Story
Für den eingefleischten Münchner Wendelin Winter ist Berlin eigentlich keine Reise wert. Als aber seine Tochter Alexandra eine Stelle als Hauptstadtkorrespondentin annimmt, sagt er spontan dem Jobangebot seines alten Schulfreundes Walter Königstein zu. Als psychologischer Berater soll Winter dem konservativen Berliner Spitzenkandidaten Gerhard Becker zu einem besseren Image verhelfen. Dank dieses Jobs ist Wendelin zwar in der Nähe seiner Tochter, die im frei gewordenen WG-Zimmer von Walters Pressereferentin Tanja Richter eine bezahlbare Unterkunft gefunden hat. Allerdings stehen er und Alexandra nun auf verschiedenen Seiten: Sie als Kritikerin der Politik und er als deren Vertreter.
Kaum hat Wendelin seine Tätigkeit aufgenommen, rast Tanja mit dem Auto in die Spree und ertrinkt. Ein Unfall war dies wohl kaum, denn die junge Frau saß angeschnallt auf dem Beifahrersitz. Wendelin fällt auf, dass sein Freund Walter nicht nur berufliche Beziehungen zu der attraktiven Tanja pflegte. Aber auch der verheiratete Spitzenpolitiker Becker hatte offenbar ein Verhältnis mit der Toten - die im vierten Monat schwanger war. Unklar ist auch die Rolle des zwielichtigen Gewerkschaftlers Hans-Peter Rogge, der Tanja als Mitarbeiterin abwerben wollte. Nachdem Alexandra die Leiche der Wahrsagerin Marianna findet, mit der Gerhard Becker und auch Tanja Kontakt hatten, setzen Wendelin und seine Tochter die Ermittlungen gemeinsam fort. Die beiden stoßen in ein Dickicht aus Macht, Affären und finsteren Geheimnissen.
Darsteller
Fritz Wepper («Um Himmels Willen») ist Dr. Wendelin Winter
Sophie Wepper («Ein Engel namens Hans-Dieter») ist Alexandra Winter
Peter Davor («Killerjagd. Schrei, wenn du kannst») ist Gerhard Becker
Hansjürgen Hürrig («Weissensee») ist Walter Königstein
Heinz Hoenig («Das Boot») ist Hans-Peter Rogge
Andrea Eckert («Freispiel») ist Marianna Sziminsky
Kathrin Kühnel («Alles außer Sex») ist Tanja Richter
Christoph von Friedl («Sisi») ist Lars Richter
Debora Weigert («Die Patriarchin») ist Brigitte Becker
Kritik
Die seit 2007 in unregelmäßigen Abständen gezeigte Reihe «Mord in bester Gesellschaft» war noch nie für ausgetüfteltes Storytelling oder spannende Fälle bekannt. Verwunderlich ist es da nicht, dass es sich in der neuen, mittlerweile siebten, Ausgabe nicht anders verhält. Denn den ganzen ersten Akt über eiert die Geschichte völlig ziellos umher. Es gibt keinen Konflikt, keine Spannung, ja nicht einmal einen Mord, wie ihn der Titel verspricht. Dieser geschieht nach der dreißigsten Minute außerordentlich spät und selbst dann nimmt das Drehbuch von Rolf-René Schneider, der sich wie Regisseur Peter Sämann für sämtliche bisherigen Folgen der Reihe verantwortlich zeichnet, nie richtig Fahrt auf. Bis dahin geschieht ohnehin nichts Nennenswertes.
Außer vielleicht, dass Alexandra Winter immer wieder von ihrem „Papi“ angerufen wird, für dessen sinnlose Telefongespräche sie sich sogar von Pressekonferenzen verabschiedet. Wie realistisch, und natürlich zum Schreien komisch das doch ist. Auch die letzten zwei Drittel des Films bleiben eine Schlaftablette. Zu einfach ist das Intrigengewirr zu durchschauen, als dass die hilflose Mörderjagd der Protagonisten auf irgendeine Weise interessant anzusehen wäre. Die Dramaturgie ist vollkommen einfallslos, die Auflösung so unrealistisch wie Deus-ex-Machina. Und wie der Hauptfigur dann das entscheidende Beweisstück buchstäblich in die Hände fällt, ist einfach nur noch zum Kopfschütteln. An dieser Stelle geht jeglicher Sinn für ansprechende dramatische Gestaltung in die Ecke und weint bitterlich.
Neben dem zwischen debilen Albernheiten und subtextlosen banalen Dialogen schwankenden Drehbuch sowie der jämmerlichen szenischen Umsetzung sind es vor allem die schauspielerischen Leistungen, die aus diesem Film eine televisionäre Katastrophe machen. Hauptdarsteller Fritz Wepper spielt seine öde Figur ohne Ecken und Kanten, während seine Tochter (im Film wie in der Realität – nein, wie nett) bei ihrer Arbeit einen ähnlichen Ansatz zu verfolgen scheint wie Wepper selbst.
Lediglich Kathrin Kühnel schafft es trotz des Totalausfalls der Weppers, ein wenig zu glänzen, und sie hat unbestreitbar das nötige Feingefühl für ihre Rolle, wenn sie auch verständlicherweise stark zur Unterforderung neigt. Christoph von Friedl spielt wenigstens in einer Szene (der seines Zusammenbruchs, nachdem er vom Tod seiner Schwester erfahren hat) authentisch. Das reicht jedoch nicht, um diesen verhunzten Film noch irgendwie zu retten. «Mord in bester Gesellschaft – Die Lüge hinter der Wahrheit» ist eine Produktion für die Tonne.
Das Erste strahlt «Mord in bester Gesellschaft – Die Lüge hinter der Wahrheit» am Donnerstag, den 6. Januar 2011, um 20.15 Uhr aus.