Die Kritiker

«Eine Nacht im Grandhotel»

von

Inhalt:


Im luxuriösen Hamburger Grandhotel muss Hoteldetektiv Paul Sander in einer Nacht nicht nur einen Weindieb ermitteln, einen renitenten Gast beruhigen und eine gealterte Diva besänftigen, sondern trifft auch seine große Liebe Greta Moreno wieder, die er nie vergessen hat. Während sich die einstigen Liebenden in einem Wirbel der Gefühle umschleichen, kommt Sander einem Killer in die Quere, der den Auftrag hat, Greta zu töten...

Darsteller:


Uwe Kockisch («Weissensee») ist Paul Sander
Barbara Auer («Nachtschicht») ist Greta Moreno
Udo Samel («Alles auf Zucker!») ist Petersen
Judy Winter («Neues vom Wixxer») ist Irene von Borgers
Stephanie Japp («Der Kriminalist») ist Claudia Behners
Birge Schade («Die Wüstenrose») ist Louisa Capitan
Gustav Peter Wöhler («7 Zwerge») ist Ahrberg
Hans Uwe Bauer («Der letzte Tanz») ist Walter Amendt
Franco Nero («Stirb langsam 2») ist Ferran Moreno

Kritik:


Ein Weindieb mit exquisitem Geschmack, der Kollaps einer Drogensüchtigen, ein randalierender Trunkenbold und Starallüren einer zynischen Sängerin – für Hoteldetektiv Paul Sander eine Nacht wie jede andere auch. Doch es kommt noch besser: auf die Annäherungsversuche der Rezeptionistin Louisa geht der ehemalige Polizist nur deshalb nicht ein, weil er am selben Abend bereits mit seiner Vorgesetzten geschlafen hat und “zwei Frauen an einem Tag” gegen seine Prinzipien sprechen. Als er kurze Zeit später geradezu über seine alte Liebe Greta stolpert wird ihm bewusst, dass er definitiv das falsche Schäferstündchen gewählt hat. Durch das Auftauchen dieser Dame -eingecheckt unter falschem Namen- werden verblasste Wunden wieder aufgerissen. Nach und nach wird der Zuschauer in Sanders mysteriöse Vergangenheit eingeweiht und «Eine Nacht im Grandhotel» entwickelt sich von einer Komödie ohne fühlbaren Tiefgang zum romantischen Thriller mit Schmackes.

Gern gesehene Konstante dieser Story-Modifikation ist Uwe Kockisch, der als Paul Sander eindrucksvoll zu dem gezeichneten Lebenskünstler macht, der er im Verborgenen ist. Man könnte sagen, Kockisch spielt mehrere Rollen in diesem film-noir-Szenario, das nicht etwa erst langsam an Fahrt aufnimmt, sondern eben ganz allgemein den sukzessiven Gang bevorzugt. Als Betrachter muss man sich auf die sehr ruhige Erzählweise einlassen, um entsprechend unterhalten zu werden. Glaubt man zu Anfang noch, es könnte sich um eine deutsche, seriösere Variante der britischen Serie «Hotel Babylon» handeln, in der Woche für Woche verrückte Gäste das Personal auf Trab halten, wird spätestens mit dem Auftritt Gretas klar, dass mehr hinter dieser «Nacht im Grandhotel» steckt. Weniger eine aussagekräftige Moral als eine schlicht und einfach gut durchdachte Geschichte. Zugegeben, den Charakteren wurden von Drehbuchautor Sathyan Ramesh viel zu viele bedeutungsschwangere Dialogzeilen mit auf den Weg gegeben und so macht der Film in seinen ersten zwanzig Minuten einen zu bemühten Eindruck. Ein weit verbreitetes Problem deutscher Produktionen, die eine durch und durch ernste Story erzählen möchten. Mithilfe der ewig pointierten und melancholischen Dialoge bekommen die Personen statt nötiger Substanz das Missfallen des Publikums zu spüren. «Eine Nacht im Granhotel» hat allerdings noch die Kurve bekommen.

In Sachen Besetzung hat man nichts anbrennen lassen, alle Darsteller liefern eine einwandfreie Leistung. Besonders viel Spaß bereitet natürlich das Schauspiel zwischen Kockisch und Barbara Auer, die Greta porträtiert. Wenn das Gespann durch einen Gastauftritt Franco Neros dann auch noch zum Trio wird, bleiben keine Wünsche offen. Dasselbe gilt für Regie (Thorsten Näter; «Tatort», «Der Dicke», «Doppelter Einsatz» u.a.) und Schnitt (Julia von Frihling). Zum gelungenen Ambiente trägt außerdem die stilvolle (Hotel-)Musik bei, die nie ein Ende zu finden scheint. Fazit: ein hervorragend gespielter Fernsehfilm, der wagt und gewinnt. Die Gäste sorgen für Unterhaltung, die Story um Greta und Sanders Vergangenheit für Spannung. Prädikat wertvoll.

Das Erste zeigt «Eine Nacht im Grandhotel» am Mittwoch, den 5. Januar 2011, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/46785
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