Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Schmidts goldene Zeiten

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 115: Harald Schmidts legendäre Late-Night-Show in Sat.1.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer einmaligen Institution im deutschen Fernsehen.

«Die Harald Schmidt Show» wurde am 05. Dezember 1995 geboren und entstand zu einer Zeit, als der damalige Sat.1-Chef Fred Kogel mit den Neuzugängen Harald Schmidt, Thomas Gottschalk und Fritz Egner versuchte, sich gegen die immer größer werdende Konkurrenz von RTL durchzusetzen. Während Egner einige banale Gameshows (z.B. «XXO – Fritz & Co») und Thomas Gottschalk mit «Gottschalks Hausparty» ein regelmäßiges Primetimeformat bekamen, sollte Harald Schmidt mit einer klassischen Late-Night-Show im amerikanischen Stil hohe Marktanteile erzielen.

Zwar legte die Sendung am 05. Dezember 1995 einen überzeugenden Start hin, doch bereits ab der zweiten Ausgabe sanken die Zuschauerzahlen meist unter den Senderschnitt. Dies lag daran, dass in den Anfangsjahren die Show eine perfekte Kopie der amerikanischen «Late Show with David Lettermann» war. Die deutschen Fernsehzuschauer nahmen diese Doublette nicht an, denn es fehlte die besondere Schmidt’sche Note. Erst als sich Schmidt von der Produktionsfirma Brainpool trennte und für die Show selbst verantwortlich wurde, begannen auch die Marktanteile stetig zu steigen. In seinen beiden letzten Jahren erreichte die Show allabendlich bis zu 18 Prozent Marktanteile in der Zielgruppe und lag durchgehend über dem Senderschnitt.

Jede Sendung begann mit einem witzigen Monolog und Einspielfilmen zum aktuellen Tagesgeschehen. In der zweiten Hälfte saß Schmidt hinter einem Schreibtisch und empfing prominente Gäste. Begleitet wurden die Aktionen von einer Live-Band im Studio, dessen Bandleader Helmut Zerlett war. Durch den Erfolg erhielt auch Schmidt bei der Gestaltung der Show immer mehr Freiheiten. Dies ging soweit, dass er beispielsweise einzelne Ausgaben vollständig in französisch produzierte, ein komplettes Theaterstück von Benjamin von Stuckrad-Barre aufführte oder das Saallicht für 20 Minuten ausschalten ließ. Außerdem stellte er legendäre Literatur-Klassiker mit Playmobil-Figuren nach, testete wie hoch eine Euro-Palette Ketchup-Flaschen spritzte oder spielte im Fernsehen nervige Radiosender nach.

Zunächst lief die Show von Dienstag bis Samstag gegen 23 Uhr. Donnerstags kam sie wegen «Schreinemakers Live» meist erst nach Mitternacht. Wenig später wurde die Samstagsausgabe, die im Gegensatz zu den restlichen Abenden der Woche live ausgestrahlt wurde, ersatzlos gestrichen. Ab 30. Juni 2003 wurde sie wegen des anhaltenden Erfolgs wieder fünfmal die Woche, nun montags bis freitags, ausgestrahlt.

Am 07. Dezember 2003 gab Harald Schmidt überraschend bekannt, eine „kreative Pause“ einlegen und die Show vorerst nicht fortsetzen zu wollen. Über die Gründe wurde damals viel spekuliert. Vier Tage zuvor wurde der damalige Sat.1-Chef Martin Hoffmann vom neuen Eigentümer Haim Saban gefeuert. Hoffmann galt als enger Freund und Förderer Schmidts. Das Ende der Show wurde stets mit Hoffmanns Abgang verbunden.

«Die Harald Schmidt Show» wurde am 23. Dezember 2003 beerdigt und erreichte ein Alter von 1.374 Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Harald Schmidt, der im Dezember 2004 ein Comeback mit einem ähnlichen Format im Ersten feierte. Dieses präsentierte er zunächst mit seinem Redaktionsleiter Manuel Andrack, dann mit Oliver Pocher und ab September 2009 wieder allein. Ab Herbst 2011 kehrte er für wenige Monate mit der Sendung zu seinem alten Arbeitgeber Sat.1 zurück. Nach der dortigen Einstellung übernahm die Pay-TV-Plattform Sky die Produktion, wo sie zwei weitere Jahre überlebte. Schmidt selbst bezeichnete dieses Engagement später als definitiv letzte Station des Formats.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der bisher einzigen Daily Soap von RTL II.

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