Die Kritiker

«Vampire Diaries» (2x01)

von

Story


Als Elena in die Küche kommt, erblickt sie John, der blutend am Boden liegt. Sie ruft einen Krankenwagen, während Katherine verschwindet. Dann entdeckt sie den schlafenden Jeremy und erfährt, dass er mit Hilfe von Annas Blut und Schmerztabletten ein Vampir werden wollte. Doch Stefan stellt fest, dass es nicht funktioniert hat. Im Krankenhaus liegt auch Caroline, der es nach dem Autounfall sehr schlecht geht. Damon bietet an, ihr sein Blut zu geben, damit sie wieder gesund wird.

Darsteller
Nina Dobrev («Fugitive Pieces») ist Elena Gilbert und Katherine Pierce
Paul Wesley («24») ist Stefan Salvatore
Ian Somerhalder («Lost») ist Damon Salvatore
Katherine Graham («Hannah Montana») ist Bonnie Bennett
David Anders («Alias») ist John Gilbert
Steven R. McQueen («Everwood») ist Jeremy Gilbert

Kritik
Früher war die Sache klar: Vampire waren schauderhafte Untote, denen Knoblauch und Kruzifixe unheimlich zusetzten und die sich mit dem Tageslicht nie so recht anfreunden konnten. Doch seit Murnaus und Herzogs «Nosferatu»-Zeiten hat sich zumindest im amerikanischen Vampirbild einiges geändert. Spätestens seit «Twilight» und der CBS-Serie «Moonlight» sind Vampire eher heiße Typen, die mit ihren High-School-Klassenkameradinnen anbandeln und trotz ihres recht hohen Alters (Geburtsdaten, die vor der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs liegen, sind keine Seltenheit) ein auf den ersten Blick ganz normales Teen- oder Twentysomething-Leben führen.

Auftritt «The Vampire Diaries», eine der neueren amerikanischen Serien, die schamlos auf der «Twilight»-Welle reiten. Für das junge, weibliche The CW-Publikum ist das Konzept wie gemacht: starke Frauen und sehr, sehr viel maskulines Eyecandy. Doch dabei bleibt es nicht. Denn nach einem spannenden Cliffhanger, der Elena Gilberts Leben in der letzten Folge der ersten Staffel an allen Fronten kollabieren ließ, geht es in der Auftaktepisode der zweiten Runde Vampirgeschichten zackig voran. Die Plots werden rasch und vor allem dynamisch erzählt. Einen Mangel an Drive kann man der Serie wahrlich nicht ankreiden. Natürlich bleibt «The Vampire Diaries» durchwegs recht seicht, doch man schafft es immer wieder, diese Seichtigkeit durch subtextreiche und konfliktgefüllte Dialoge aufzubrechen. Diese werden jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach in der deutschen Übersetzung an emotionaler Wucht einbüßen.

Es wird nicht überraschen, dass in der Serie ein hoher Grad an Pathos allgegenwärtig ist. Doch es hilft beträchtlich, dass dieser vollkommen ohne Hemmungen vorgetragen wird und in dem sehr amerikanischen Setting Mystic Falls, VA (als Kulisse wurde aus finanziellen Gründen ein beschaulicher Ort in Georgia gewählt) wirkt dieser pathetische Stil passend, ja angemessen. Julie Plec und Kevin Williamson («Scream»), die das Konzept der Serie nach der Romanvorlage von L.J. Smith entwickelten und sich auch als Drehbuchautoren für die Premiere der zweiten Staffel verantwortlich zeichnen, offenbaren durchwegs sehr viel Feingefühl für ihre Figuren.

Die große Überraschung an «The Vampire Diaries» sind jedoch die herausragenden schauspielerischen Leistungen, die man hier zu sehen bekommt. Bis auf Ian Somerhalder und David Anders hat keiner der Akteure wirklich nennenswerte Credits vorzuweisen. Trotz ihrer geringen Erfahrungen meistert Nina Dobrev die Anforderungen an das Spielen einer Doppelrolle jedoch bravourös und auch Somerhalder sowie sein Serienbruder Paul Wesley machen ihre Arbeit hervorragend. Sie schaffen es allesamt exzellent, den sehr amerikanischen schwarzen Humor, mit dem die Dialoge unterfüttert sind, zu transportieren, ohne dass es abgedroschen wird, und sie sorgen noch in der größten Kitschszene für so viel Authentizität wie möglich. Fertig ist das „Guilty Pleasure“, das durch einen gelungenen Soundtrack, wie es bei The CW-Serien üblich ist, passend abgerundet wird.

ProSieben strahlt die zweite «Vampire Diaries»-Staffel ab Montag, 10. Januar 2011, um 21.10 Uhr aus.

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