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Seit einer Woche schickt sich ein weiterer Ableger an, seine Zuschauer zu finden und insbesondere in die Fußstapfen von «Galileo Mystery» zu treten. «Galileo X.perience» verfolgt ebenfalls den Ansatz, Geheimnisse wissenschaftlich aufzuklären, bleibt dabei aber deutlich bodenständiger: Hier geht es nicht um Übernatürliches, sondern um extreme Unfälle, deren Beteiligte völlig unerwartet überlebten oder die Ereignisse sogar vollkommen unverletzt überstanden. Geschichten, die auf den ersten Blick unglaublich erscheinen, aber wahr sind. «Galileo X.perience» will die Frage klären: Wie war das möglich?
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Dass nicht jede Geschichte dabei gleich spektakulär ist und gleichermaßen fesseln, dessen sind sich die Macher der Sendung offenbar selbst allzu bewusst. So musste in den bisherigen beiden Ausgaben nach den ersten beiden Themen noch eine Füllstory herhalten. Beim ersten Mal ging es um einen Rollerfahrer, der von einem Auto angefahren wurde und unbeschadet wieder auf den Beinen landete. Des Rätsels Lösung: Auf der Motorhaube richtig abrollen. Dass das von einem Stuntman noch gezeigt wurde, machte die Geschichte nicht viel spektakulärer. Solche Experimente hat man bei «Galileo» schon oft genug gesehen. Auch die zweite Folge musste am Schluss einen Gang zurückschalten: Zwei Männer schwammen in der Themse und wurden via Motorboot aus dem Wasser gefischt.
Was «Galileo X.perience» allerdings in den Minuten davor aufbietet hat durchaus Potential zum Staunen. Ein nahezu ungebremster Absturz eines Fallschirmspringers, ein Lkw, der auf ein Auto kippt, ein Kinderwagen, der von einem Zug überrollt wird. Auch wenn das meiste davon schon des Öfteren im Fernsehen gezeigt wurde, kann man sich dem Sog der Originalaufnahmen der dramatischen Momente nur schwer entziehen. So stehen und fallen die Geschichten aber auch mit dem Umfang der Aufnahmen. Während der Fallschirmabsturz, detailliert gefilmt vom Aufstieg im Helicopter bis zu den Rettungsversuchen am Boden, genug Material bot für den zwanzigminütigen Beitrag bot, wurden beim Zugunfall die kurzen, nur wenige Sekunden langen Aufnahmen immer wieder gezeigt, wodurch sie sich schnell abnutzten.
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War die Spurensuche beim Absturz des Fallschirmspringers, bei der das Team die Fallgeschwindigkeit durch verschiedene Faktoren immer weiter runterrechnen konnte, noch spannend und nachvollziehbar, so waren andere Geschichten schnell sehr offensichtlich. Schon beim zweiten Video, in dem ein Auto von einem umfallenden Lkw-Anhänger zerquetscht wurde und der Insasse unbeschadet überlebte, war direkt ersichtlich, dass sich ein Hohlraum gebildet hatte. Bis «Galileo X.perience» zu dieser Erklärung gelangte vergingen aber erst einmal viele Minuten, in denen das Team selbst Pkws zerlegte. Denn oft beweist die Sendung zunächst, dass man einen Unfall nicht überleben kann bevor sie dazu kommt, dass man es doch kann.
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Richtig ärgerlich wird es bei völlig offensichtlichen und haarsträubenden Fehlern. So bezeichnete die zweite Sendung die Energie eines aufprallenden Zuges mit 1,5 Megajoule, nach der Abbremsung durch einen davor stehenden Lkw mit 1 Kilojoule und betonte mehrfach, dass das nur noch ein Hundertstel sei. Und lag damit gleich mal um den Faktor 15 daneben.
Insgesamt bleibt «Galileo X.perience» aufgrund der authentischen Bilder sicherlich sehenswert, um sich einfach mal von den erstaunlichen Ereignissen fesseln zu lassen. Die dazugehörige Spurensuche bleibt aufgrund ihrer wissenschaftlichen Oberflächlichkeit und der zweifelhaften Genauigkeit eher schmückendes Beiwerk, fällt wegen ihrer realen Hintergründe aber immerhin noch klar glaubwürdiger aus als beim Quasi-Vorgänger «Galileo Mystery».