Die Kritiker

«In aller Freundschaft»

von
Julian Miller sah die Jubiläumsepisode, die am Dienstag in der ARD ausgestrahlt wird.

Story


Überraschend trifft Hans-Peter Brenner auf seine ehemalige Klassenkameradin Gabriele Hagen, die für einige Tage Leipzig besucht. Zu Schulzeiten hat Brenner für Gabriele geschwärmt, und auch heute noch gefällt sie ihm sehr. So ist Brenner höchst erfreut, als Gabriele ihn spontan zu einer Rudertour einlädt. Allerdings erhält er einen Dämpfer, als er erfährt, dass Gabrieles Lebenspartner mit von der Partie sein wird. Bei diesem handelt es sich ausgerechnet um Julius Doberer, zu Schulzeiten Brenners ärgster Feind und heute ein prominenter Musikproduzent. Als einfacher Krankenpfleger kann er nicht mit ihm mithalten - denkt Brenner und gibt sich kurzerhand als Chefarzt aus. Zunächst hilft ihm diese Hochstapelei, als der Hahnenkampf mit Julius auf der Bootstour wieder aufflackert. Dann aber wird alles anders: Bei einem Sprung in den Fluss zieht Julius sich eine schwere Kopfverletzung zu. Die kleine Gruppe ist fernab der nächsten Siedlung. Als Julius das Bewusstsein verliert, ist Doktor Brenner gefragt. Gabriele fleht ihn an, ihren Liebsten zu retten…

Zwei Tage vor einem Festakt zu Professor Simonis 40. Dienstjubiläum wird der 61-jährige Malermeister Willi Herold in die Sachsenklinik eingeliefert. Simoni erschrickt, als er Herold sieht, denn er hat lebhafte Erinnerungen an ihn. Vor mehr als 30 Jahren war Herold einer der ersten Patienten des damals jungen Simoni und zugleich seine größte berufliche Niederlage. Bei einer komplizierten Operation ist Simoni damals ein Kunstfehler unterlaufen, der Herold beinahe das Leben gekostet hätte. Davon ahnt der Malermeister jedoch nichts. Vielmehr glaubt er, dass Simoni ihn damals gerettet hat und lobt ihn über den grünen Klee. Das schlechte Gewissen plagt Simoni bald, weshalb er sich dazu durchringt, Herold die Wahrheit zu sagen. Dies bleibt nicht ohne Folgen für die geplante Jubiläumsfeier...

Darsteller
Guildo Horn ist Julius Doberer
Katharina Schubert («Eine für alle») ist Gabriele Hagen
Bernd Stegemann («Im Angesicht des Verbrechens») ist Willi Herold
Ingeborg Krabbe («Drei reizende Schwestern») ist Lore Schneider
Gojko Mitic («Apachen») ist Gojko Lapanitsch
Uwe Friedrichsen («Hilfe! Hochzeit!») ist Gunnar Sundberg

Kritik
Auch in der 500. Folge von «In aller Freundschaft» läuft alles ab wie gewohnt: Die Storylines sind seicht bis zum Erbrechen, die Charaktere platt wie Briefmarken. Bei der Gehirnblutung des Musikproduzenten Julius Doberer (von Guildo Horn immerhin mit dem einen oder anderen Augenzwinkern gespielt) etwa, dem immerhin der Tod droht, vergießt seine Lebensgefährtin keine Träne. Und auch die übrigen Anwesenden verhalten sich in dieser Szene eher so, als ob sie in die Motorhaube eines stehen gebliebenen Autos schauen würden. Und da das den Autoren an narrativer Perversion offenbar noch nicht genug zu sein scheint, führt der anwesende Krankenpfleger dann auch noch mit einem Akkuschrauber eine Krönlein-Bohrung an seinem Patienten durch. Die Handlungsabläufe sind nicht nur außerordentlich konfliktarm, sondern lächerlich hoch zehn.

Gefördert wird dieses dramaturgische Elend noch durch einen triefenden, gar unerträglichen Pathos, der besonders dann zu Tage kommt, wenn er am unpassendsten ist. Dass der Professor den Festakt anlässlich seines Berufsjubiläums absagt, ist hier Anlass genug dafür, die Szene musikalisch auf eine ähnliche Weise zu untermalen, wie wenn in einer passabel inszenierten Serie eine der Hauptfiguren stirbt. «In aller Freundschaft» überreizt jedes Stilmittel, das es verwendet, ins Unermessliche. Man will bedeutungsschwer sein, schreckt aber vor jeder wirklichen Tragik zurück, da man wohl meint, Spannung allein durch die aufgesetzte Mimik der Darsteller und Kitschmusik erreichen zu können. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß grauenhaft.

Wie es in DEGETO-Produktionen nicht unüblich ist, so werden auch in der neuen Folge von «In aller Freundschaft: Vier in einem Boot» aus der Feder von Stephan Wuschansky dem Zuschauer wieder einmal uralte Rollenklischees aufgetischt: Die Männer sind Ärzte, die Frauen allenfalls Oberschwestern. Man bleibt bei den gewohnten Bildern und bedient schamlos die in der Gesellschaft teilweise noch vorhandenen Vorurteile. Und am Schluss geht natürlich in der Sachsenklinik trotz aller Widrigkeiten alles gut. Die DEGETO zerstört ungern die heile Welt, die sie in ihren debilen Produktionen aufbaut, deren Dialoge sterbenslangweilig und sinnentleert geschrieben sind. Die neue Ausgabe von «In aller Freundschaft» von Regisseur Jürgen Brauer ist ein Paradebeispiel für all das. Auch wenn Guildo uns noch so lieb hat.

Die 500. Episode von «In aller Freundschaft» zeigt Das Erste am Dienstag, 14. Dezember 2010, um 21.05 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/46428
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