Dieter Nuhr präsentiert demnächst «Typisch Frau – Typisch Mann». Wird es besser als mit Jauch?
2005 und 2006 moderierte RTL-Allzweckwaffe Günther Jauch die Sonntagabend-Show «Typisch Frau – Typisch Mann» mit meist großem Erfolg. Als Studiogäste fungierten unter anderem Barbara Schöneberger, Rudi Assauer nebst damaliger Ehefrau Simone Thomalla, Mario Barth und auch Gaby Köster – also alles Prominente, die besonders prägnant ihre Geschlechterrollen in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen. Denn wer verkörpert den zigarrenrauchenden Ober-Macho besser als Rudi Assauer, wer bringt die vor Selbstbewusstsein strotzende moderne Weiblichkeit besser auf die Bühne als Barbara Schöneberger? Und Mario Barth? Der ist als Komiker mit einer besonderen Freundin natürlich bestens geeignet…
Im kommenden Jahr lässt RTL das Geschlechterrollen-Quiz wieder auferstehen – dann allerdings nicht mit Jauch als Moderator, sondern mit Kabarettist Dieter Nuhr. Ein gewagter, wenn auch sehr überlegter Schachzug. Nuhr hat sich – wie fast alle Comedians – in seinen Bühnenprogrammen explizit des nicht müde werdenden Themas Mann-Frau angenommen, wenn auch nicht so ausführlich wie manch anderer Kollege (siehe Mario Barth). Für viele Zuschauer mögen die ewigen komödiantischen Beschreibungen und Darstellungen situationskomischer Begebenheiten zwischen Mann und Frau sowie der Vorführung von Unterschieden, Gemeinsamkeiten und peinlichen Verständigungs- und Konversationsproblemen mittlerweile ziemlich ausgelutscht und redundant erscheinen, doch der anhaltende Erfolg von Comedians wie Mario Barth, Jürgen von der Lippe oder Mirja Boes zeigt, dass die Mehrheit des Publikums weiter hören will, wie Mann und Frau eben doch nicht zusammenpassen.
Dieter Nuhr ist als Experte in diesem Fach also beste Besetzung für die Moderation von «Typisch Frau – Typisch Mann». Seine subtilen Spitzen gegen die Studiogäste und seine unkonventionelle Art der Moderation könnten dafür sorgen, dass die Show nicht einfach nur Neuauflage des bekannten Formats, sondern mit einem neuen Ansatz verfolgt wird und auch Zuschauer einschalten lässt, die des Geschlechterthemas eigentlich überdrüssig sind. So lässt sich das gesamte Feld etwas ironischer, komödiantischer anpacken – im Gegensatz zur Jauch-Sendung, wo vermeintliche Experten wieder einmal den Eindruck erweckten, wie allgemeingültig und wissenschaftlich doch die in solchen Shows gemachten, simplifizierten Aussagen sind. Hoffen wir also, dass Dieter Nuhr nicht in die Rolle verfällt, die Sendung mit peinlicher Ernsthaftigkeit und dem Anspruch auf Wissensvermittlung anzugehen – aber wer sollte das von einem der besten Comedians Deutschlands schon erwarten?