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Eine Dramaserie rund um eine Zombie-Apokalype - das war etwas neues und schlug Wellen in der Fantasy-Szene. Zumal der AMC eine einwandfreie Reputation vorzuweisen hatte: Mit «Breaking Bad» und «Mad Men» hat der Sender zwei Serien im Programm, die in den letzten Jahren die großen Preisverleihungen prägten und in ihren vier bzw. drei Staffeln zusammen auf 65 Emmy-Nominierungen kommen und 19 mal sogar gewannen, darunter drei Preise als Beste Dramaserie für «Mad Men». Mit dem hochdekorierten Sender, den Freiräumen des Kabelfernsehens in Sachen Sprache und Gewaltdarstellung und der gepriesenen Vorlage schraubten sich die Erwartungen schon Monate vorher ins Unermessliche.
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Die Frage, wie «The Walking Dead» so erfolgreich werden konnte, ist gar nicht so simpel zu beantworten, wie es zunächst scheint. Denn eine Serie, die im Vorfeld einen solchen Hype erfährt, kann eigentlich nur enttäuschen und abstürzen. Tatsächlich weist die erste Staffel vor allem in den mittleren Episoden, ab denen die Quoten durchstarteten, einige Schwächen auf: Die Story kommt nicht richtig in Tritt, die Serie bedient sich hemmungslos Klischees, offenbart Schwächen in der Charakterarbeit und darin, einen eigenen Stil zu finden. Viel zu viel Pulver wird im grandiosen Pilotfilm verschossen. Es ist schwer, Stimmen zu finden, die restlos begeistert sind. Oft wird die Qualität der Serie gepriesen, aber zwischen den Zeilen klingt berechtigte Enttäuschung durch.
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Die Serie stellt ihre Welt mit einer visuellen Kompromisslosigkeit dar, wie sie im Programm der großen Broadcaster nicht möglich ist, und sie bedient ein Genre, das im Fernsehen brach lag während es sich im Kino beinahe erschöpfte. Hier gibt es eine Nische, die «The Walking Dead» für sich alleine hat. Zugleich behandelt die Serie ihre Zuschauer ehrlich. Nie wird dramaturgisches Brimborium über den Inhalt gestellt, keine Geheimnisse werden großspurig aufgeworfen und niemals zufriedenstellend geklärt. Dinge, die in den letzten Jahren viele Genre-Serien wie «FlashForward» und aktuell «The Event» schnell zu Fall brachten.
«The Walking Dead» hat nach sechs Folgen eine beachtliche Fangemeinde hinter sich und sein Potential bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Es kann kaum eine bessere Ausgangsbasis für die Zukunft einer Serie geben.