RTL II-Moderatorin Sandra Thier war im Kongo unterwegs und drehte für eine RTL II-Dokumentation. Mit Quotenmeter.de sprach sie über die Lage des afrikanischen Landes.
Sie waren für eine RTL II-Dokumentation im Kongo unterwegs und berichteten über Kindersoldaten. Welche Eindrücke haben Sie mit nach Hause genommen?
Das Wichtigste: die Kinder dort brauchen unsere Hilfe! Und sie kommt an. Davon konnte ich mich überzeugen. Mein Team und ich sind in den krisengebeutelten Osten des Landes gereist, wo vor allem die Kleinen täglich ums Überleben kämpfen.
Wie muss man sich einen Dreh im Kongo vorstellen? Können Sie sich dort überhaupt frei bewegen?
Frei bewegen ist zu gefährlich im Moment und nicht erlaubt. Wir waren die einzigen „Weißen“ da und wurden von UNICEF Mitarbeitern aus der Region begleitet. Um nach Kitchanga zu kommen, fuhren wir über 3 Stunden nach Norden- durch den Dschungel und durch Rebellengebiet. Aussteigen oder Anhalten war verboten- zu groß war die Gefahr angegriffen oder entführt zu werden.
Wie groß war Ihre Recherche im Vorfeld? Immerhin sind Sie nicht spontan in den Kongo geflogen...
So eine Reise muss sorgfältig geplant werden. Seit Anfang des Sommers habe ich mich eingelesen in die Thematik der Kindersoldaten. Zu den Reisevorbereitungen gehörten für mich 11 Impfungen, Visa besorgen und diverse Dinge wie Mosquitonetze, Medikamente und Müsliriegel kaufen. Außerdem inhaltlich alles planen und abstimmen mit meinem Team, dass mutig genug war mitzukommen.
Das Thema Kindersoldaten ist keine leichte Kost – inwiefern waren Sie froh, dass sich RTL II dieses Thema angenommen hat?
Ich bin stolz auf meinen Sender RTL II, der das Thema so gut unterstützt und mutig war, die Dokumentation auszustrahlen. Und wir wurden belohnt, schließlich waren die Quoten überraschend gut und es zeigt, dass die Zuschauer auch ernste Dinge annehmen.
Harte Dokumentationen wie «Die verlorenen Kinder des Kongo» (So, 14.11.10, 23.35 Uhr) sind nicht gerade das Aushängeschild von RTL II. Waren Sie überrascht, dass die Einschaltquoten gut waren?
Bei RTL II ist durchaus Platz für gut gemachte journalistische Formate. Ich nenne nur die Reportage-Reihe «100 Tage», die «Minentaucher» oder auch «Tatort Internet». Deshalb, nein ich war nicht überrascht.
Werden Sie erneut in eine Krisenregion reisen und uns solch packende Bilder näher bringen?
Das würde ich sehr gerne. Es gibt noch viele spannende Themen zum Beispiel Kinder, die in Minen arbeiten müssen. Der Kongo ist so reich an Rohstoffen und wird gerne von Industrieländern ausgebeutet. So lässt zum Beispiel China gerade um Millionen Dollar Straßen bauen, um Material aus den Minen besser abtransportieren zu können.
Wie sind Sie auf das Thema aufmerksam geworden? Immerhin wird hierzulande wenig über Kindersoldaten in Afrika gesprochen.
Als UNICEF-Patin erfahre ich einiges. Was mich besonders interessiert, da lese ich mich ein. Wie zu diesem Thema. Was einige Kinder mitmachen mussten in so jungen Jahren kann man sich gar nicht vorstellen. Ein Junge erzählte mir, dass er lebendig begraben wurde, ein anderer wurde ganz alleine im Dschungel zurück gelassen und wusste nicht, wie er überleben soll. Mädchen werden oft als Sexsklavinnen missbraucht und müssen kochen oder auch kämpfen. Alle sind traumatisiert und ich habe mich gefragt, wie man solch schreckliche Erlebnisse je verarbeiten kann.
Der Star-Fotograf Steven Pan schoss Fotos für Ihre Dokumentation. Er flog von New York über Brüssel in den Kongo und bezahlte die anfallenden Kosten aus der eigenen Tasche. War es schwer, Pan für ein solches Projekt zu begeistern?
Nein, überhaupt nicht. Steven Pan ist ein sehr guter Fotograf, der sich immer wieder engagiert. Seine Freundin, das deutsche Topmodel Julia Stegner, ist auch für UNICEF im Einsatz, und so kannte er die Risiken und was auf einen zukommt. Steven war mit Julia auch schon in Sierra Leone.
Können Sie sich weitere solche Dokumentationen bei RTL II vorstellen? Die Liste der Themen ist ja – leider – riesig. Kindersoldaten, Armut, Hunger, Vergewaltigung, Tötung zur Machtdemonstration.
Auf jeden Fall. Mein Traum wäre es vier bis sechs Mal im Jahr in Krisengebiete zu reisen und über diverse Themen zu berichten. Wie schon gesagt, bietet RTL II immer wieder Platz für seriöse Dokumentationen. An drängenden Themen herrscht leider kein Mangel. Es muss noch so viel getan werden und darüber berichten, ist nur eine Möglichkeit, um auf Problemfelder aufmerksam zu machen.
Als abschließende Frage: Können Sie uns weiterreichende Literatur, Filme oder Ähnliches zum Thema Kindersoldaten empfehlen?
Ja, Dokus: «ABC Documentary Child Soldiers» (2002), «Soldier Child» (1998) und «War Child» (2008), Award Tribeca Film Festival sowie den Film «Blood Diamond». Aus dem Literatur-Bereich Beah, Ishmael: Rückkehr ins Leben. Ich war Kindersoldat; Das Mädchen ohne Hände von Mariatu Kamara.