Am Freitagabend versendet Das Erste die drei verbleibenden Folgen der Graf-Serie «Im Angesicht des Verbrechens».
Welche Lehren zieht man nun aus der ARD-Krimireihe «Im Angesicht des Verbrechens»? Möglicherweise die, dass es besser gewesen wäre, das ganze Projekt nie umzusetzen. Schon bei der Produktion gab es erhebliche Probleme, die Geschichte rund um die Insolvenz der herstellenden Firma typhoon ist hinlänglich bekannt. Weil mehr Drehtage als eigentlich veranschlagt nötig waren, wurde das Projekt so teuer, dass es die Produktionsfirma in den wirtschaftlichen Abgrund stieß. Die Serie wurde dennoch fertig gestellt und startete so erstmals im Frühjahr dieses Jahres bei arte.
Im Ersten lief das Format vor vier Wochen an – wie einst schon geplant auf dem Sendeplatz am Freitag um 21.45 Uhr. Es ist ein gelernter Krimiplatz, sonst setzt Das Erste um diese Zeit auf alte Ausgaben von «Tatort» und «Polizeiruf 110». Wer dachte, dass alle Probleme mit Beginn der Ausstrahlung im Ersten Deutschen Fernsehen überstanden waren, der irrte. Die Quote setzte unter die Serie von Pannen und Pleiten noch ein kräftiges Ausrufezeichen. Die 2,31 Millionen Zuschauer der Premierenfolge waren das höchste aller Gefühle, die Gesamtquoten lagen zuletzt nur bei siebeneinhalb Prozent und somit mehr als fünf Prozentpunkte unter den sonst um diese Zeit üblichen Werten.
Die Serie von Dominic Graf, die von Kritikern hochgelobt wird, war vermutlich zu radikal. Minutenlang wird russisch gesprochen in dem Format, der Zuschauer quält sich durch schnell eingeblendete Untertitel. Künstlerisch ist die Serie selbstverständlich hochklassig und etwas, das es in dieser Form im deutschen Fernsehen viel zu selten gibt (und angesichts der Quoten wohl auch länger nicht mehr geben wird). «Im Angesicht des Verbrechens» ist aber ein Projekt, dass in der breiten Masse wohl eher auf Widerstand stößt.
Neben der Radikalität der Autoren ist es schließlich wohl auch die Tatsache, dass es ein Serial ist, die dem Format letztlich massiv schadete. Die Graf-Serie erledigt somit in etwa das gleiche Schicksal wie zuletzt «24» oder «Lost». Welche Lehren kann man nun also wirklich aus dem Projekt ziehen? Vermutlich die, dass sich der Zuschauer sehr ungerne sechs Wochen lang am Freitagabend – und vor allem nicht am Freitagabend – für ein TV-Projekt verabredet.
Sechs Wochen werden es übrigens gar nicht. Weil die Serie zuletzt so schlecht lief, zeigt Das Erste am Freitag kommender Woche das Finale nicht mehr. Es läuft schon diesen Freitag und zwar zur Geisterstunde. Die Geschichte geht zwischen 23.25 Uhr und 0.15 Uhr zu Ende. Es ist damit das Ende eines Fernsehkrimis der anderen Art, der außerhalb des TVs für viel Aufregung sorgte und große Beachtung erlangte und während der Ausstrahlung genau dies vermisste.