eigentlich sollte diesen Freitag die letzte Folge Ihrer Serie «Im Angesicht des Verbrechens» laufen. Die hochklassige Serie war sicherlich ein ganz besonderes Projekt für alle Beteiligten, vielleicht auch gerade deshalb, weil sie ein solches Problemkind war. Sie war es bis zum Ende: Der Jugendschutz hat die Ausstrahlung erschwert, die Quoten stimmten nicht – und der Mainstream hat sich mit dem zehnteiligen Format ja ohnehin schwer getan.
Es ist gut, dass Sie eine so authentische und radikale Serie gemacht haben – natürlich kann man über so manche Gewaltdarstellung oder die Originalsprache lange diskutieren. Sie hat dem Format sicher geschadet, weil sich deshalb einige der ARD-Zuschauer abgewandt haben. Sie wollten hier keine Kompromisse eingehen – und das steht Ihnen als Künstler durchaus zu.
Nun geht es in diesen Tagen um eine mögliche zweite Staffel und das ist schon bemerkenswert. Ein Format, das es nie auch nur in die Nähe von zehn Prozent Marktanteil schaffte, hat zumindest eine theoretische Chance auf eine zweite Runde. Sollen Sie die von Volker Herres bei Quotenmeter.de geforderten Kompromisse eingehen? Weniger Gewalt für eine frühere Sendezeit? Wäre «Im Angesicht des Verbrechens» dann noch das gleiche? Möglicherweise nicht. Manchmal muss man Projekte auch einfach ruhen lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Manuel Weis
Dominic Graf war Regisseur des Formats, Ralf Basedow hat die Bücher dazu geschrieben.