Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: The Big Deal Theory

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Die Sitcom «Big Bang Theory» wird um drei Staffeln verlängert. Alles über die Hintergrunde des Mega-Deals.

Produzent und Autor Chuck Lorre ist in den USA momentan so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau für den Sender CBS. Mittlerweile strahlt dieser drei Sitcoms aus der Schmiede des Mannes aus – und alle gehören zu den erfolgreichsten Comedy-Programmen im amerikanischen Fernsehen. Neben dem Dauerbrenner «Two and a Half Men» und dem erfolgreichen Neustart «Mike & Molly» kreierte Lorre auch «The Big Bang Theory», dessen Geschichten uns wohl auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben werden: Wie Variety berichtet, stehen CBS und die Distributoren von Warner Bros. Television kurz vor dem Abschluss eines Mega-Deals, der das Format um drei weitere Staffeln verlängern würde.

Die Lorre-Sitcoms sind so erfolgreich, dass mittlerweile desöfteren langfristige Verträge geschmiedet werden. So wurde beispielsweise auch bei «Two and A Half Men» verfahren, das im vergangenen Jahr für gleich zwei weitere Jahre bestellt wurde. Vorteilhaft ist dies besonders dadurch, weil die Sender dadurch schnelle Gagensteigerungen vermeiden – an diesen nämlich scheitert so ziemlich jede Serie und besonders jede Sitcom früher oder später. Irgendwann werden neue Staffeln aufgrund der hohen Schauspielergehälter unbezahlbar, obwohl die eigentlichen Formate noch annehmbare Quoten erzielen. So geschehen unter anderem bei «Frasier», «Friends», «Alle lieben Raymond» und dem jüngsten Beispiel «King of Queens» - diese Liste könnte fast endlos fortgeführt werden.

Mittlerweile versuchen die Networks also, dieses bekannte Problem durch die sogenannten „multi-year broadcast agreements“ zumindest ansatzweise einzudämmen: Hier werden die Verträge eben nicht mehr nur für ein Jahr und eine Staffel, sondern gleich für zwei oder drei Jahre geschlossen. So wie es nun bei «The Big Bang Theory» der Fall sein wird: Die Verträge sehen einen Deal für 66 Episoden, damit drei neue Staffeln vor. Der Preis für die Ausstrahlungsrechte ist zwar hoch, aber rechnet sich nach drei Jahren, weil er innerhalb dieser Zeit nicht mehr steigt. Dies gibt jeder Vertragspartei konkrete Planungssicherheit.

Diese Mehrjahresdeals sind besonders bei Sitcoms beliebt: Die Erfahrung hat gezeigt, dass Sitcoms, wenn sie einmal beim Zuschauer ankommen, auch viele Jahre ein Garant für gute Einschaltquoten sind. Meist werden diese also entweder nach kurzer Zeit und ein oder zwei Staffeln abgesetzt oder sie bleiben für acht, zehn oder mehr Jahre auf dem Bildschirm. «The Big Bang Theory» hat sich im vergangenen Jahr als eines der erfolgreichsten Zielgruppen-Programme mit der dritten Staffel (nach zwei mäßig beliebten Seasons) fest etabliert und kann in dieser neuen TV-Season sogar auf dem schwierigen Sendeplatz am Donnerstagabend ganz allein bestehen. Es ist absehbar, dass diese Serie für viele kommende Jahre ein Quotenhit bleibt – und CBS ist klug genug, nun einen Vertrag für gleich drei Jahre zu schnüren.

Den Darstellern der Hit-Comedy sind die Mehrjahresverträge nun eher zum Nachteil geworden; auch sie haben im vergangenen Jahr einem Deal bis zur siebten Season zugestimmt. Hätten sie gewusst, dass die Show ein solch riesiger Erfolg bleibt, dann wäre sicher deutlich mehr Geld drin gewesen. Zum Vergleich: Charlie Sheen, der Star der anderen Lorre-Sitcom «Two and A Half Men», verdient mittlerweile pro Folge geschätzte eine Million Dollar. Die «Big Bang Theory»-Hauptdarsteller kassieren, obwohl deren Quoten mittlerweile besser sind, aktuell 200.000 Dollar pro Episode – und mit jeder weiteren Staffel kommen lediglich 50.000 Dollar dazu, sodass sie in der siebten Runde 350.000 Dollar verdienen würden. Für einen Sitcom-Star ist dies ein verhältnismäßig schlechter Deal, wenn man sich andere Gagen anschaut. Zwar bekommen die Schauspieler mit der siebten Staffel noch einmal vertraglich vereinbarte eine Million Dollar Handgeld, aber selbst dies wären pro Episode – bei 22 an der Zahl – lediglich knapp 50.000 Dollar mehr. Erst mit einer achten Staffel und neuen Verträgen würden die Darsteller also richtig abkassieren – und bis dahin könnte der Hype um «The Big Bang Theory» längst abgeflacht, die Sendung selbst nur noch quotentechnischer Durchschnitt sein. CBS hat dann jahrelang perfekt verdient und die Ausgaben verhältnismäßig in Grenzen gehalten.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

Kurz-URL: qmde.de/47011
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