Zum 25. Geburtstag der ersten deutschen Seifenoper gibt es nicht nur Anlass zu feiern, denn die Einschaltquoten der Serie befinden sich seit Jahren in einem kontinuierlichen Sinkflug.
25 Jahre «Lindenstraße», für viele Fans ist dies eine Geschichte voller Erfolge. Keine deutsche Soap kann auch nur ansatzweise eine derart lange Laufzeit vorweisen, keine hat einen derartigen Kultstatus inne und keine der inzwischen zahlreichen Adaptionen konnte auch bei kulturell, politisch und gesellschaftlich relevanten Themen in den vergangenen Jahren für so viel Zündstoff sorgen, wie es der WDR-Produktion gelang. Bei all diesen Erfolgen kaschiert man gerne ein etwas weniger helles Kapitel der Seriengeschichte: Die abnehmende Relevanz beispielsweise, welche die Geschichten um die Familie Beimer in bedeutenden polarisierenden Themen der Gegenwart verzeichnen. Oder den kontinuierlichen Verlust an Zuschauern, der seit dem Start im Jahre 1985 nie richtig gestoppt werden konnte.
Im Jahre 1985 war die Welt noch etwas anders als heutzutage. Deutschland war noch eingeteilt in die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, es gab noch keinen flächendeckenden Internetzugang und das zu damaliger Zeit noch einflussreichere Massenmedium Fernsehen hatte noch keine privaten Sendeanstalten zu bieten, zumindest nicht solche, die eine ernsthafte Konkurrenz zu ARD und ZDF darstellten. Nicht nur Samstagabendshows wie «Wetten, dass..?» glichen einem nationalen Großereignis, sondern man freute sich auch noch darauf, gemeinsam mit seiner Familie am Sonntagvorabend eine Familienserie wie die «Lindenstraße» zu sehen. Diese ging am 8. Dezember erstmals auf Sendung und erreichte damals noch nicht selten mehr als 15 Prozent aller Deutschen. Wohlgemerkt, nicht aller Fernsehenden, sondern aller deutschen Einwohner.
Die Durchschnittsreichweite im Jahre 1987 betrug somit 10,95 Millionen Menschen, in guten Wochen schalteten nicht selten mehr als 13 Millionen Bundesbürger ein. Die damals aufgrund der Fernsehgewohnheiten revolutionierenden Machart nicht selten bei Kritikern verschmähte Sendung konnte also am Vorabend noch Werte einfahren, die inzwischen nicht einmal mehr von Thomas Gottschalk erreicht werden. Ein kleiner Abwärtstrend setzte aber bereits in den Folgejahren ein, so gab 1988 nur noch eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 10,46 Millionen Zuschauern zu vermelden. Es sollte auch das letzte Jahr gewesen sein, in der man auf über zehn Millionen Menschen bauen konnte.
Bereits 1989 in den einstelligen Millionenbereich zurückgefallen, sollten die Werte bis 1991 einer nahezu linearen Senkung ensprechen, denn in jedem Jahr sank der Durchschnittswert um etwa eine halbe Million Menschen. Einen heftigen Sturz erlebte man 1992, wo es binnen zwölf Monate um fast eine Million bergab ging, zu diesem Zeitpunkt blieben dem Ersten Deutschen Fernsehen noch 7,62 Millionen treue Serienfans. Erst danach erholte man sich kurzzeitig, konnte 1993 sogar wieder auf über acht Millionen steigen, bevor man in den beiden Folgejahren die negative Serie erneut nicht unter Kontrolle bekam. Mitte der 90er sahen somit nicht einmal mehr sieben Millionen Deutsche das wöchentliche Medienereignis.
Es waren aber auch die 90er, welche ernsthaften Anlass zur Hoffnung gaben, man könne sich eventuell noch auf hohem Niveau stabilisieren. Denn während man zuvor von einer Ausnahme abgesehen in großer Regelmäßigkeit Zuschauer abgeben musste, konnte zwischen 1995 und 1998 von der ersten Beruhigung die Rede sein, denn die Zuschauerzahlen hielten sich konstant minimal unter sieben Millionen. Erst das letzte Jahr des 20. Jahrhunderts führte den Trend in die falsche Richtung wieder fort, in einem Jahr verlor man wiederum eine Million Zuschauer und hatte nun auch Probleme, sechs Millionen zu generieren.