Unser Praktikant mit einem satirischen Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2010.
Wie war das noch im Mai, als wir wieder einmal den Eurovision Song Contest einschalteten – in der sonst so irrationalen Hoffnung, unser Lied könnte diesmal um den Sieg mitträllern? Doch, oh Wunder! Eine junge Abiturientin aus der schönen Stadt Hannover, gefördert von einem professionell entertainenden Metzgerssohn aus Köln, bringt uns nach Jahrzehnten der Abstinenz den Grand-Prix-Sieg. Und das auch noch mit einem Doppelnamen! Deutschland entdeckt die Meyer-Landrut für sich. Und vergisst sie auch ganz schnell wieder. Denn König Fußball steht vor der Tür…
Was hat uns die Fußball-Weltmeisterschaft nicht auch für Freuden bereitet! Ein Krake namens Paul sagt uns voraus, dass wir immer gewinnen – nur gegen die diesmal leider nicht ganz so siestaverliebten Torreros aus Spanien sahen Löws Löwen nur rote Tücher. Auch diese schmerzvolle Niederlage sagte der Krake richtig voraus; wir hätten die nahende Fußball-Apokalypse doch schon ahnen müssen! Eine solche wäre es auch fast für KMH geworden, die Neue an der Seite unser aller Lieblingstorwart Oliver Kahn, die in der Halbzeitpause eines Länderspiels unserem Miro Klose einen „inneren Reichsparteitag“ bescheinigte. Am Ende aber freute sich Fußball-Deutschland – noch leicht alkoholvernebelt – mit den Spaniern, die den WM-Titel gegen unseren Erzfeind aus den Niederlanden erspielten. Und Keeper Iker Casillas zu einer filmreifen Affekthandlung hinreißen ließ, indem er vor laufender Kamera seine Frau Sara Carbonero mitten im TV-Interview küsste. Besser hätte Hollywood ein Happy End nicht schreiben können. Ein solches hätte sich unser Okrakel Paul sicher auch gewünscht – jetzt weilt er im Himmel und prophezeit vermutlich einen EM-Sieg Deutschlands im Jahr 2012, nachdem seine drei irdischen Herzen im Herbst aufhörten zu schlagen.
Und was ist sonst noch Unwichtiges im Fernsehjahr 2010 passiert? Sat.1 hat sich weggepochert; sehr zur Freude des ehemaligen Kollegen Schmidt, der sich im Ersten (noch) über die Quotenmisere des früher als Enfant terrible verschriebenen TV-Jungstars amüsiert. Und im Herbst kommenden Jahres selbst zu Sat.1 gehen wird, um dort erneut erfahren zu müssen, wie Privatfernsehen tickt. Dies weiß RTL-Quizonkel Günther Jauch so gut wie kein zweiter, weswegen er nun doch im Jahr 2011 zumindest teilweise zur ARD wechselt – just in dem Moment, als eigentlich niemand mehr daran geglaubt hatte.
Ebenso hat niemand mehr daran geglaubt, dass es in der Geschichte von «Wer wird Millionär?» jemals wieder einen solchen geben würde. Doch im November gewann Café-Besitzer Ralf Schnoor nach vier Jahren erstmals wieder eine Million auf Jauchs heißem Stuhl. Und wo kam der Millionen-Messias her? Natürlich aus Hannover. So wie Eurovisions-Königin Lena Meyer-Landrut. So wie die RTL II-aufklärerische Frau unseres neuen Bundespräsident Christian Wulff. So wie WM-Abwehrchef Per Mertesacker. Nur der Hannoveraner Oliver Pocher passt nicht ganz in das sonst so makellose Bild der niedersächsischen Landeshauptstadt. Sei’s drum! Wie könnte man diese Kolumne also besser beenden, als mit einer boulevardesk anbiederischen Schlagzeile, die so auch in einer Zeitung mit vier großen Buchstaben stehen könnte? Am besten wie folgt: „Hannover – Unsere Stadt der Herzen 2010!“ Darauf einen Schnoor`schen Sieger-Cappucino mit Schuss!
Unser Praktikant macht eine weihnachtliche Kreativpause und meldet sich Anfang Januar 2011 an dieser Stelle mit neuen Ansichten zurück.