36 Folgen lang versuchte Sat.1 vergebens, die gescriptete Reality-Doku zu etablieren. Nicht ein einziges Mal schaffte es das Format jedoch über den Senderschnitt.
Dass mit Qualität gerade im Nachmittags- und Abendprogramm deutscher Fernsehsender nur selten gute Quoten einzufahren sind, haben mittlerweile nahezu alle großen Privatsender begriffen. Dementsprechend beschränken sich Neustarts inzwischen auch zumeist auf weitere Seifenopern oder wie im Falle von «Schicksale» auf Scripted-Reality-Soaps. Während jedoch die RTL-Group aktuell mit nahezu jedem dieser Formate große Erfolge generieren kann, konnte Sat.1 mit seinem Format nie wirklich zufrieden sein.
Bereits in der ersten Sendewoche deutete sich dieser Flop sehr deutlich an, denn keine der fünf gesendeten Ausgaben kam auch nur annähernd an den Senderschnitt heran. Die höchste Sehbeteiligung wurde direkt am Montagabend gemessen, wo man mit 1,65 Millionen Zuschauer aber dennoch nicht über 7,5 Prozent bei allen und 8,0 Prozent bei den werberelevanten Zuschauern hinauskam. Bei den 14- bis 49-Jährigen sah es zur Wochenmitte am besten aus, die Mittwochsausgabe wurde hier immerhin von 9,5 Prozent bei 0,69 Millionen Zusehern verfolgt, insgesamt war die Reichweite mit 1,59 Millionen Zuschauern jedoch schwächer.
Im Wochenschnitt kam die erste Sendewoche auf unbefriedigende Werte von 7,3 Prozent bei nur 1,54 Millionen Interessierten. Besonders enttäuschend fiel auch die Zustimmung der jungen Zuschauerschaft aus, 0,64 Millionen langten hier gerade einmal zu miesen 8,5 Prozent. Auch in der kommenden Woche änderten sich die Werte kaum, sie gingen sogar noch minimal auf 7,1 bzw. 8,3 Prozent aller Fernsehenden zurück, wenngleich die Reichweite hier durchschnittlich bei etwas stärkeren 1,63 Millionen Menschen stieg.
Ein kleiner Lichtblick stellte die 14. Folge dar, welche erstmals einen zweistelligen Marktanteil beim jungen Publikum zu generieren wusste. 0,74 Millionen Werberelevante sahen diese Folge, womit man auf 10,2 Prozent des jungen Publikums kam. Insgesamt war man mit nur 1,62 Millionen Zuschauern deutlich weiter vom Senderschnitt entfernt, obgleich man den Wochenschnitt um immerhin 0,07 Millionen überstieg. Der Wochenschnitt war trotz des Ausreißers nach oben aber weiterhin mies, nur 7,0 Prozent bei Allen und 9,0 Prozent der Jüngeren sahen zu.
Der größte Erfolg der gesamten Ausstrahlungsperiode sollte aber nicht viel später bevorstehen, zumindest bei den Umworbenen. Am Mittwoch, den 13. Oktober 2010 sollte es erstmals und zugleich auch letztmals dazu kommen, dass sich eine Folge auf Höhe des Senderschnitts kämpfen konnte. Mit 0,89 Millionen Menschen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren sahen so viele wie nie zu, was mit nur 11,1 Prozent ebenfalls dem höchsten Marktanteil aller Episoden entsprach. Insgesamt sah es weniger gut aus, denn nur 1,80 Millionen hatten erneut schwache 7,8 Prozent zur Folge.
Wiederum nur eine Woche später erreichte das Format seine stärkste Sendewoche, immerhin 7,6 Prozent des Gesamtpublikums sowie 9,5 Prozent der Jungen sahen zu, wie Laiendarsteller mit gescripteten Schicksalsgeschichten umgingen. Grund für diesen Minierfolg waren zum einen zwei Tage, die in der jungen Zuschauerschaft soeben noch zweistellige Marktanteile zu generieren wussten, zum anderen aber auch die Tatsache, dass in dieser Woche die Donnerstagsausgabe aufgrund eines Europa-League-Abends ausfiel.
Des Öfteren wurde in dieser Zeit davon gesprochen, dass sich das Format allmählich steigere. Ein wirklich positiver Gesamttrend ließ sich jedoch über den gesamten Ausstrahlungszeitraum nie ausmachen, da etliche Ausgaben mit weniger als 7 Prozent Marktanteil versagten. Ein weiterer Rekord wurde jedoch am 28. Oktober geschafft, mit 1,90 Millionen Zuschauern sahen hier so viele zu wie nie. Die Marktanteile waren dennoch mies: Nur 7,8 Prozent aller fernsehenden Bundesbürger sahen zu, bei den Werberelevanten waren es 8,6 Prozent.
Nachdem es auch in den letzten beiden Sendewochen keine grundlegenden Verbesserungen mehr gab, zog der Bällchensender in der vergangenen Woche die Reißleine und hinterließ ein Format, welches sowohl inhaltlich, als auch quotentechnisch floppte. Nur 1,66 Millionen Menschen sahen im Durchschnitt das Gezeigte, dies entsprach ganz schwachen 7,1 Prozent des Gesamtpublikums. In der jüngeren Zielgruppe sah es nur wenig besser aus, hier resultierten 8,6 Prozent aus 0,71 Millionen Zuschauern.
Enttäuscht dürften die Programmverantwortlichen besonders auch deshalb sein, weil man mit der ersten "Staffel" deutlich besser abschnitt. Damals noch um 17:30 Uhr laufend konnten fünf Testausgaben sehr gute 14,0 Prozent bei allen Zuschauern generieren, auch bei den Werberelevanten sah es mit 12,8 Prozent durchaus gut aus. Der Senderschnitt von etwa 10,5 Prozent bei Allen sowie 11,0 Prozent bei den Jüngeren wurde im Februar locker überschritten, im Herbst hingegen scheiterte man.
Fans des Formats müssen wohl in Zukunft anderweitig unterkommen, aber auf RTL II läuft zur selben Zeit mit «X-Diaries» ein qualitativ und inhaltlich etwa gleichwertiges Format. Auch auf Sat.1 will man in Zukunft weiterhin auf günstige Formate mit ebenso günstigen Akteuren setzen, ab sofort werden die atemberaubenden Ermittlungen von «K11» den Sendeplatz von «Schicksale» einnehmen. Wer also ernsthaft auf mehr Qualität auf diesem Sendeplatz gehofft hat, wurde einmal mehr enttäuscht.