Die Kritiker

Die Kritker: «Ladylike»

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Inhalt:


Nach jahrelanger Funkstille kreuzen sich die Wege der einst engen Freundinnen Lore Winter und Anneliese Müller unter abstrusen Umständen: Lores Ehemann hat sie gegen ein jüngeres Exemplar eingetauscht, und Anneliese ist frisch gebackene Witwe. Und so beschließen sie, in ihren alten Jahren eine Frauen-WG zu gründen und endlich all die Erfahrungen zu sammeln, die ihnen ihre brave Jugend und ihre jahrelangen Ehen verwehrt hatten.

Besonders die resolute, genussfreudige Anneliese kennt keinerlei Hemmungen. Sie lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und geht immer wieder aufs Ganze. Ungeniert schaut sie sich nach Männern um, es wird getrunken und geraucht. Doch auch die taktvolle und bedachte Lore lässt sich mehr und mehr auf das Abenteuer ein. Um das alles trotz dürftiger Witwenrente ladylike möglich zu machen, begehen die zwei scheinbar unscheinbaren Damen ein paar Bagatelldelikte. Ihr Alter gelangt ihnen dabei zum Vorteil, und sie kommen stets ungestraft davon.

Das WG-Leben der lebenslustigen Seniorinnen funktioniert prächtig. Einzig Ewald, Annelieses Jugendliebe, schafft es, die zwei Freundinnen kurzzeitig zu entzweien. Doch auch dieser Streit ist schnell vergessen, als Lore in einen Todesfall verwickelt wird und antiker Schmuck an den Mann gebracht werden muss. Die Reise führt sie nach Berlin und zu der Erkenntnis, dass sie nur eines zu verlieren haben - ihre Freundschaft.

Darsteller:
Monica Bleibtreu («Tannöd») ist Lore
Gisela Schneeberger («Der Dicke») ist Anneliese
Günther Maria Halmer («Bauernprinzessin») ist Ewald
Horst Westphal («Wolke 9») ist Percy
Paul Faßnacht ist Kommissar Schröder
Dietmar Mues ist Udo Winter

Kritik:
Schon die Eröffnung von «Ladylike» von Regisseurin Vanessa Jopp lässt erahnen, dass die nächsten eineinhalb Stunden des ZDF-Fernsehfilms der Woche in nahezu jeder Hinsicht ein Reinfall sein werden: Während Lore zusammen mit ihrem Ehemann ein paar Akten durchblättert, gesteht dieser ihr nonchalant, dass eine andere Frau von ihm ein Kind erwartet. In der nächsten Szene zeigt man, wie Lore versucht, Selbstmord zu begehen, diesen Versuch aber abbricht, weil das Telefon klingelt. Zum schießen, nicht wahr?

Ähnlich amüsant sind auch die übrigen Szenen des Films. Keine Pointe zündet, kein Gag scheint zu platt. Wirkliche Gefühle gibt es in diesem Film erst recht nicht. Ob der Tod des Ehemanns oder die Untreue des Gatten, mit nichts setzt man sich auseinander. Alles ist für die beiden Hauptfiguren irgendwie halb so wild. Das Drehbuch von Gerlinde Wolf (nach einer Vorlage von Christian Schnalke und Volker Kutscher, basierend auf dem Roman von Ingrid Noll) ist mit seinen hirnerweichenden Dialogen unendlich eintönig und sämtliche Charaktere agieren maßlos unglaubwürdig.

Für keine einzige Minute kommt es zu einer halbwegs tiefsinnigen Auseinandersetzung mit den Themen, die dieser Film zu behandeln versucht. Stattdessen streut man alberne und schlecht geschriebene Romanzen ein, die ebenfalls in keinster Weise einen Anspruch auf Glaubwürdigkeit haben. In «Ladylike» ist alles viel zu überdreht, viel zu schrill und viel zu bunt. Stillos geht in diesem unerträglichen Film die Dramaturgie zu Grunde.

Bei einem derart desaströsen Drehbuch ist am Set verständlicherweise schon alles verloren. Man kann gar nicht so gut spielen, um aus diesem debilen Irrsinn noch etwas halbwegs Sinnvolles oder Komisches herauszuholen. Monica Bleibtreu bemühte sich sichtlich, um wenigstens ein Minimum an Authentizität zu erreichen. Das völlige Versagen des Films ist ihr also nicht im Geringsten anzulasten. Der Rest des Casts kapituliert dagegen nahezu vollständig vor dem dramaturgischen Elend. Auch das ist verständlich. «Ladylike» bleibt damit ein gänzlich dämlicher Film, bei dem einem fast schon schlecht wird.

Das ZDF zeigt «Ladylike» am Montag, 29. November 2010, um 20.15 Uhr.

Mehr zum Thema... Ladylike TV-Sender ZDF
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