Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Ausgepflaumt

von
Nach zahlreichen TV-Größen wechselt nun auch Kai Pflaume den Sender. Ein Kommentar.

Die unklare Zukunft des Sat.1-Moderators Kai Pflaume ist in dieser Woche beigelegt worden: Schon ab Januar 2011 wird er in der ARD anheuern und die ehemalige Pilawa-Abendshow «Star Quiz» präsentieren. Mit dem Wechsel Pflaumes hat nun auch das letzte große Sendergesicht eine neue Herausforderung gesucht: Nach Kerner und Pocher, die zu Sat.1 gingen, Jauch, der ebenfalls in der ARD senden wird, Pilawa, der zum ZDF wechselte, und zuletzt Schmidt, welcher 2011 wieder beim Sat.1 anheuert, wird nun auch Kai Pflaume seinen langjährigen Sender verlassen. Lediglich Stefan Raab dürfte – aus nachvollziehbaren Gründen – wohl ewig bei ProSieben weitersenden und seiner Fernsehstation ewig treu bleiben.

Für Pflaume selbst ist bei Sat.1 zwar noch nicht endgültig Schluss, da er noch mindestens eine weitere Staffel seines Vorzeige-Formats «Nur die Liebe zählt» moderieren wird, doch zwischen den Zeilen lässt er deutlich zu erkennen geben, dass die Zeichen komplett auf Abschied stehen: In einem Interview mit der FAZ machte er klar, dass die Show auch ohne ihn funktionieren könne. Bei der ARD dürfte Pflaume zumindest teilweise die Lücke auffüllen, die Jörg Pilawa nach seinem Abgang hinterlassen hatte. Nicht ohne Grund wird er das «Star Quiz» präsentieren, das von Pilawas Produktionsfirma White Balance hergestellt wird. Zudem spekulierte Quotenmeter.de schon vor Monaten über ein neues ARD-Vorabendformat mit Pflaume unter dem Arbeitstitel «Kai überrascht» – schon damals gab es also Anzeichen für einen Wechsel, die sich nun bewahrheitet haben. Weitere Projekte mit Pflaume bespricht die ARD aktuell und es ist unstrittig, dass er im Jahr 2011 mehrere neue Shows bei seiner neuen Senderheimat präsentieren wird.

Pflaume begann seine Fernsehkarriere 1993 mit dem Format, das noch heute sein Markenzeichen ist und sein Image nachhaltig geprägt hat: «Nur die Liebe zählt». Die Sendung wechselte zwei Jahre nach der Premiere bei RTL zu Sat.1. Ab Mitte der 90er war er einer der Sonntagabend-Stars mit Shows wie «Die Glücksspirale» und «Rache ist süss», die zumindest mehrere Jahre lang mit Erfolg gezeigt wurden. Eines seiner größten Projekte war die Gameshow «Die Chance deines Lebens» (2000), in der ein Kandidat zehn Millionen Euro gewinnen konnte – trotz des Quizshowbooms war das Format aber zu teuer und hatte zu geringe Quoten.

Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere feierte Pflaume mit der ersten Staffel der Castingshow «Star Search» im Sommer 2003, die bis heute eines der erfolgreichsten Unterhaltungsprogramm in der Geschichte von Sat.1 darstellt. Bis zu sieben Millionen Zuschauer und vierzig Prozent der Werberelevanten sahen damals das Finale der Show, für dessen Moderation Pflaume im gleichen Jahr mit dem Bambi ausgezeichnet wurde. Die zweite Staffel blieb jedoch hinter den Quotenerwartungen zurück, das Format wurde anschließend eingestellt. Pflaume jedoch war erfolgreich wie nie: Zahlreiche Shows wie «Die Comedy-Falle» und «Stars am Limit» sowie «Der große Haustiertest» folgten. Nach den beiden Flops «Rich List» (2007) und «Yes we can Dance» (2009) wurde es allerdings still um den Moderator; die Zeit der großen Primetime-Sendungen war spätestens nach dem letztgenannten Tanzshow-Quotenflop bei Sat.1 vorbei.

Von dem Wechsel Pflaumes ins Erste profitieren beide Parteien gleichermaßen: Die ARD kann nach dem Verlust ihrer größten Sendergesichter aus dem Unterhaltungsbereich (Schmidt, Pocher, Pilawa) nun endlich einen Neuzugang präsentieren, der vom vielzitierten Schwiegersohn-Image perfekt zu der öffentlich-rechtlichen Anstalt passt und auch einige jüngere Zuschauer abholen kann. Und Pflaume selbst entflieht seiner relativ aussichtslosen Lage bei Sat.1, wo er durch Pocher und Kerner von der ehemaligen Nummer eins nur noch zum dritten Glied in der Reihe der Sendergesichter degradiert wurde; sein Marktwert sank deutlich, neue Formate mit ihm wurden nur noch sporadisch auf den Bildschirm geschickt, da nun Pocher und Kerner den Vortritt hatten, und zu guter Letzt sanken auch die Quoten des ehemaligen Zuschauerhits «Nur die Liebe zählt» auf teils unterdurchschnittliches Niveau. Bevor Kai Pflaume endgültig seine Relevanz bei Sat.1 und damit im Fernsehen überhaupt verloren hätte, kann er nun in der ARD seine Karriere neu beginnen. Und kehrt damit zu seinen tiefsten TV-Wurzeln zurück: Bevor er beruflich in der Branche Fuß fassen konnte, war der Moderator mit dem markanten Lachen als Kandidat in der ARD-Sendung «Herzblatt» im Jahr 1991 erstmals auf dem Bildschirm zu sehen.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

Mehr zum Thema... Schlüter sieht's
Kurz-URL: qmde.de/46032
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Dancing with the Stars»-Finale holt den Tagessiegnächster Artikel10 Facts about... «Navy CIS»

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung