«Kommissar Wallander - Der Mann, der lächelte»

Inhalt
Wallander steckt in seiner bislang schwersten Krise. Dass er in Notwehr einen Menschen erschießen musste, verkraftet er nicht. Betäubt von Alkohol und Tabletten, verbringt der traumatisierte Polizist seine Tage in einer abgelegenen Pension. Selbst der Besuch seines alten Freundes Sten Torstensson reißt ihn nicht aus der Lethargie. Laut Polizeibericht kam dessen Vater Gustaf, ein Wirtschaftsanwalt, bei einem Autounfall ums Leben. Torstensson ist sich aber sicher, dass sein Vater ermordet wurde, und bittet Wallander um Hilfe. Doch der Kommissar fühlt sich der Polizeiarbeit nicht mehr gewachsen.

Aus Neugier nimmt er schließlich doch die Ermittlungen auf und muss erfahren, dass Torstensson sich in einem Büro erhängt hat. Kurz zuvor erhielt der Anwalt eine Postkarte mit einer anonymen Morddrohung. Torstenssons einziger Client, der schwerreiche Philanthrop Alfred Harderberg, erhielt die gleiche Drohung. Beide Karten wurden in einem Hotel aufgegeben, das Wallander noch aus seiner Kindheit kennt. Absender ist ein gewisser Jörgen Nordfeldt, Bereichsleiter einer Fabrik für spezielle Kühlboxen. Doch der ist seit geraumer Zeit verschwunden. Der Kommissar erhält einen Notruf, aus dem er erfährt, dass Nordfeldt bedroht wird und sich auf einem Campingplatz versteckt hält. Dank Wallanders geistesgegenwärtigem Eingreifen überlebt Nordfeldt einen Mordanschlag. Als der Ermittler schließlich herausfindet, was in den Kühlboxen transportiert wird, kommt er einem mörderischen Geschäft mit Spenderorganen auf die Spur.

Darsteller
Kenneth Branagh («Warm Springs») ist Kurt Wallander
Sarah Smart («Doctor Who») ist Anne-Britt Hoglund
Sadie Shimmin («Casualty») ist Lisa Holgersson
Tom Hiddleston («Cranford») ist Magnus Martinsson
Richard McCabe («Der ewige Gärtner») ist Nyberg
Rupert Graves («Sherlock») ist Alfred Harderberg
Vincent Regan («Aus Lust und Leidenschaft») ist Anders Ekman
Jeany Spark («Tess of the D'Urbervilles») ist Linda Wallander
David Warner («Doctor Who: Dreamland») ist Povel Wallander
Sally Hurst («The Bill») ist Anna

Kritik
Es scheint so, dass die aktuelle Filmreihe um den schwedischen Kommissar Kurt Wallander immer mehr zum Ein-Personen-Stück umfunktioniert wird. In dem neuen Fall um Tod von Vater und Sohn Torstensson liegt der Fokus fast nur noch auf den Ermittlungen und Seelenzuständen des Kurt Wallanders allein. Die ohnehin schon sehr zurückgedrängt agierenden Neben-Figuren kommen dieses Mal fast gar nicht zum Zuge. Nicht das dieser Tatbestand dem Film schadet. Er macht die Reihe gegenüber den älteren Verfilmungen vielmehr einzigartig. Die Bücher von Henning Mankell wurden schon mehrfach verfilmt, eine so düstere und betrübte Adaption gab es bisher noch nicht. Es kommt aber auch nicht von ungefähr, das selbst Mankell den britischen Mimen Kenneth Branagh als den besten seiner Kommissar-Darsteller bezeichnet. Psychologische Tiefe, Schauspielkunst und unterhaltsame Krimiunterhaltung samt Anspruch müssen sich halt nicht ausschließen.

Branagh vermag es auch in «Der Mann, der lächelte» wieder, seiner Figur und jeder Szene so viel an Authentizität und Seelentiefe zu verschaffen, das es dem Zuschauer schon manchmal zu viel zu werden scheint. Aber man bleibt dran, will wissen, wie es weiter geht und die emotionalen Qualen des Kommissars mittragen. Und so bestimmen die Schuldgefühle, die Wallander seit dem aus Notwehr abgefeuerten Todesschuss auf einen Rechtsradikalen im vorangegangenen Film «Mörder ohne Gesicht» so sehr belasten, fast den gesamten Film. Am Ende geht es aber auch um Vergebung, Sühne und die moralische und emotionale Erstarkung des Kommissars.

Verfilmt wurde das Drehbuch der Autoren Simon Donald («The Deep») und Richard Cottan – dem Stammautor aller bisher produzierten Filme – von Regisseur Andy Wilson («Spooks», «Hotel Babylon»). Er bleibt dem Grundtenor und der Optik der vorangegangenen Filme treu. Zeigt wieder viele Landschaftsaufnahmen und belässt es auch von der Bildgebung bei diesem unscharfen Grauschleier, den sich die britische Krimi-Reihe bisher als kleines Markenzeichen trägt. Und auch wenn, die Art der Erzählung und die Tonalität des Films nicht jedermanns Sache sind, so gelingt der Wechsel zwischen intensiver Psychostudie und vertracktem Kriminalfall ausgezeichnet. Am Ende ist es dann vielleicht sogar der bis dato stärksten Film der Reihe. Ein ganz großes TV-Erlebnis aber allemal.

Das ZDF zeigt «Kommissar Wallander - Der Mann, der lächelte» am Samstag, den 01. Januar 2011, um 20:15 Uhr.