Woche jeweils eine Show nach dem sehr erfolgreichen «NFL Primetime Game» gezeigt, jedoch wurden diese Werte bei den Durchschnittszahlen 2009 nicht, 2010 aber schon einberechnet.
In den folgenden Wochen zeichnete sich daher wieder der übliche Trend ab: Leno konnte mit den Marktanteilen von O’Brien maximal gleichziehen, sie aber nie übertreffen. Ab Oktober lag man sogar jeweils wieder 0,1 Prozentpunkte hinter den Zahlen von 2009. Auch nach einem halben Jahr zeigt sich also für NBC, dass der hastige Wechsel beim einstigen Qutoenhit «Tonight Show» sich nur minimal ausgezahlt hat, wenn man die Reichweiten beim Gesamtpublikum heranzieht. Da aber die Marktanteile bei den jüngeren Zuschauern die wichtigste Kennzahl für Erfolg und Misserfolg im Fernsehen ist, kann die NBC-Rochade Leno/O’Brien nach einem halben Jahr schon als gescheitert angesehen werden, denn letzterer holte mindestens genauso hohe, oft bessere Zuschauerzahlen in der Zielgruppe als Leno, der aktuell die schlechtesten «Tonight Show»-Quoten seit seinem Antritt 1992 hinnehmen muss.
Ein Trostpflaster ist immerhin, dass der Late-Night-Altmeister auch aktuell noch meist seinen Rivalen David Letterman, der zur gleichen Sendezeit die «Late Show» bei CBS präsentiert, in den Marktanteilen schlagen kann. Aber dies schaffte O’Brien genauso im Vorjahreszeitraum. NBC steckt nun in einem Dilemma, das schlimmer nicht hätte ausfallen können: Die erfolgreichste Late-Night-Show im US-Fernsehen wurde durch überschnelle Entscheidungen zum Moderationswechsel und die folgende Schlammschlacht in den Medien, die NBC sehr viel Reputation kostete, zu einem Schatten ihrer selbst degradiert. Aus heutiger Sicht war die Rückkehr von Leno eine Fehlentscheidung – auch deswegen, weil er schon vor 2009 mit deutlich sinkenden Quoten zu kämpfen hatte, damals aber immerhin noch unangefochtene Nr.1 im Late-Night-Geschäft war. Über ein Jahr später sind der Ruf ruiniert und die Quoten unten. Wenn Conan O’Brien nun am 08. November seine TBS-Show gegen Leno und Letterman startet, wird er sicherlich weder deren Werte noch seine eigenen bei NBC erreichen. Doch er gilt jetzt schon als der gefühlte Sieger im „Late Night War“, der seine treuen Fans auch beim Kabelsender finden wird und seinen Quotengegnern noch den einen oder anderen Zuschauer abfangen könnte. Für NBC dürfte derweil vielleicht schon die Suche nach einem Leno-Nachfolger begonnen haben. Und Johnny Carson wird sich angesichts dieses Trauerspiels weiter im Grabe umdrehen.