Ex-Endemol-Chef Borris Brandt ist großer Fan des Formats. Nun rechnet er mit den Machern der Show ab. Sie hätten das Format nach seiner Zeit kaputt gemacht und seien verantwortlich dafür, dass dessen Zukunft nun ungewiss ist.
Was in Ex-Endemol-Chef Borris Brandt wohl vorgeht, wenn er über die aktuelle Situation seines Formats «Big Brother» nachdenkt? In Gesprächen äußerte er schon seit Monaten seinen Missmut darüber, was seine ehemaligen Mitarbeiter aus dem Format gemacht haben. In einer Internetkolumne machte er seine kolossale Kritik nun auch öffentlich. Brandt war es schließlich, der noch als ProSieben-Chef das Format nach Deutschland holen wollte. Brandt war es, der «Big Brother» nach der gefloppten dritten Staffel wieder auf die Beine brachte.
Er umgarnte den damaligen RTL II-Chef Andorfer, machte sogar Werbung bei Kirchen für das Format. Die vierte Staffel kam auf neuem Sendeplatz zurück - «The Battle» wurde ein großer Quotenerfolg. Für all das, was nach seinem Abgang mit dem Format gemacht wurde, hat Brandt derweil keinerlei Verständnis. Die achte Staffel war die letzte unter seinem Mitwirken. Für die Entscheidungen, die bei Staffel neun und zehn getroffen wurden, kritisiert er die Verantwortlichen – und somit vorallem Pamela Müller und Rainer Laux aufs Schärfste.
Zumindest Laux dürfte das inzwischen aber kaum interessieren, er hat dem TV-Business im Sommer gänzlich den Rücken gekehrt. „Dumme, einfältige, einseitige, geile Producer sind die größte Gefahr. Dabei ist es genau das nicht was dieses tolle Format ausmacht. Sex ist total uninteressant und ein Qualitätsquotenkiller. Sex lässt die Hausfrau, überhaupt Frauen und die Gemeinschaftsgucker, die Familien wegzappen und verhindert den Werbespotverkauf. Und es ruiniert das Image“, erklärt der ehemalige Geschäftsführer von Endemol Deutschland, der sich in seiner Zeit bei der Firma eigenen Angaben zufolge persönlich um jede Episode gekümmert habe.
Seine Exkollegen hätten ab Staffel neun genau das gemacht, was er immer verhindert hatte. Brandt hätte dies mit Grausen verfolgt. „Viel Duschen mit Zooms auf Brüste. Dazu schwülstige Musik. Pornoschlampen mit Prämien für Geschlechtsakte“ – und somit all das nicht, was «Big Brother» sein müsste. Den Beginn der zehnten Staffel hätte Brandt gerade einmal 50 Minuten verfolgt.
Damals richteten die Macher ein zweites, geheimes Haus ein. Der Start der Show kam bei den Fans extrem gut an; auch die Quoten stimmten während Staffel zehn stets. Es war die erfolgreichste Runde des Formats seit 2005. „Wenn Kandidaten genau so aussehen, wie die aus der vorherigen Staffel und von fünf bereits vier in den Staffeln davor abgelehnt wurden, aus gutem Grund, dann bin ich draußen“, schreibt der ehemalige «BB»-Macher frustriert. Brandt zeigte keinerlei Verständnis für die zahlreichen Pornodarsteller, schreibt wörtlich: „Freunde... wie sehr hasst Ihr denn dieses Format, dass Ihr es so versenken müsst?“.
Brandt selbst sagt, er sei nun traurig, dass «Big Brother» nun wieder tot sei. Hoffnung gäbe es aber dennoch: Möglicherweise kommt der Große Bruder als Sommerevent zurück. RTL II hatte zuletzt klar gemacht, dass eine mögliche neue Staffel keinesfalls Anfang 2011 beginnen werde. Brandt selbst plädiert übrigens dafür, das tote «Big Brother» ruhen zu lassen und von Endemol eher den «Goldenen Käfig» zu bestellen. Das Format sei zwar teurer, aber wertiger und habe keine zeitliche Begrenzung. Die Zukunft von «Big Brother» - sie ist trotz der sehr starken Quoten zuletzt weiterhin ungewiss.