Wenige Tage vor der Ausstrahlung des «ARD-exclusiv»-Doku über Carsten Maschmeyer schlug ein Anwaltsbrief hohe Wellen in der ARD. Die Doku wurde gesendet.
Da war selbst der Medienanwalt chancenlos: Den Dokumentarfilm «ARD-exclusiv: Der Drückerkönig und die Politik. Die schillernde Karriere des Carsten Maschmeyer» gab es am Mittwochabend doch zu sehen und erzielte mit rund vier Millionen Zuschauern gute 12,5 Prozent Marktanteil aller Zuschauer für das Erste. Der Hamburger Anwalt Matthias Prinz hat ein umfangreiches Schreiben an alle ARD-Intendanten geschickt, um im Interesse seines Mandanten Carsten Maschmeyer zu vermitteln. Er forderte die Intendanten auf, die journalistische Sorgfalt des Films zu prüfen.
Doch der zuständige NDR zeigte sich unbeeindruckt: „Es gibt es nichts, was einer Ausstrahlung der Dokumentation entgegenstünde“, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke noch am Dienstag gegenüber dem „Stern“. Schließlich hatten sich auch die NDR-Juristen den Film über den Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer bei der redaktionellen Abnahme angesehen. Prinz hatte Zweifel an der journalistischen Sorgfalt geäußert, weil Maschmeyer keine Gelegenheit erhalten habe, angemessen zu Wort zu kommen. Es habe zwar Anfragen gegeben, aber keine konkreten Fragen, von denen Maschmeyer vor einem Interview in Kenntnis gesetzt werden wollte.
Doch wie der NDR betonte, war Maschmeyer über mehrere Monate zu keinem Interview bereit, bis ihn der Reporter Christoph Lütgert ansprach, dem gegenüber er vor laufender Kamera aber nur ein Schweigen entgegen brachte. Jetzt äußerte sich Maschmeyer doch noch in der „Bild“-Zeitung: „“Wir wollten den Beitrag nie verhindern oder die Pressefreiheit angreifen“, stellte der Unternehmer klar. „Wir haben die für das Programm der ARD verantwortlichen Intendanten lediglich gebeten, zu überprüfen, ob die «Panorama»-Redaktion diesmal journalistisch sorgfältig gearbeitet hat“, merkte Maschmeyer an.
Bei dem Film selbst handelte es sich um „eine pointierte Zusammenschau“ über Maschmeyer und seine Arbeit bei AWD, wie der NDR-Leiter der Abteilung Innenpolitik, Stephan Wels dem „Stern“ gegenüber beschrieb. Nachgezeichnet wurden auch seine Kontakte zu politischen Größen. Maschmeyer, der mit Schauspielerin Veronica Ferres zusammen lebt, gründete die AWD 1988 und schied aus dieser 2009 aus. „Ungezählte AWD-Kunden klagen heute über den Verlust sämtlicher Ersparnisse und ihrer Altersvorsorge“, beschreibt eine NDR-Pressemitteilung die Thematik des Dokumentar-Films. Mit Rürup gründete Maschmeyer im Januar 2010 die Beraterfirma MaschmeyerRürup AG. Von den Vorwürfen habe der Unternehmer erst in der Programmzeitschrift erfahren, bekräftige er in der „Bild“.